Deutsches Fremdwörterbuch | |
human |
Adj., im frühen 17. Jh. entlehnt aus
lat. humanus ‘menschlich, menschenwürdig, menschenfreundlich, gütig;
feingebildet’ (zu homo ‘Mensch’, unter ungeklärten Lautverhältnissen
zurückgehend auf lat. humus ‘Erde, Erdboden, Erdreich’, → Humus, also
eigentlich ‘der auf der Erde Lebende, Irdische; vgl. ahd. gomo, got.
guma ‘Mensch, Mann’, vgl. Bräutigam; → Homunkulus, → Humanismus, →
Humanist, → humanitär, → Humanität); anfangs vereinzelt in der (frz.
beeinflussten) Form humain.
a Zunächst in der Bed.
‘(menschen)freundlich, wohlwollend, leutselig; gesittet, feingebildet’, im
18. Jh. (in Anlehnung an → Humanität) bes. durch Herder präzisiert zu ‘die Würde
des Menschen achtend, ihn seiner Würde, seinem Wert als Mensch entsprechend
angemessen, menschenwürdig, anständig behandelnd’ (s. Belege 1798, 1822, 1861,
1920; → fair 2b; vgl. humanistisch, → Humanismus b), gelegentlich auch
mit Bezug auf humanistische Bildung und Pädagogik (s. Belege 1787.1, 1804, 1892,
1927.1; vgl. humanistisch, → Humanismus a), heute mit allgemeinerem Bezug
auf Wesenseigenschaften und ethische Handlungsgrundsätze des Menschen (aus der
Sicht des handelnden Subjekts) in der Bed. ‘gut, freundlich, mitfühlend, gütig,
wohlwollend; leutselig, gefällig, höflich, zuvorkommend, mit Rücksicht und
Respekt; fürsorglich, wohltätig, barmherzig, mild, hilfsbereit, gemeinnützig,
menschenfreundlich’ (s. Belege 1946, 1992, 2009; → sozial, vgl. ethisch,
→ Ethik, moralisch; Ggs. barbarisch, brutal), in Wendungen
wie human mit jmdm. umgehen, der Richter zeigte sich vergleichsweise human,
eine zutiefst humane Verhaltensweise, humaner Umgang mit Flüchtlingen, die
Gefangenen in humaner Weise behandeln, die Welt humaner gestalten, humane Werte,
humane Stadtgestaltung und -entwicklung, auch in Bezug auf Umwelt und
Tierwelt für ‘dem Verhalten des zivilisierten Menschen würdig, im Bewusstsein
der Verantwortung für die Erde und alle Lebewesen, ohne Zufügung unnötiger
Qualen, rücksichtsvoll, fortschrittlich, umweltbewusst handelnd’ (s. Belege
1985, 1996, 2006; → ökologisch), z. B. humaner Umgang mit Ressourcen, Jagen
ist die humanere Methode, Füchse zu kontrollieren, humane Transportmethoden für
Schlachtvieh, auch bezogen auf die Zustände, Rahmenbedingungen, Umstände,
denen ein Individuum unterliegt, für ‘der Würde und den Bedürfnissen des
Menschen (und anderer Lebewesen) entsprechend’ (s. Belege 1995, 2008.1), z. B.
humanes Sterben, humane Zustände, Drogenpolitik, Grundwerte humanen
Zusammenlebens, der Zukunft ein humanes Antlitz verleihen, humaner
(‘chancengleicher, gesundheitlich unbedenklicher, dopingfreier’)
Spitzensport, eine humane Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, unter
humanen Bedingungen leben können, humanere Bedingungen für die
Kälberhaltung, in neuerer Zeit abgeflacht und ugs. verwendet für ‘angenehm,
freundlich, annehmbar, mild, maßvoll, erträglich, vertretbar’ (s. Belege
1998.1, 1998.2, 2008.2; → akzeptabel; vgl. kulant, moderat), z. B.
relativ humane Preise, humane Arbeitszeiten, halbwegs humane Mieten, eine
humane Slalomstrecke, die Steuerforderung war recht human, etwas humaner
(‘freundlicher’) ausdrücken; oft in additiven adj. Zss. wie
human-christlich, -ethisch, -karitativ; abendländisch-,
aufklärerisch-, bürgerlich-, freiheitlich-, klassisch-,
wissenschaftlich-human, dazu (für alle Teilbedeutungen) die antonymen
Präfixbildungen inhuman (→ In²-, in²-), ahuman (→ a-),
unhuman.
Dazu die vereinzelt bereits im 16. Jh., kontinuierlich
seit spätem 18. Jh. bezeugte, weitgehend gleichbed. adj. Ableitung
humanisch, vereinzelt auch in der Bed. ‘die Sprache und Kultur des
Altertums, den Umgang mit der klassischen griechisch-römischen Gedankenwelt
betreffend, altsprachlich’ (s. Belege 1781, 1820, 1991; vgl.
humanistisch, → Humanismus a).
Daneben seit frühem 17. Jh. aus
gelehrtenlat. (studia) humaniora ‘die feineren, gebildet(er)en (Studien)’
(Nom. Pl. N. zu lat. humanior, Komparativ von humanus, s. o.)
übernommenes Humaniora Pl., anfangs meist lat. flekt. und vereinzelt auch
eingedeutscht Humanioren, als bildungsspr. (veraltete) Bezeichnung für
die Gesamtheit des humanistischen Bildungsprogramms, die sog. Schönen
Wissenschaften (klassische Sprachen und Grammatik, Rhetorik, Literatur;
Philosophie, Geschichte) als Grundlage der Erziehung und Bildung (Ggs.
Realistika), in Wendungen wie Humaniora (be-)treiben, absolvieren,
studieren, lehren, mit der seit spätem 18. Jh. gelegentlich bezeugten adj.
Ableitung humanior ‘die humanistischen Fächer betreffend, umfassend,
geisteswissenschaftlich’, z. B. humaniores Gymnasium, Studium, humaniore
Ausbildung.
Dazu seit Anfang 18. Jh. die eventuell aus gleichbed.
frz. humaniser entlehnte verbale Ableitung humanisieren V. trans.,
zunächst mit Bezug auf Personen in der Bed. ‘jmdn. vermenschlichen, zum
Menschen, menschlich, mild gestimmt, gesittet machen; veredeln, verfeinern,
sittlich vervollkommnen’ (vgl. kultivieren), z. B. den Menschen durch
Sprache und Musik humanisieren, die humanisierende Wirkung der Kunst, seit
spätem 18. Jh. mit Bezug auf Lebenswelt und -umstände des Menschen in der Bed.
‘etwas menschenwürdig gestalten, etwas (z. B. die Lebens- und
Arbeitsbedingungen) den (motorischen, sensorischen, sozialen, politischen o. ä.)
Voraussetzungen und Bedürfnissen des Menschen anpassen’ (s. Belege 1776, 1789,
1929, 2009; vgl. zivilisieren, → Zivilisation), in Wendungen wie das
Sterben und den Tod in unserer Gesellschaft humanisieren, Bauten aus Beton,
Stahl und Glas lassen sich durch den Einsatz von Holz humanisieren, die
Arbeit(sbedingungen), den Strafvollzug, Prozesse der Globalisierung, Konflikte,
eine entfremdete Umgebung humanisieren, das Leben in der Stadt humanisieren
und in den antonymen Präfixbildungen de-, enthumanisieren, mit dem
seit spätem 18. Jh. nachgewiesenen Verbalsubst. Humanisierung F. (-;
selten -en), zunächst in der Bed. ‘(Prozess der) Bildung, sittlichen
Verfeinerung, Menschenformung’ (vgl. Kultivierung), dann allgemeiner
‘menschengerechte Gestaltung; Bestreben, die (technische und soziale) Umwelt so
weit wie möglich an die menschlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse anzupassen’
(s. Belege 1889, 1937, 2008; vgl. Liberalisierung, → liberal), häufig in
Wendungen wie Humanisierung des Krieges, Völkerrechts, Strafvollzugs,
der Technik, Humanisierung der Arbeitswelt ‘Verbesserung der
Arbeitsbedingungen in den Betrieben, um mehr Raum für Persönlichkeitsentwicklung
und Selbstverwirklichung zu schaffen’, der Menschheitsauftrag des 21.
Jahrhunderts ist die Humanisierung der Welt, die dringend notwendige
Humanisierung der Wirtschaft, auf eine Humanisierung des Regimes hinwirken,
in Zss. wie Humanisierungsauftrag, -bestrebungen, -forschung,
-programm, -prozess, -tendenzen und in den antonymen Präfixbildungen De-,
Enthumanisierung; daneben weitgehend gleichbed., seit Ende 18. Jh.
nachgewiesenes, eventuell von gleichbed. engl. humanization beeinflusstes
Humanisation F. (-; ohne Pl.) (vgl. Kulturation, → Kultur), in
theologischen Kontexten auch für ‘Vermenschlichung (des Göttlichen)’ (s. Belege
1790, 1813; vgl. Anthropomorphisierung), in biologischen Zusammenhängen
‘Entstehung, Entwicklung der menschlichen Art, des menschlichen Individuums,
Menschwerdung’ (s. Belege 1832, 1989, 2003).
Dazu seit frühem 19. Jh. die
latinisierende Substantivierung Humanum N. (-(s); ohne Pl.) in der Bed.
‘Gesamtheit der den Menschen auszeichnenden ethischen und intellektuellen
Eigenschaften, das typisch Menschliche, Menschlichkeit’ (Ggs. Diabolicum,
Divinum), z. B. sich dem Humanum verpflichtet fühlen, etwas ist ein
unaufgebbares Humanum, den Untergang des Humanum beklagen, Information und
Wissen können ohne Dialog und Erkennen kein Humanum sein, die vielfältigen
Bedrohungen des Humanum, die Werte des Humanum gegenüber zweckrationalen
Sachzwängen wahren.
b Seit spätem 19. Jh. in der allgemeinen
etymologischen Bed. ‘menschlich, auf den Menschen bezogen; menschentümlich,
typisch für den Menschen, der menschlichen Natur entsprechend’, z. B. die
materiellen und humanen Ressourcen des Landes, v. a. als Bestimmungswort in
Zss. wie Humankapital ‘Fähigkeiten, Kenntnisse und Verhaltensweisen von
Personen(gruppen), menschliches Arbeitsvermögen’, Humanvermögen
‘Leistungspotenzial, das Arbeiter einem Unternehmen zur Verfügung stellen bzw.
über welches das Unternehmen verfügt’, Humanwissenschaften ‘(geistes-,
sozial- und natur-)wissenschaftliche Fachgebiete, deren Forschungsobjekt der
Mensch ist’, (zur Kennzeichnung einzelner dieser Wissenschaften:)
Humanökologie ‘Zweig der Ökologie, der die Anpassung des Menschen an die
Umwelt (durch Technik und soziale Organisation) untersucht’, seit dem 20. Jh.
auch in der medizinisch-biologischen Forschung in der Bed. ‘zum Menschen
gehörend, beim Menschen vorkommend, dem Menschen eigentümlich’ (s. Belege 1934,
1955, 1991), in Wendungen wie im humanen Bereich vorkommende Viren, humane
embryonale Stammzellen, humane Proteine, Zellen humanen Ursprungs, meist als
Bestimmungswort in Zss. wie Humangenetik ‘Wissenschaft von den erblichen
Unterschieden zwischen Menschen und deren Bedeutung für Gesundheit und
Krankheit’, Humanversuch ‘Erprobung eines neuen Medikaments oder einer
neuen Therapie am Menschen’, humanmedizinisch, -psychologisch,
-wissenschaftlich; selten als Grundwort in Zss. wie außer-,
posthuman.
Dazu seit Anfang 20. Jh. die hybride Bildung
humanoid Adj. (aus human- und -oid ‘-ähnlich, -artig’,
zurückgehend auf griech. -ο ε ι δ ής ‘ähnlich’, zu ἔιδος
‘Gestalt’; vgl. anthropoid, → Anthropologie, insektoid, → Insekt)
in der Bed. ‘menschenähnlich’, in neuerer Zeit bes. im Zusammenhang mit
Science-Fiction-Literatur und -Filmen (s. Belege 1978, 1999), z. B. ein
humanoider Roboter, Organismus, eine humanoide Maschine, humanoide
Intelligenz, mit der Substantivierung Humanoid M. (-en; -en) als
Bezeichnung für Lebensformen und Maschinen mit einem menschenähnlichen
Erscheinungsbild (vgl. auch Android ‘Roboter, der einem Menschen
täuschend ähnlich sieht und sich menschenähnlich verhält’, Hominide
‘Angehöriger der aus dem Menschen, seinen Vorläufern und den Menschenaffen
bestehenden Familie’).
Belege
Wallhausen 1616 Kriegsmanual
(Gl.) o. S.
Humain, Holtseelig;
Allert 1627 Tagebuch 67
hat so humane
und freundlich, als manch gering Kretschmerweib nicht thut, mit mir geredet;
Beer 1682 Der Verliebte Europaeer 233
welcher aber noch bey dem grossen
Reichthum/ den er hat/ so human ist/ daß auch die geringsten Bürger vor ihn
kommen/ und ihre Not anbringen dürffen (CARMESIN);
Roth 1684 Memorabilia
Europae 28
Der Rath . . hat 2. Stattpfleger/ sind alle beyde hochverständige
gelehrte und klügeste Männer/ dabeneben sehr human, freundlich;
1690
Hochbeehrtes Augsburg 123
Der Churfürst bezeigte sich gegen männiglich gar
human;
Wächtler 1709 Manual 154
Human, freundlich/ leutselig/ z. E. er
erweiset sich gegen iedweden Human;
Philo 1722 Ruhm d. Tobacks 40
Aber
mit dem allen ist er so humain, daß wenn ihn jemand um ein oder andere Sachen
befragt/ er kaum mit Ja oder Nein antworten kan;
ebd. 95
Allein/ die Welt
wird von Tage zu Tage höfflicher und humainer;
Bürger 1787 Anweisung z.
dtsch. Sprache (III 33)
der echte schöne Geist . . muß sich durch
Einsammlung humaner Kenntnisse und durch sehr oft angestellte Übungen auf der
Palästra des Geistes zu demjenigen, wofür er sich mit Recht ausgeben will,
entwickelt und ausgebildet haben;
Matthisson 1787 Schweiz II 133
zwey der
humansten und uneigennützigsten Lehrer und Freunde;
Forster 1790 Ansichten v.
Niederrhein (W. II 735)
den würdigen Cras, der mit der Jurisprudenz eine so
ausgebreitete als gründliche Belesenheit in vielen anderen Zweigen der
Litteratur, eine allgemeine humane Theilnahme an allem, was unserer Gattung
frommen kann mit dem gebildetsten Ton . . ohne Anmaßung verbindet (DiBi 1);
Herder 1793–95 Br. XVII 364
Die Satyren der Griechen sind eben sowohl
Denkmale ihrer humanen Weisheit, als die erhabensten Götterbilder;
Laukhard
1798 Annalen I 56
viele gesittete Adliche, die jeden Menschen human und nach
Verdienst zu behandeln wissen;
Lavater 1798–1800 (Nachgel. Schr. I 329)
Die Gesetzgebung mache sich durch gerechte und humane Gesetze verehrenswerth;
1804 Br. v. d. Univ. 157
seine Frau, der man schon die humane Bildung
ansehe;
Vico 1822 Grundzüge 32
Endlich das Alter der Menschen, in welchem
alle sich als gleich erkannten in menschlicher Natur; und in welchem deshalb
zuerst aufkamen die volksfreien Republiken und zuletzt die Monarchien, als
welche beide . . die Formen sind der humanen Verfassungen;
Kohl 1841
Petersburg I 161
Andere Nationen, die alle ihre moralische Kraft in ihrer
ausgebildeten Vernunft haben und denen diese gelegentlich durch Spirituosa
benommen und geblendet wird, zeigen sich dann inhuman und werden gefährlich;
Willkomm 1857 Ammer 543
um milde Gaben für die Pflege Kranker zu
erbitten, welche die humane Brüderschaft Jedem, gleichviel, welchem
Religionsbekenntnisse der Bedürftige angehören mochte, bereitwilligst angedeihen
ließ;
1858 Staats-Wb. III 144
Die Kirchenpraxis hat übrigens gute Muster
einer diskreten, umsichtigen und humanen Handhabung der Kirchendisciplin
gegeben;
1861 Allg. Mil.-Enc. IV 150
In den human regierten Staaten
gleicht begreiflicher Weise die Vergütung den unvermeidlichen Quartierzwang aus;
Hillebrand 1878 Profile 335
Wie human und fein sind dagegen Shakespeare’s
derbste Scherze mit Falstaff oder Malvolio!;
Hansjakob 1879–1909 Jugendzeit
(I 131)
Alle eure „humanen“ Erziehungsgrundsätze sind für das Wohl und das
Glück der Kinder und der menschlichen Gesellschaft in meinen Augen nicht so viel
wert, als ein einziger kleiner Sack voll Äpfel an Petri Stuhlfeier!;
1892
Briefw. J. Burckhardt – Wölfflin 71
die Aussicht auf ein Leben, das nach
wahrhaft humanen Grundsätzen gestaltet werden könnte. Der eigene Bildner meiner
Person, nicht abhängig von dem Zufall eines wechselvoll da und dort
hingeworfenen Daseins;
Jodl 1894 Vom Lebenswege II 66
eine von wahrhaft
humanem Geiste beseelte, volksfreundliche Sozialgesetzgebung, welche . . mit
grundsätzlicher Anerkennung der Zusammengehörigkeit aller Volksklassen an die
Überbrückung der Gegensätze herangeht;
Paulsen 1897 Gesch. d. gel.
Unterrichts II 645
Das zweite Stück ist, was man humane Bildung nennt. Man
kann sie erklären als ein weites und tiefes Verständnis für menschliche Dinge,
eine lebhafte und freie Teilnahme für alle großen Angelegenheiten der
Menschheit;
Treitschke 1897 Politik I 27
Man kann sich den römischen
Staat als human, Kunst und Wissenschaft pflegend, gar nicht vorstellen;
Valentin 1920 Völkerbundged. 156
daß der Weltkrieg nicht humaner, sondern
weit barbarischer geführt worden ist, . . als irgendein Krieg in Europa seit dem
dreißigjährigen;
1927 Jahrb. f. Philologie II 7
In seinem wahrhaft
humanen Vortrag über „Die Universität als Bildungsstätte“ . . prägt er den von
wilder Zeit erregten Akademikern einen abkühlenden Satz ein;
1927
Sittengesch. d. Lasters 308
so sehen wir doch neben den Kreisen human und
gerecht denkender Wissenschaftler Organisationen Homosexueller erstehen, die . .
den Kampf für die Rechte ihrer Artgenossen aufnehmen wollen;
Friedell 1931
Kulturgesch. III 535
In der Renaissance taten sie einander Gift in die
Schokolade, ebenfalls fürs Vaterland; was heute unseren humanen Abscheu erregt;
Hausenstein 1935 Wanderungen 192
innen und außen bleibt die Größe des
Werks dem menschlichen Maßstab zugeordnet – nirgends ist sie über die ebenso
beschwichtigende als imponierende Höhe dieses Maßstabs hinausgetrieben in eine
Dimension, die inhuman geworden wäre, ohne deshalb übermenschlich, halbgöttisch
werden zu können;
Süddtsch. Ztg. 5. 11. 1946
Humanes Denken setzt den
bewußten Willen zum Anerkennen anderer Art und Meinung, die Bereitschaft zur
Verständigung, das heißt verstandesmäßigen Erörterung mit dem Gesprächspartner
und zur Klärung eines Begriffes bis in seine letzte Konsequenz hinein voraus;
1959 Untergang 26
Je mehr eine humane Verfassung der europäischen Staaten
gefährdet ist, . . desto ausschließlicher stehen die negativ gerichteten Werke
der gegenwärtigen Kunst und Philosophie . . für die Wahrheit und die Humanität;
Mannh. Morgen 2. 4. 1985
daß ein humaner Tourismus ohne die Zersiedelung
der Landschaft und Zerstörung der Natur dennoch nur schwer zu verwirklichen ist;
Spiegel 7. 12. 1992
daß sich weitaus die meisten Deutschen in der humanen
Einstellung zu Bürgerkriegsflüchtlingen einig sind;
Nürnb. Nachr.
4. 5. 1995
[er] machte erneut deutlich, daß seines Erachtens passive Hilfe
zu einem humanen Sterben nicht kriminalisiert werden dürfte;
taz
10. 2. 1996
Netze, dünne Drähte, Kunststoff-Dornen und sonstige „humane
Taubenabwehrsysteme“, die Schädlingsbekämpfungsgesellschaften im Branchenbuch
zuhauf als „zuverlässig, umweltfreundlich“ anbieten;
Vorarlb. Nachr.
3. 2. 1998
daß der Vorgänger des derzeitigen Bürgermeisters überbezahlt
(human ausgedrückt) war, ist klar;
Frankf. Rundsch. 17. 10. 1998
Konzept
ist, interessante Rock- und Popmusik zu einem humanen Preis zu präsentieren;
Berl. Ztg. 17. 3. 2006
Auch die Tierärztegruppe forderte eine stärkere
Kontrolle. Und nun hat das Ministerium tatsächlich die Zahl der Inspektoren
erhöht, die „humane Jagdpraktiken und die ordnungsgemäße Verwendung der
Jagdgeräte“ sichern sollen;
ebd. 3. 7. 2008
Eigentlich wollte der
Hamburger Ex-Justizsenator mit seiner spektakulär inszenierten Aktion für ein
humaneres Sterben und mehr individuelle Selbstbestimmung am Lebensende werben;
Braunschw. Ztg. 29. 8. 2008
„Die Arbeit macht mir viel Spaß, ich habe
humane Arbeitszeiten und bin immer gut gekleidet,“ freut sich der 22-Jährige
nach zwei Jahren intensiver Suche über seinen Ausbildungsplatz;
Süddtsch.
Ztg. 24. 9. 2009
Die größte Herausforderung für die humane Gesellschaft ist,
sich besonders um die Menschen zu kümmern, die an Existenznot
leiden.
1785 Beytr. I 113
auf den Stadtschulen
ist Latein das summum bonum, und auf den neuern humanioren Gymnasien und
Philanthropinen faengt man erst an, andre Wege zu versuchen;
1850 Archiv u.
Ztg. d. Apotheker-Vereins III 110
Dann bleibt der philosophischen Facultät,
was ihr gebührt, was nach einem tiefen constructiven Gesetze zusammengehört, und
die höhere, rein humaniore Ausbildung, so wie den Beruf zum Lehramte in den
Humanioren vorbereitet: die Philosophie, Sprachkunde, Geschichte und die Kunst,
zu welcher die allgemeine Literatur als darstellendes Kunstwerk aller Geister
gehört;
Wagner 1870–80 Mein Leben 437
von seinen philologischen und
humanioren Studien, zu welchen er aus Neigung bestimmt worden (DiBi 125);
1894 Histor. Untersuchungen 107
Mit seiner Forderung eines stärkeren
Betriebes der humanioren Studien knüpfte Kapp an Vorschläge, die bereits früher
von Burkhard Mencke gemacht worden waren, an;
Hausenstein 1930 Bad. Reise
14
Karlsruhe ist eine antikische, eine humaniore Stadt, die ein wahrhaftiges
Forum besitzt, eine wahre Agora;
ders. 1951 Wanderungen 109
erwies das
Würzburger Barock noch einmal seine humaniore Erhabenheit;
Klein 1987
Freiburg 28
Wir mögen von solcher gotischen Baukunst getrost und mit
besonderem Tone auch sagen: ihren humanen Maßen – obwohl das humaniore
Jahrhundert, das sechzehnte, der Vollendung des Turms erst nach etwa zwei
Jahrhunderten gefolgt ist;
Pitz 2006 Verfassungslehre 1175
Seit man aber
an jedes Argument anstatt des humanioren den Maßstab der eigenen, für universal
gehaltenen Vernunft anlegte, hatte sich in Europa ein neuer Begriff des
Verstehens ausgebildet, das Verstehen des anderen nämlich als eines Fremden, mit
dem eine Verständigung zu erzielen und Einverständnis zu erreichen man nicht
mehr für möglich hielt.
Mundus 1617
Rosenkreuzbruder 20
vnd thäte dir selbsten hoch vonnöten, du giengest noch
ein weil bey den Jesuitern inn die Schul, vnd liessest dich in Humanioribus,
besonders in der Dialectica, besser abrichten;
Löhneyß 1622 Aulicopolit.
17b
nachdem sie in humanioribus den Grund gelegt;
Zinkgref 1631
Apophtegmata III 28
Er wüste in seinem hohen Alter nichts/ daß ihm/ nechst
Gott vnd seinem wort/ lieber vnd angenehmer were/ als die studia humaniora, in
welchen er sich auch gegen den Gelehrtesten dörffte sehen lassen;
Sittewalt
1646 Wundergesch. d. Welt 37
Vor diesem waren keine bessere Examinatores und
Unterweiser in Politischer Klugheit und erbaren Sitten/ als gelehrte Historici,
Oratores und Poeten/ daher sie auch Professores Humanitatis, und ihre Studia
Humaniora genennet wurden;
Weise 1672 Erznarren 84
warumb von etlichen
seculis daher, seit die literæ humaniores wiederumb auß der finstern Barbarey
hervorgezogen worden, die Schulen so gar wenig zur Besserung kommen (DiBi 125);
Seckendorff 1691 Reden Vorr. 54
So viel ist gewiß/ daß man im vorigen
Seculo wenig gelehrte Hof-Leute/ und noch vielweniger deren gefunden/ welche zu
selbiger Zeit die so genannten humaniora sonderlich tractiret hätten;
Bohse
1703 Frühlings-, Sommer-Früchte 360
das Collegium der Jesuiter, woselbst
diese in humanioribus und der Philosophie docireten;
Bötze 1712 Sendschreiben
31
sich . . in humanioribus dergestalt perfectioniret;
Marperger um 1720
Reisen 32
wer nicht auf des Landes, oder der Republic Schulen, Gymnasiis,
Universitäten, und Ritter-Academien seine Humaniora und Studia Elegantiora . .
absolviret hätte;
Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 50
Lambinus lehrte
die Humaniora zu Paris und Amiens;
ebd. 69
Nachdem er [Flacius] seine
Humaniora absolviert hatte, wollte er ein Mönch werden;
Semler 1781
Lebensbeschr. I 348
[im Halleschen Seminar werden] humaniora unaufhörlich
und ernstlich betrieben;
Herder 1793–97 Br. z. Beförd. d. Humanität I 157
Daß die Wissenschaften, die man humaniora nennt, zum leeren Zeitvertreib oder zu
eitelm Putz ausgeartet sind, ist ein Mißbrauch, den schon ihr Name strafet (DiBi
1);
Jacobi 1794 Woldemar I 158
Die ersten Beförderer der Reformation
waren Humanisten, und so wurden die Humaniora bis zum ABC Buche herab bey der
Gegenparthey verdächtig;
Goethe 1799 Über Dilettantismus (WA I 47,312)
Vervielfältigtes Interesse an Humanioribus, im Gegensatz der Roheit des
Unwissenden oder der pedantischen Bornirtheit des bloßen Geschäftsmannes und
Schulgelehrten;
Niemeyer 1801 Pädagogik 81
Unter ihnen [Schülern] haben
sich mehrere unsrer ausgezeichneten Zufriedenheit würdig gemacht, und besonders
die Humanioren mit einem Eifer getrieben, welcher mehr des Zurückhaltens als des
Anspornens bedurfte;
Hauff 1826–27 Mitteilungen (S. W. I 377)
dann berufe
ich mich auf jene Söhne des Lagers, die unter Gefahren groß geworden, unter
Strapazen ergraut, keine Zeit hatten, Humaniora zu studieren (DiBi 1);
Herbart 1841 Vorles. 36
Die humaniora sollten Humanität bringen. Man
begriff, daß von seiten der Kenntnisse dem Menschen leichter beizukommen ist,
als von der Seite der Gesinnungen;
J. Grimm 1846 Verhandl. d. Germanisten
(Kl. Schr. VII 569)
am allerwenigsten dürfen aber die classischen philologen
deutschen den namen germanisten misgönnen, weil ihnen selbst sogar der
allgemeinste name humanisten überwiesen zu sein pflegt, ohne allen wahn, dasz
ihnen allein die pflege des menschlichen, das humanum oder gar die humaniora
obliege;
Friedberg 1872 Staat u. Kirche 895
Die Grossherzogliche
Regierung hat überdies dem erzbischöflichen Stuhl gegenüber sich erboten, mit
einigen der katholischen Mittelschulen, an welchen die humaniora gelehrt werden,
Anstalten für gemeinsame Wohnung, Kost und Pflege der Schüler [zu errichten];
Bierbaum 1897 Stilpe 11
Daher gab er denn seinen Sohn, als der im
lateinfähigen Alter war . ., nicht mit plumper Hast auf ein Gymnasium, sondern
richtete sein Augenmerk auf eine Anstalt, die beide Wege, den in die Humaniora,
und den in die Realistika, offen ließ (DiBi 1);
Kemmerich 1910 Dinge 6
die Erziehung war auf der breiten Basis der Humaniora und Realien zugleich
aufgebaut;
Friedell 1928 Kulturgesch. II 403
daß . . man noch bis zum
heutigen Tage die Studien, die sich mit dem Altertum befassen, humaniora, die
menschlicheren nennt;
Winker 1950 Maximilian I. 248
Auf dem Reichstage zu
Worms richtete er [Kaiser Maximilian] an die deutschen Kurfürsten einen
flammenden Appell, die Humaniora zu pflegen und Universitäten zu gründen;
Welt 7. 10. 1974
heute, glaubt Conze, gehen wir einem neuen Verständnis
der Geschichte als Glied aller Humaniora entgegen;
Zeit 22. 8. 1986
jede
Woche . . findet zwischen Rimini, Riccione, Cattolica, Gabicce, Pesaro und so
weiter ein Festival, ein Kongreß, eine Kunstausstellung, eine Veranstaltung über
Literatur oder andere Humaniora statt;
taz 14. 4. 2007
das, was Kant die
Humaniora und was wir die humanities beziehungsweise Humanwissenschaften
nennen.
1790 Allg. dtsch. Bibl. XCII 365
Vielleicht sey die ganze morgenländische Lehre von dem heil. Geist nichts
anders, als Humanisation Gottes;
Nose 1805 Privatisiren 111
Umgekehrt
läßt sich aus der Sehnsucht, aus dem neidischen Wunsche und kindischen Streben
nach der Eigenthümlichkeit oder dem Vorzuge eines Andern, und aus der daraus
entstehenden Unruhe und Unzufriedenheit bei Jemand richtig auf dessen niedere,
einseitige oder HalbKultur [!] schliessen, – (Will man über dies Ganze eine
Formel, so könnte eine davon heissen: ‘die Naturalisirung eines Menschen mit und
in sich selbst bestimmt den Grad seiner Humanisation.’);
Kaiser 1813 Bibl.
Theologie I 47 f.
Allmählich denkt der weiter fortreisende Verstand . .
eigene, von den Fetissen [!] verschiedene Gottheiten, die sich ungesehen hie und
da aufhalten . . und giebt ihnen Gestalt und Ausdehnung – personificirte
vermenschlichte Fetissen . ., auf welcher schon die eigene Erhebung seiner
selbst zur Vermenschlichung (Humanisation) auf die Götter übergetragen wird;
1832 Abhandl. d. kgl. Akad. d. Wiss. 14
Denn wie die blosse Gravitation
nebst dem Mischungs- und Entmischungsprozess von der Vegetation aufgenommen
wurde, und die Animalisation beides unter sich zusammenfasste: so soll wiederum
die Humanisation aus dieser sich hervorheben und sie in sich schliessen;
Krug
1838 Encyklopäd. Lex. d. Lit. u. d. Philosophie I 540
Das Wort
‘Humanitarier’ zur Bezeichnung der Humanisations-Beförderer ist auch von ganz
neuer Bildung und wird meist spöttisch gebraucht;
Holtzendorff 1889 Handb. d.
Völkerrechts IV 426 f.
Das neue Völkerrecht hat nun diese Grundsätze
vollständig umgewandelt, conform seiner grundsätzlich verschiedenen Auffassung
des Kriegsrechts überhaupt und zugleich seine moderne Humanisation gerade auf
das Kriegsgefangenenrecht besonders ausdehnend;
Siebenthal 1953 Wissenschaft
vom Traum 208
Zugleich ermöglicht sie die Voraussetzungen einer späten
Entscheidung kraft der Objektivierung und Distanzierung. Sie dient letztlich der
Humanisation, der Triebbeherrschung, der Verwirklichung des Menschseins, ist
Stufe zu ihm hin;
Wössner 1963 Mensch u. Gesellschaft 400
Die
quantitative Totalität im Sinne der Einbeziehung aller Menschen in diese Felder
läßt demnach auf deren Wichtigkeit schließen. Wichtigkeit hinsichtlich der
menschlichen Individuation und Humanisation;
Eykmann 1989
Friedensverkündigung 123
Wird der Mensch einmal als Werk der Natur gesehen,
so geht eine solche Anthropologie davon aus, das Neugeborene trage alles, dessen
es zu seiner Menschwerdung bedarf, schon im Stadium des Embryo in sich. Der
Vorgang der Humanisation wird dann vorgestellt als ein Prozeß der Ausfaltung
oder der Entwicklung;
Beillerot 2003 Erziehungswissenschaftl. Zeitdiagnosen
259
Erziehung ist Sozialisation. Die Sozialisation ist kein Vorgang, der zur
Humanisation hinzukommt, es ist vielmehr eine Partikularisierung der
Humanisation.
Stanberger 1523 Prior (Flugschr. d.
Reform. III 213)
Der halben laß sie dem babst, jren bösen humanischen
gesetzen folgen, bleib du bey Cristo;
1723 Miscellanea Tigurina II 50 f.
Welches dann auch die Ursach seiner Gefangenschaft und seines Tods gewesen/ daß
er sein Hut für den humanischen Pfaffen nicht wollen abziehen/ und ihrem
brotigem [!] Herrgott/ den er in der Monstrantz daher dyset/ nicht Ehr wollen
beweisen;
1781 Auserles. Bibl. d. neuesten dtsch. Litteratur XIX 585
Je
seltener Schriften humanischer Rechtsgelehrten bei uns in Deutschland sind,
desto sorgfältiger müssen wir in der Anzeige derselben sein;
1795 Der
Sammler. Ein Journal humanischen Inhalts
(Titel);
1820 Allg. musikal.
Ztg. IV 510
Nachdem er in einem Seminario seines Vaterlandes die humanischen
Studien vollendet, zugleich aber auch für Musik eine entschiedene Vorliebe
gefasst hatte, reiste er nach Wien, wo er sich . . dem Studium der Composition
hingab;
Rosegger 1893 Heimgarten XVII 932
Von der großen Masse dieser
Dilettanten heben sich in vornehmer Weise mehrere Darsteller ab, so die sehr
sympathische Erscheinung des Christus; ein Volksschullehrer, der seine
humanische Beschäftigung in höherem Stile zum Ausdruck bringt;
Rothweiler
1914 Zurcherische Staatsverfassung 17
Glücklich ist aber nur der, dessen
Anlagen und Bedürfnisse humanisch entwickelt und befriedigt werden;
Ledergerber 1941 Kassandra 99
In humanischer Darstellung scheint
Kassandra, weil sie des höheren Wertes als eines Gegengewichts entbehrt, mehr
und mehr den Charakter einer bloß griesgrämigen und verleumderischen Jungfer
anzunehmen, die den Besitzenden das Liebesglück missgönnt;
Krämer-Badoni 1960
Grund u. Wesen d. Kunst 95
Indem nämlich die Mimesis den Blick auf die Natur
des Menschen lenkte, entstand eine ausschließlich humanische Kunst;
1991
Griechenland 165
Der 2. Weltkrieg brachte die größte Erschütterung der
humanischen Werte, die . . in der jahrhundertelangen Tradition emsig gepflegt
und weiterentwickelt worden waren;
Fuhrich 2004 Theater, Kunst, Wissenschaft
352
ein fataler Rückfall in längst politisch wie intellektuell überwunden
geglaubte Strukturen, denen das Zwei-Kulturen-Welt-Schema eines Charles Percy
Snow zugrunde liegt: streng geschieden einerseits das humanische und
andererseits das naturwissenschaftliche Denken.
Wächtler 1709 Manual 154
Humanisiren/ geschlachter und freundlicher
machen/ z. E. er ist noch nicht recht humanisiret;
Wieland 1766–67 Agathon
(W. I 708)
indem er ihn durch die Reizungen seines Umgangs und seiner
Beredsamkeit zu humanisieren, und an sich zu gewöhnen suchte (DiBi 1);
Wezel
1776 Belphegor 121
beschlossen sie einmüthig, dies Land der Barbarey und der
Unterdrückung zu verlassen und sich mit den großen und kleinen Diamanten nach
dem humanisirtern Theil von Europa zurückzubegeben (DiBi 1);
Herder 1789
Urspr. d. Sprache (S. W. V 9)
In einer feinen, späterfundnen Metaphysischen
Sprache, die . . nach langen Jahrtausenden der Abartung selbst wieder
Jahrhunderte ihres Lebens hindurch verfeinert, civilisirt und humanisirt worden;
ders. 1793–97 Br. z. Beförd. d. Humanität I 156
Alle Einrichtungen der
Menschen, alle Wissenschaften und Künste können, wenn sie rechter Art sind,
keinen andern Zweck haben, als uns zu humanisieren, d. i. den Unmenschen oder
Halbmenschen zum Menschen zu machen (DiBi 1);
Westenrieder 1794 Beytr. V
358
der schönen, oder humanisirenden Litteratur, welche die Sprachkunde,
die Poesie, die Beredsamkeit, und was dahin gehört, die Kenntniss der schönen
Künste in sich begriff;
Stephani 1813 Erziehung 162
Alle Stände sollen
und müssen möglichst humanisirt und civilisirt werden;
Haym 1859 Ges. Aufs.
69
dass die Bühne die Aufgabe habe, das Vergnügen zu humanisiren und das
Spiel ästhetisch zu adeln;
Prutz 1862 Menschen 25
dem aufgeklärten
Absolutismus, der wohlmeinenden, humanisierenden Tyrannei;
1884 Brockhaus IX
452
Humanisieren bedeutet vermenschlichen und bezeichnet im geistigen Sinne
z. B. die Thätigkeit, mit der man wilde Völkerstämme oder einzelne Individuen
aus ihrem tierähnlichen Naturzustande zur Bildung und Gesittung, zur Erfüllung
ihrer menschlichen Bestimmung emporzuheben sucht;
Dohm 1897 Antifeministen
110
gibt es denn etwas, das den Menschen mehr humanisiert, mehr verfeinert
als wissenschaftliches Erkennen, als Reife und Geübtheit des Denkens? (DiBi
125);
Delekat 1929 Gemeinschaft 21
Man soll . . [die Strafen]
humanisieren, so viel man kann, aber man soll nicht übersehen, dass Strafe immer
Strafe bleibt und bleiben wird;
Mackenroth 1935 Bevölkerungslehre 335
teilweise humanisieren sich die europäischen Kolonialmethoden auch zunehmend, so
daß von den Europäern her innere Hemmungen gegen eine rücksichtslose
Europäisierung der Wirtschafts- und Sozialsysteme entstehen;
Süddtsch. Ztg.
5. 11. 1946
der Sprachenunterricht läßt sich aus der Flachheit
formalistischen Betriebes auf eine höhere Ebene des Menschlichen erheben,
humanisieren durch gründlicheren Einblick in die Werkstatt des Sprachgeistes der
Völker;
Hocke 1976 Tagebücher 366
Die Welt wird heute nicht nur
enthumanisiert; sie wird enträumlicht und entzeitlicht;
Spiegel
16. 1. 1995
Den Männern aus dem Politbüro kann Totschlag durch Unterlassen
nur dann vorgeworfen werden, wenn sie auch die Möglichkeit gehabt hätten, das
Grenzregime zu humanisieren;
Mannh. Morgen 31. 3. 2005
die klassische
Frage: Veränderst du erst die Verhältnisse und die Gesellschaft, und damit die
Menschen, oder musst du zuerst die Menschen humanisieren, also bilden und
verbessern, damit sie überhaupt fähig sind für die Freiheit und für die
Revolution;
Grutzpalk 2009 Soziologie d. Polizei 11
Das Bewusstsein, dass
Gewalt in Verhören zu Geständnissen, aber nicht notwendig zur Wahrheit führt,
humanisierte und verfeinerte die Untersuchungsmethoden.
Meusel 1776 Geschichtsforscher III 226
Daß man
in Teutschland schon im siebenten oder achten, vielleicht gar im sechsten
Jahrhundert, gewisse bestimmte Findelanstalten antrifft, ist gewiß so wichtig,
und für die Geschichte der Humanisirung Teutschlands so merkwürdig, daß die
Begebenheit, worauf sich diese Bemerkung stützt, ausgezeichnet zu werden
verdienet;
Wieland 1785 Rechte (W. XXX 143)
Jeder noch so geringe
Beitrag, der . . über die Stufe der Cultur, Aufklärung, Humanisirung, Freiheit,
Thätigkeit und Emporstrebung zum Bessern . . einiges Licht verbreitet, jeder
solche Beitrag ist schätzbar;
Arndt 1803 Leibeigenschaft in Pommern 48
Ein andres Ereigniß dieser Zeit, worin die Kirche und ihre Diener so eng
eingreifen, ist die Errichtung der Chevalerie, eine Anstalt, die Pietät,
Galanterie, Biedersinn und Tapferkeit zusammen schufen, und die in den ersten
Zeiten ihrer Blüthe für die Humanisirung der Menschen und die Bildung edlerer
Künste sehr viel beitrug;
Hillebrand 1823 Anthropologie als Wissenschaft III
311
Uebrigens beweist sich überall die Möglichkeit wirklicher Humanisirung,
was früher berühmte und unberühmte Schriftsteller geleugnet haben;
Bauernfeld
1847 Ges. Aufs. 44
Das große Werk der Humanisierung wird überhaupt von
keinem einzelnen Geiste vollbracht – sondern von allen miteinander;
Spielhagen 1862 Problemat. Naturen (S. W. II 286)
eine andere Dame,
welche älter[e] und bessere Rechte auf die Humanisirung des jungen Wildfangs zu
haben glaubte (DiBi 1);
Dohm 1897 Antifeministen 117
Wenn der Mann es nur
glaubt, daß die Humanisierung, trotz Christus und anderer großer Ethiker,
Frauenmonopol gewesen ist (DiBi 125);
Holtzendorff 1889 Handb. d.
Völkerrechts IV 426 f.
daß nur die Staaten, bezw. deren kriegende Organe
(nicht aber die Privaten) Feinde sind, und daß auch dem Feinde nicht mehr Uebles
zugefügt werden soll als nöthig ist und der Kriegszweck erfordert, und hat
sodann das auf diesen Grundlagen ganz anders erwachsende Kriegsgefangenenrecht
nach den Humanisirungsideen der Neuzeit auch noch besonders milde gestaltet;
Berolzheimer 1910 Deutschland 422
Humanisierung der Verbrechen und des
Strafvollzugs;
Tillich 1926 Religiöse Lage 136
Es entsteht eine
Humanisierung der Christentums, die freilich immer zugleich eine
Christianisierung der Humanität ist;
Rogge 1937 Kollektivsicherheit 89
Konventionen zur Humanisierung des Krieges;
Bollnow 1962 Maß 32
in diesem
Sinne wurde darum die Vernunft als das eigentlich Menschliche im Menschen
bezeichnet. In diesem Sinne heißt Herrschaft der Vernunft die Humanisierung des
Lebens durch die Bändigung der irrationalen Mächte;
Schwendter 1973 Subkultur
39
Anarchistisch heißt hier: individuelle Freiheit und individuelles
Bewußtsein als wesentliche Voraussetzung der Humanisierung betrachtend;
Welt
5. 2. 1974
diese Arbeitsgruppen sollen unter anderem für Einstellungen und
Kündigungen, Humanisierung der Arbeitsbedingungen, Lohneinstufung und Gestaltung
der Betriebsordnung zuständig sein;
Zeit 26. 4. 1985
mit Humanisierung
der Arbeitswelt hat die vorzeitige Verschrottung von menschlicher Arbeitskraft
und noch vorhandenem Schaffensdrang auch nicht viel zu tun;
taz
1. 8. 1989
Die Möglichkeit innerer Humanisierung der DDR [in] Richtung
sozialer Demokratie ist an äußere Veränderungen gebunden;
Rhein-Ztg.
15. 7. 2008
Die Humanisierung der Lebensverhältnisse hatten sich die
Architekten der Berliner Wohnsiedlungen, die über die gesamte Stadt verteilt
sind, auf ihre Fahnen geschrieben.
1826 Jahrb. d.
dtsch. jur. Lit. III 159 f.
In der Civitas soll sich das divinum und das
humanum nähern, die Trennung des Bluts aufhören;
J. Grimm 1846 Verhandl. d.
Germanisten (Kl. Schr. VII 569)
am allerwenigsten dürfen aber die
classischen philologen deutschen den namen germanisten misgönnen, weil ihnen
selbst sogar der allgemeinste name humanisten überwiesen zu sein pflegt, ohne
allen wahn, dasz ihnen allein die pflege des menschlichen, das humanum . .
obliege;
Klein 1866 Gesch. d. Dramas III 643
Die Gnaden-Instanz des
Humanum, als Quelle der Schuldvergebung, kennt selbst die Komödie des Terentius
noch nicht;
Nietzsche 1886 Menschliches (W. I 764)
fremde Freude sich
vorstellen und sich dabei freuen ist das höchste Vorrecht der höchsten Tiere und
wieder unter ihnen nur den ausgesuchtesten Exemplaren zugänglich – also ein
seltenes humanum: so daß es Philosophen gegeben hat, welche die Mitfreude
geleugnet haben (DiBi 31);
Wolters 1925 Der Deutsche 307
Sobald er in
einer späteren Epoche sein Priorat vergaß und, anstatt das Gepräge des humanum
allem anderen aufzudrücken, sich an vermeintliche höhere fremde Gewalten hingab;
Wust 1936 Ungewissheit IV 47
das Trennende ist gerade die Wesenheit des
humanum, durch die das Kind bei all seiner Animalität doch ein völlig
verwandeltes Naturwesen ist. Durch diese Wesenheit des humanum aber ist es auch
schon nicht mehr ein animal securum in dem Sinne wie das Tier;
Baden 1948
Sinn 138
Es gibt kein Humanum, es gibt nur Versionen dieses Humanum, und
zwischendurch tauchen Auffassungen auf, deren Pathos durch die schneidende
Ablehnung jedes Humanum gegeben ist;
Berger 1954 Dichtung Schröders 226
So hängen die beiden großen Ideen, in denen sich geistliches und weltliches
Schaffen überschneiden und von einander sondern, zusammen: die Idee des Humanum,
des Glaubens, der allem Wissen vorangeht, und die Idee des Divinum, der Gnade;
Timm 1974 Gott u. d. Freiheit I 202
Die Argumentationsstrategie richtet
sich gegen die Reduktion des Humanums auf die Spontaneität des Denkens, in der
Kunsttheorie, im Religionsverständnis und im philosophischen Idealismus;
Wiora 1980 Ideen z. Gesch. d. Musik 153
In solchem Sinn haben Komponisten
den Tonbereich der menschlichen Stimme als Ausdruck des Humanum in Kontrast zu
tieferen und höheren Lagen gestellt, welche außermenschliche Phantasiegestalten,
wie Riesen und Elfen, symbolisieren;
Altner 1985 Herstellung d. Natur
o. S.
bei einer kritischen sozialethischen Meinungsbildung zur Sache wird
dann eben deutlich, daß die Fragen nach dem Humanum und die Inhalte des sozialen
(und ökologischen) Ethos gerade auch im Blick auf die Gestaltung der
Produktivkräfte durch neue Technologien höchst umstritten sind;
Nürnb. Nachr.
21. 7. 1997
Kultur schafft einen Ausgleich zu einem an Nützlichkeit
orientierten Denken und hilft, die Werte des Humanum gegenüber den rein
zweckrationalen Sachzwängen zu wahren;
Bovenschen 2006 Älter werden 12
als eine Schriftstellerin . . behauptete, daß es doch die schadhaften
Unvollkommenheiten seien, die Defekte, die das Humanum auszeichneten.
Tönnies 1887 Gemeinschaft u. Gesellschaft 153
Alles,
was aber dem Gefallen (d. i. dem humanen Instincte), der Gewohnheit und dem
Gedächtniss eines Menschen angehört, kann als von seiner Natur zu ihrem
eigenthümlichen Inhalte assimilirt und verarbeitet verstanden werden;
Nagel
1901 Viehversicherung 70
Es würde sich schon aus diesem Grunde empfehlen,
dass die Viehversicherung nicht nur im Schadensfalle für den Wert des Tieres
Entschädigung leistet, sondern dass dem Viehbesitzer auch – analog den
Krankenkassen in der Human-Medizin – die Kosten für tierärztliche Behandlung und
für Medikamente vergütet werden;
Der Westen 23.12.1934
die
humanmedizinischen Abteilungen, die sich mit der Erforschung der menschlichen
Krankheiten und ihrer Bekämpfung befassen;
Süddtsch. Ztg. 26. 7. 1955
Humanpsychologen müßten erforschen, was beim Menschen die naturgegebenen
Hemmungen, den Artgenossen zu töten, hebe;
FAZ 19. 12. 1970
Der
Humangenetiker wies nach: die zeitliche und geographische Übereinstimmung
zwischen dem Auftreten der Schäden und dem Verkauf von Contergan;
taz
26. 3. 1987
ein humanes Retrovirus, das T-4-Zellen befällt und das Lymphome
verursacht;
Altner 1991 Naturvergessenheit 289
Die humangenetische und
gendiagnostische Beratung darf nur im Einzelfall erfolgen und sollte auf
schwere, nichtbehandelbare Krankheiten . . eingeschränkt werden;
Berl. Ztg.
6. 7. 2000
Wissenschaftler und Forschungspolitiker haben sich am Donnerstag
für die Arbeit mit humanen embryonalen Stammzellen ausgesprochen;
St. Galler
Tagbl. 20. 9. 2000
humane Antikörper, die in der Lage sind, beispielsweise
Krebszellen zu entdecken und das Immunsystem zu alarmieren. Weil sie selbst
humanen Ursprungs sind, lösen sie keine Abwehrreaktion aus;
Jaeger 2004
Humankapital u. Unternehmenskultur 1
Personengebundene Wissensbestandteile
in den Köpfen der Mitarbeiter werden in der Ökonomie als Humankapital
bezeichnet;
Zeit (online) 3. 7. 2008
Anstatt wie eine Ratte einfach nur
auf Reize zu reagieren, hat der Mensch offenbar die Möglichkeit, diese zu
bewerten. „Kognitive Wende“ hieß der Paradigmenwechsel in den
Humanwissenschaften, und auf einmal schien der Mensch viel freier als
zuvor.
1914 Korrespondenz-Bl. d. Dtsch. Gesellsch.
f. Anthropologie XLV 6
der in Monte hermoso (Süden der Provinz Buenos Aires)
gefundene Atlas, der nach Lehmann-Nitsches sorgfältiger Untersuchung doch wohl
einem ‘humanoiden’ Wesen angehört, dem ‘Homo neogaeus’;
Randa 1958 Handb. d.
Weltgesch. I 39
eine beachtliche Verschiedenheit des morphologischen
Erbgutes dieser ältesten fossilen Hominiden . ., bei denen die pithecoiden,
humanoiden und menschlichen Merkmale in verschiedener Weise miteinander
verbunden sind;
Eggers 1969 Gesellschaftspolit. Konzeptionen 30
Ist es
das typisch Menschliche, die Technik, die Sachwelt und schließlich die
außermenschliche Natur in gemeinsamer Anstrengung zu humanisieren, sie humanoid
zu machen?;
Honsza 1978 Moderne Unterhaltungsliteratur 132
Es entstehen
neue humanoide Lebensformen auf fremden Planeten;
Zeit 3. 5. 1985
wenn in
vielleicht 50 Jahren diese Zeitung tatsächlich von den Innereien eines
Großrechners beschrieben werden sollte . ., dann würde dies immer noch nichts
über die humanoide Intelligenz der Maschinen aussagen, sondern allenfalls über
den maschinellen Un-Sinn, den wir Menschen selbst zu verantworten hatten;
Oberösterr. Nachr. 14. 2. 1997
Entwicklungen von humanoiden Robotern;
FAZ 27. 9. 1999
Die Wünsche der sinnsuchenden Besatzung des Raumschiffs
scheinen sich zu erfüllen. Sie haben Kontakt zu einer nichthumanoiden
Lebensform;
Mannh. Morgen 6. 12. 2008
Vor dem Hintergrund der rasant
alternden Gesellschaft Japans arbeiten zahlreiche Unternehmen und
Forschungsinstitutionen des Landes an der Entwicklung humanoider und anderer
Roboter, die den Menschen als intelligente Arbeitskräfte und Partner im Alltag
zur Seite stehen sollen.
1953 Welt u. Wort VIII
133
Roboter, von dem Planeten Wing 4 ferngelenkt, beeinflussen entscheidend
das Schicksal des Menschen . . Selbst Dr. Forester, dessen Kampf gegen die
Humanoiden bis an die Grenze tragischer Selbstaufopferung geht, verfällt ihnen
am Ende und leistet ‘Humanoidendienste’;
Schelsky 1965 Suche nach
Wirklichkeit 94
In der Eroberung der Erde durch die Humanoiden, die in dem
Buche geschildert wird, erweist sich diese Programmierung als der Terror des
abstrakten Guten;
Deichsel 1972 Frankenstein 25
Das zwingt den
Humanoiden, sich in Reparatur zu begeben, und da werden ihm die defekten Teile
ersatzlos ausgebaut;
taz 24. 8. 1990
Während die Zunft 1962, elektrisiert
von der DNS-Entdeckung durch Watson und Crick, ungeniert für eine neue Eugenik
(unter anderem die Züchtung für Weltraumfahrten geeigneter Humanoiden)
plädierte, ist man dreißig Jahre später zumindest verbal etwas vorsichtiger
geworden;
Hannoversche Allg. 18. 7. 2008
in diesem Fall war einer der
Steinzeitmenschen mit Sicherheit ein Mann. Wahrscheinlich handelte es sich um
Angehörige einer kleinen Gruppe von Humanoiden, die damals als Jäger und Sammler
in dieser Gegend unterwegs waren.