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Deutsches Fremdwörterbuch : "human"
 
Deutsches Fremdwörterbuch
human
Adj., im frühen 17. Jh. entlehnt aus lat. humanus ‘menschlich, menschenwürdig, menschenfreundlich, gütig; feingebildet’ (zu homo ‘Mensch’, unter ungeklärten Lautverhältnissen zurückgehend auf lat. humus ‘Erde, Erdboden, Erdreich’, → Humus, also eigentlich ‘der auf der Erde Lebende, Irdische; vgl. ahd. gomo, got. guma ‘Mensch, Mann’, vgl. Bräutigam; → Homunkulus, → Humanismus, → Humanist, → humanitär, → Humanität); anfangs vereinzelt in der (frz. beeinflussten) Form humain.
a Zunächst in der Bed. ‘(menschen)freundlich, wohlwollend, leutselig; gesittet, feingebildet’, im 18. Jh. (in Anlehnung an → Humanität) bes. durch Herder präzisiert zu ‘die Würde des Menschen achtend, ihn seiner Würde, seinem Wert als Mensch entsprechend angemessen, menschenwürdig, anständig behandelnd’ (s. Belege 1798, 1822, 1861, 1920; → fair 2b; vgl. humanistisch, → Humanismus b), gelegentlich auch mit Bezug auf humanistische Bildung und Pädagogik (s. Belege 1787.1, 1804, 1892, 1927.1; vgl. humanistisch, → Humanismus a), heute mit allgemeinerem Bezug auf Wesenseigenschaften und ethische Handlungsgrundsätze des Menschen (aus der Sicht des handelnden Subjekts) in der Bed. ‘gut, freundlich, mitfühlend, gütig, wohlwollend; leutselig, gefällig, höflich, zuvorkommend, mit Rücksicht und Respekt; fürsorglich, wohltätig, barmherzig, mild, hilfsbereit, gemeinnützig, menschenfreundlich’ (s. Belege 1946, 1992, 2009; → sozial, vgl. ethisch, → Ethik, moralisch; Ggs. barbarisch, brutal), in Wendungen wie human mit jmdm. umgehen, der Richter zeigte sich vergleichsweise human, eine zutiefst humane Verhaltensweise, humaner Umgang mit Flüchtlingen, die Gefangenen in humaner Weise behandeln, die Welt humaner gestalten, humane Werte, humane Stadtgestaltung und -entwicklung, auch in Bezug auf Umwelt und Tierwelt für ‘dem Verhalten des zivilisierten Menschen würdig, im Bewusstsein der Verantwortung für die Erde und alle Lebewesen, ohne Zufügung unnötiger Qualen, rücksichtsvoll, fortschrittlich, umweltbewusst handelnd’ (s. Belege 1985, 1996, 2006; → ökologisch), z. B. humaner Umgang mit Ressourcen, Jagen ist die humanere Methode, Füchse zu kontrollieren, humane Transportmethoden für Schlachtvieh, auch bezogen auf die Zustände, Rahmenbedingungen, Umstände, denen ein Individuum unterliegt, für ‘der Würde und den Bedürfnissen des Menschen (und anderer Lebewesen) entsprechend’ (s. Belege 1995, 2008.1), z. B. humanes Sterben, humane Zustände, Drogenpolitik, Grundwerte humanen Zusammenlebens, der Zukunft ein humanes Antlitz verleihen, humaner (‘chancengleicher, gesundheitlich unbedenklicher, dopingfreier’) Spitzensport, eine humane Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, unter humanen Bedingungen leben können, humanere Bedingungen für die Kälberhaltung, in neuerer Zeit abgeflacht und ugs. verwendet für ‘angenehm, freundlich, annehmbar, mild, maßvoll, erträglich, vertretbar’ (s. Belege 1998.1, 1998.2, 2008.2; → akzeptabel; vgl. kulant, moderat), z. B. relativ humane Preise, humane Arbeitszeiten, halbwegs humane Mieten, eine humane Slalomstrecke, die Steuerforderung war recht human, etwas humaner (‘freundlicher’) ausdrücken; oft in additiven adj. Zss. wie human-christlich, -ethisch, -karitativ; abendländisch-, aufklärerisch-, bürgerlich-, freiheitlich-, klassisch-, wissenschaftlich-human, dazu (für alle Teilbedeutungen) die antonymen Präfixbildungen inhuman (→ In²-, in²-), ahuman (→ a-), unhuman.
Dazu die vereinzelt bereits im 16. Jh., kontinuierlich seit spätem 18. Jh. bezeugte, weitgehend gleichbed. adj. Ableitung humanisch, vereinzelt auch in der Bed. ‘die Sprache und Kultur des Altertums, den Umgang mit der klassischen griechisch-römischen Gedankenwelt betreffend, altsprachlich’ (s. Belege 1781, 1820, 1991; vgl. humanistisch, → Humanismus a).
Daneben seit frühem 17. Jh. aus gelehrtenlat. (studia) humaniora ‘die feineren, gebildet(er)en (Studien)’ (Nom. Pl. N. zu lat. humanior, Komparativ von humanus, s. o.) übernommenes Humaniora Pl., anfangs meist lat. flekt. und vereinzelt auch eingedeutscht Humanioren, als bildungsspr. (veraltete) Bezeichnung für die Gesamtheit des humanistischen Bildungsprogramms, die sog. Schönen Wissenschaften (klassische Sprachen und Grammatik, Rhetorik, Literatur; Philosophie, Geschichte) als Grundlage der Erziehung und Bildung (Ggs. Realistika), in Wendungen wie Humaniora (be-)treiben, absolvieren, studieren, lehren, mit der seit spätem 18. Jh. gelegentlich bezeugten adj. Ableitung humanior ‘die humanistischen Fächer betreffend, umfassend, geisteswissenschaftlich’, z. B. humaniores Gymnasium, Studium, humaniore Ausbildung.
Dazu seit Anfang 18. Jh. die eventuell aus gleichbed. frz. humaniser entlehnte verbale Ableitung humanisieren V. trans., zunächst mit Bezug auf Personen in der Bed. ‘jmdn. vermenschlichen, zum Menschen, menschlich, mild gestimmt, gesittet machen; veredeln, verfeinern, sittlich vervollkommnen’ (vgl. kultivieren), z. B. den Menschen durch Sprache und Musik humanisieren, die humanisierende Wirkung der Kunst, seit spätem 18. Jh. mit Bezug auf Lebenswelt und -umstände des Menschen in der Bed. ‘etwas menschenwürdig gestalten, etwas (z. B. die Lebens- und Arbeitsbedingungen) den (motorischen, sensorischen, sozialen, politischen o. ä.) Voraussetzungen und Bedürfnissen des Menschen anpassen’ (s. Belege 1776, 1789, 1929, 2009; vgl. zivilisieren, → Zivilisation), in Wendungen wie das Sterben und den Tod in unserer Gesellschaft humanisieren, Bauten aus Beton, Stahl und Glas lassen sich durch den Einsatz von Holz humanisieren, die Arbeit(sbedingungen), den Strafvollzug, Prozesse der Globalisierung, Konflikte, eine entfremdete Umgebung humanisieren, das Leben in der Stadt humanisieren und in den antonymen Präfixbildungen de-, enthumanisieren, mit dem seit spätem 18. Jh. nachgewiesenen Verbalsubst. Humanisierung F. (-; selten -en), zunächst in der Bed. ‘(Prozess der) Bildung, sittlichen Verfeinerung, Menschenformung’ (vgl. Kultivierung), dann allgemeiner ‘menschengerechte Gestaltung; Bestreben, die (technische und soziale) Umwelt so weit wie möglich an die menschlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse anzupassen’ (s. Belege 1889, 1937, 2008; vgl. Liberalisierung, → liberal), häufig in Wendungen wie Humanisierung des Krieges, Völkerrechts, Strafvollzugs, der Technik, Humanisierung der Arbeitswelt ‘Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Betrieben, um mehr Raum für Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung zu schaffen’, der Menschheitsauftrag des 21. Jahrhunderts ist die Humanisierung der Welt, die dringend notwendige Humanisierung der Wirtschaft, auf eine Humanisierung des Regimes hinwirken, in Zss. wie Humanisierungsauftrag, -bestrebungen, -forschung, -programm, -prozess, -tendenzen und in den antonymen Präfixbildungen De-, Enthumanisierung; daneben weitgehend gleichbed., seit Ende 18. Jh. nachgewiesenes, eventuell von gleichbed. engl. humanization beeinflusstes Humanisation F. (-; ohne Pl.) (vgl. Kulturation, → Kultur), in theologischen Kontexten auch für ‘Vermenschlichung (des Göttlichen)’ (s. Belege 1790, 1813; vgl. Anthropomorphisierung), in biologischen Zusammenhängen ‘Entstehung, Entwicklung der menschlichen Art, des menschlichen Individuums, Menschwerdung’ (s. Belege 1832, 1989, 2003).
Dazu seit frühem 19. Jh. die latinisierende Substantivierung Humanum N. (-(s); ohne Pl.) in der Bed. ‘Gesamtheit der den Menschen auszeichnenden ethischen und intellektuellen Eigenschaften, das typisch Menschliche, Menschlichkeit’ (Ggs. Diabolicum, Divinum), z. B. sich dem Humanum verpflichtet fühlen, etwas ist ein unaufgebbares Humanum, den Untergang des Humanum beklagen, Information und Wissen können ohne Dialog und Erkennen kein Humanum sein, die vielfältigen Bedrohungen des Humanum, die Werte des Humanum gegenüber zweckrationalen Sachzwängen wahren.
b Seit spätem 19. Jh. in der allgemeinen etymologischen Bed. ‘menschlich, auf den Menschen bezogen; menschentümlich, typisch für den Menschen, der menschlichen Natur entsprechend’, z. B. die materiellen und humanen Ressourcen des Landes, v. a. als Bestimmungswort in Zss. wie Humankapital ‘Fähigkeiten, Kenntnisse und Verhaltensweisen von Personen(gruppen), menschliches Arbeitsvermögen’, Humanvermögen ‘Leistungspotenzial, das Arbeiter einem Unternehmen zur Verfügung stellen bzw. über welches das Unternehmen verfügt’, Humanwissenschaften ‘(geistes-, sozial- und natur-)wissenschaftliche Fachgebiete, deren Forschungsobjekt der Mensch ist’, (zur Kennzeichnung einzelner dieser Wissenschaften:) Humanökologie ‘Zweig der Ökologie, der die Anpassung des Menschen an die Umwelt (durch Technik und soziale Organisation) untersucht’, seit dem 20. Jh. auch in der medizinisch-biologischen Forschung in der Bed. ‘zum Menschen gehörend, beim Menschen vorkommend, dem Menschen eigentümlich’ (s. Belege 1934, 1955, 1991), in Wendungen wie im humanen Bereich vorkommende Viren, humane embryonale Stammzellen, humane Proteine, Zellen humanen Ursprungs, meist als Bestimmungswort in Zss. wie Humangenetik ‘Wissenschaft von den erblichen Unterschieden zwischen Menschen und deren Bedeutung für Gesundheit und Krankheit’, Humanversuch ‘Erprobung eines neuen Medikaments oder einer neuen Therapie am Menschen’, humanmedizinisch, -psychologisch, -wissenschaftlich; selten als Grundwort in Zss. wie außer-, posthuman.
Dazu seit Anfang 20. Jh. die hybride Bildung humanoid Adj. (aus human- und -oid ‘-ähnlich, -artig’, zurückgehend auf griech. -οおみくろんεいぷしろんιいおたδでるたής ‘ähnlich’, zu ἔιδος ‘Gestalt’; vgl. anthropoid, → Anthropologie, insektoid, → Insekt) in der Bed. ‘menschenähnlich’, in neuerer Zeit bes. im Zusammenhang mit Science-Fiction-Literatur und -Filmen (s. Belege 1978, 1999), z. B. ein humanoider Roboter, Organismus, eine humanoide Maschine, humanoide Intelligenz, mit der Substantivierung Humanoid M. (-en; -en) als Bezeichnung für Lebensformen und Maschinen mit einem menschenähnlichen Erscheinungsbild (vgl. auch Android ‘Roboter, der einem Menschen täuschend ähnlich sieht und sich menschenähnlich verhält’, Hominide ‘Angehöriger der aus dem Menschen, seinen Vorläufern und den Menschenaffen bestehenden Familie’).

Belege

zu human a (43)
Wallhausen 1616 Kriegsmanual (Gl.) o. S.
Humain, Holtseelig;
Allert 1627 Tagebuch 67
hat so humane und freundlich, als manch gering Kretschmerweib nicht thut, mit mir geredet;
Beer 1682 Der Verliebte Europaeer 233
welcher aber noch bey dem grossen Reichthum/ den er hat/ so human ist/ daß auch die geringsten Bürger vor ihn kommen/ und ihre Not anbringen dürffen (CARMESIN);
Roth 1684 Memorabilia Europae 28
Der Rath . . hat 2. Stattpfleger/ sind alle beyde hochverständige gelehrte und klügeste Männer/ dabeneben sehr human, freundlich;
1690 Hochbeehrtes Augsburg 123
Der Churfürst bezeigte sich gegen männiglich gar human;
Wächtler 1709 Manual 154
Human, freundlich/ leutselig/ z. E. er erweiset sich gegen iedweden Human;
Philo 1722 Ruhm d. Tobacks 40
Aber mit dem allen ist er so humain, daß wenn ihn jemand um ein oder andere Sachen befragt/ er kaum mit Ja oder Nein antworten kan;
ebd. 95
Allein/ die Welt wird von Tage zu Tage höfflicher und humainer;
Bürger 1787 Anweisung z. dtsch. Sprache (III 33)
der echte schöne Geist . . muß sich durch Einsammlung humaner Kenntnisse und durch sehr oft angestellte Übungen auf der Palästra des Geistes zu demjenigen, wofür er sich mit Recht ausgeben will, entwickelt und ausgebildet haben;
Matthisson 1787 Schweiz II 133
zwey der humansten und uneigennützigsten Lehrer und Freunde;
Forster 1790 Ansichten v. Niederrhein (W. II 735)
den würdigen Cras, der mit der Jurisprudenz eine so ausgebreitete als gründliche Belesenheit in vielen anderen Zweigen der Litteratur, eine allgemeine humane Theilnahme an allem, was unserer Gattung frommen kann mit dem gebildetsten Ton . . ohne Anmaßung verbindet (DiBi 1);
Herder 1793–95 Br. XVII 364
Die Satyren der Griechen sind eben sowohl Denkmale ihrer humanen Weisheit, als die erhabensten Götterbilder;
Laukhard 1798 Annalen I 56
viele gesittete Adliche, die jeden Menschen human und nach Verdienst zu behandeln wissen;
Lavater 1798–1800 (Nachgel. Schr. I 329)
Die Gesetzgebung mache sich durch gerechte und humane Gesetze verehrenswerth;
1804 Br. v. d. Univ. 157
seine Frau, der man schon die humane Bildung ansehe;
Vico 1822 Grundzüge 32
Endlich das Alter der Menschen, in welchem alle sich als gleich erkannten in menschlicher Natur; und in welchem deshalb zuerst aufkamen die volksfreien Republiken und zuletzt die Monarchien, als welche beide . . die Formen sind der humanen Verfassungen;
Kohl 1841 Petersburg I 161
Andere Nationen, die alle ihre moralische Kraft in ihrer ausgebildeten Vernunft haben und denen diese gelegentlich durch Spirituosa benommen und geblendet wird, zeigen sich dann inhuman und werden gefährlich;
Willkomm 1857 Ammer 543
um milde Gaben für die Pflege Kranker zu erbitten, welche die humane Brüderschaft Jedem, gleichviel, welchem Religionsbekenntnisse der Bedürftige angehören mochte, bereitwilligst angedeihen ließ;
1858 Staats-Wb. III 144
Die Kirchenpraxis hat übrigens gute Muster einer diskreten, umsichtigen und humanen Handhabung der Kirchendisciplin gegeben;
1861 Allg. Mil.-Enc. IV 150
In den human regierten Staaten gleicht begreiflicher Weise die Vergütung den unvermeidlichen Quartierzwang aus;
Hillebrand 1878 Profile 335
Wie human und fein sind dagegen Shakespeare’s derbste Scherze mit Falstaff oder Malvolio!;
Hansjakob 1879–1909 Jugendzeit (I 131)
Alle eure „humanen“ Erziehungsgrundsätze sind für das Wohl und das Glück der Kinder und der menschlichen Gesellschaft in meinen Augen nicht so viel wert, als ein einziger kleiner Sack voll Äpfel an Petri Stuhlfeier!;
1892 Briefw. J. Burckhardt – Wölfflin 71
die Aussicht auf ein Leben, das nach wahrhaft humanen Grundsätzen gestaltet werden könnte. Der eigene Bildner meiner Person, nicht abhängig von dem Zufall eines wechselvoll da und dort hingeworfenen Daseins;
Jodl 1894 Vom Lebenswege II 66
eine von wahrhaft humanem Geiste beseelte, volksfreundliche Sozialgesetzgebung, welche . . mit grundsätzlicher Anerkennung der Zusammengehörigkeit aller Volksklassen an die Überbrückung der Gegensätze herangeht;
Paulsen 1897 Gesch. d. gel. Unterrichts II 645
Das zweite Stück ist, was man humane Bildung nennt. Man kann sie erklären als ein weites und tiefes Verständnis für menschliche Dinge, eine lebhafte und freie Teilnahme für alle großen Angelegenheiten der Menschheit;
Treitschke 1897 Politik I 27
Man kann sich den römischen Staat als human, Kunst und Wissenschaft pflegend, gar nicht vorstellen;
Valentin 1920 Völkerbundged. 156
daß der Weltkrieg nicht humaner, sondern weit barbarischer geführt worden ist, . . als irgendein Krieg in Europa seit dem dreißigjährigen;
1927 Jahrb. f. Philologie II 7
In seinem wahrhaft humanen Vortrag über „Die Universität als Bildungsstätte“ . . prägt er den von wilder Zeit erregten Akademikern einen abkühlenden Satz ein;
1927 Sittengesch. d. Lasters 308
so sehen wir doch neben den Kreisen human und gerecht denkender Wissenschaftler Organisationen Homosexueller erstehen, die . . den Kampf für die Rechte ihrer Artgenossen aufnehmen wollen;
Friedell 1931 Kulturgesch. III 535
In der Renaissance taten sie einander Gift in die Schokolade, ebenfalls fürs Vaterland; was heute unseren humanen Abscheu erregt;
Hausenstein 1935 Wanderungen 192
innen und außen bleibt die Größe des Werks dem menschlichen Maßstab zugeordnet – nirgends ist sie über die ebenso beschwichtigende als imponierende Höhe dieses Maßstabs hinausgetrieben in eine Dimension, die inhuman geworden wäre, ohne deshalb übermenschlich, halbgöttisch werden zu können;
Süddtsch. Ztg. 5. 11. 1946
Humanes Denken setzt den bewußten Willen zum Anerkennen anderer Art und Meinung, die Bereitschaft zur Verständigung, das heißt verstandesmäßigen Erörterung mit dem Gesprächspartner und zur Klärung eines Begriffes bis in seine letzte Konsequenz hinein voraus;
1959 Untergang 26
Je mehr eine humane Verfassung der europäischen Staaten gefährdet ist, . . desto ausschließlicher stehen die negativ gerichteten Werke der gegenwärtigen Kunst und Philosophie . . für die Wahrheit und die Humanität;
Mannh. Morgen 2. 4. 1985
daß ein humaner Tourismus ohne die Zersiedelung der Landschaft und Zerstörung der Natur dennoch nur schwer zu verwirklichen ist;
Spiegel 7. 12. 1992
daß sich weitaus die meisten Deutschen in der humanen Einstellung zu Bürgerkriegsflüchtlingen einig sind;
Nürnb. Nachr. 4. 5. 1995
[er] machte erneut deutlich, daß seines Erachtens passive Hilfe zu einem humanen Sterben nicht kriminalisiert werden dürfte;
taz 10. 2. 1996
Netze, dünne Drähte, Kunststoff-Dornen und sonstige „humane Taubenabwehrsysteme“, die Schädlingsbekämpfungsgesellschaften im Branchenbuch zuhauf als „zuverlässig, umweltfreundlich“ anbieten;
Vorarlb. Nachr. 3. 2. 1998
daß der Vorgänger des derzeitigen Bürgermeisters überbezahlt (human ausgedrückt) war, ist klar;
Frankf. Rundsch. 17. 10. 1998
Konzept ist, interessante Rock- und Popmusik zu einem humanen Preis zu präsentieren;
Berl. Ztg. 17. 3. 2006
Auch die Tierärztegruppe forderte eine stärkere Kontrolle. Und nun hat das Ministerium tatsächlich die Zahl der Inspektoren erhöht, die „humane Jagdpraktiken und die ordnungsgemäße Verwendung der Jagdgeräte“ sichern sollen;
ebd. 3. 7. 2008
Eigentlich wollte der Hamburger Ex-Justizsenator mit seiner spektakulär inszenierten Aktion für ein humaneres Sterben und mehr individuelle Selbstbestimmung am Lebensende werben;
Braunschw. Ztg. 29. 8. 2008
„Die Arbeit macht mir viel Spaß, ich habe humane Arbeitszeiten und bin immer gut gekleidet,“ freut sich der 22-Jährige nach zwei Jahren intensiver Suche über seinen Ausbildungsplatz;
Süddtsch. Ztg. 24. 9. 2009
Die größte Herausforderung für die humane Gesellschaft ist, sich besonders um die Menschen zu kümmern, die an Existenznot leiden.
zu humanior (8)
1785 Beytr. I 113
auf den Stadtschulen ist Latein das summum bonum, und auf den neuern humanioren Gymnasien und Philanthropinen faengt man erst an, andre Wege zu versuchen;
1850 Archiv u. Ztg. d. Apotheker-Vereins III 110
Dann bleibt der philosophischen Facultät, was ihr gebührt, was nach einem tiefen constructiven Gesetze zusammengehört, und die höhere, rein humaniore Ausbildung, so wie den Beruf zum Lehramte in den Humanioren vorbereitet: die Philosophie, Sprachkunde, Geschichte und die Kunst, zu welcher die allgemeine Literatur als darstellendes Kunstwerk aller Geister gehört;
Wagner 1870–80 Mein Leben 437
von seinen philologischen und humanioren Studien, zu welchen er aus Neigung bestimmt worden (DiBi 125);
1894 Histor. Untersuchungen 107
Mit seiner Forderung eines stärkeren Betriebes der humanioren Studien knüpfte Kapp an Vorschläge, die bereits früher von Burkhard Mencke gemacht worden waren, an;
Hausenstein 1930 Bad. Reise 14
Karlsruhe ist eine antikische, eine humaniore Stadt, die ein wahrhaftiges Forum besitzt, eine wahre Agora;
ders. 1951 Wanderungen 109
erwies das Würzburger Barock noch einmal seine humaniore Erhabenheit;
Klein 1987 Freiburg 28
Wir mögen von solcher gotischen Baukunst getrost und mit besonderem Tone auch sagen: ihren humanen Maßen – obwohl das humaniore Jahrhundert, das sechzehnte, der Vollendung des Turms erst nach etwa zwei Jahrhunderten gefolgt ist;
Pitz 2006 Verfassungslehre 1175
Seit man aber an jedes Argument anstatt des humanioren den Maßstab der eigenen, für universal gehaltenen Vernunft anlegte, hatte sich in Europa ein neuer Begriff des Verstehens ausgebildet, das Verstehen des anderen nämlich als eines Fremden, mit dem eine Verständigung zu erzielen und Einverständnis zu erreichen man nicht mehr für möglich hielt.
zu Humaniora (27)
Mundus 1617 Rosenkreuzbruder 20
vnd thäte dir selbsten hoch vonnöten, du giengest noch ein weil bey den Jesuitern inn die Schul, vnd liessest dich in Humanioribus, besonders in der Dialectica, besser abrichten;
Löhneyß 1622 Aulicopolit. 17b
nachdem sie in humanioribus den Grund gelegt;
Zinkgref 1631 Apophtegmata III 28
Er wüste in seinem hohen Alter nichts/ daß ihm/ nechst Gott vnd seinem wort/ lieber vnd angenehmer were/ als die studia humaniora, in welchen er sich auch gegen den Gelehrtesten dörffte sehen lassen;
Sittewalt 1646 Wundergesch. d. Welt 37
Vor diesem waren keine bessere Examinatores und Unterweiser in Politischer Klugheit und erbaren Sitten/ als gelehrte Historici, Oratores und Poeten/ daher sie auch Professores Humanitatis, und ihre Studia Humaniora genennet wurden;
Weise 1672 Erznarren 84
warumb von etlichen seculis daher, seit die literæ humaniores wiederumb auß der finstern Barbarey hervorgezogen worden, die Schulen so gar wenig zur Besserung kommen (DiBi 125);
Seckendorff 1691 Reden Vorr. 54
So viel ist gewiß/ daß man im vorigen Seculo wenig gelehrte Hof-Leute/ und noch vielweniger deren gefunden/ welche zu selbiger Zeit die so genannten humaniora sonderlich tractiret hätten;
Bohse 1703 Frühlings-, Sommer-Früchte 360
das Collegium der Jesuiter, woselbst diese in humanioribus und der Philosophie docireten;
Bötze 1712 Sendschreiben 31
sich . . in humanioribus dergestalt perfectioniret;
Marperger um 1720 Reisen 32
wer nicht auf des Landes, oder der Republic Schulen, Gymnasiis, Universitäten, und Ritter-Academien seine Humaniora und Studia Elegantiora . . absolviret hätte;
Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 50
Lambinus lehrte die Humaniora zu Paris und Amiens;
ebd. 69
Nachdem er [Flacius] seine Humaniora absolviert hatte, wollte er ein Mönch werden;
Semler 1781 Lebensbeschr. I 348
[im Halleschen Seminar werden] humaniora unaufhörlich und ernstlich betrieben;
Herder 1793–97 Br. z. Beförd. d. Humanität I 157
Daß die Wissenschaften, die man humaniora nennt, zum leeren Zeitvertreib oder zu eitelm Putz ausgeartet sind, ist ein Mißbrauch, den schon ihr Name strafet (DiBi 1);
Jacobi 1794 Woldemar I 158
Die ersten Beförderer der Reformation waren Humanisten, und so wurden die Humaniora bis zum ABC Buche herab bey der Gegenparthey verdächtig;
Goethe 1799 Über Dilettantismus (WA I 47,312)
Vervielfältigtes Interesse an Humanioribus, im Gegensatz der Roheit des Unwissenden oder der pedantischen Bornirtheit des bloßen Geschäftsmannes und Schulgelehrten;
Niemeyer 1801 Pädagogik 81
Unter ihnen [Schülern] haben sich mehrere unsrer ausgezeichneten Zufriedenheit würdig gemacht, und besonders die Humanioren mit einem Eifer getrieben, welcher mehr des Zurückhaltens als des Anspornens bedurfte;
Hauff 1826–27 Mitteilungen (S. W. I 377)
dann berufe ich mich auf jene Söhne des Lagers, die unter Gefahren groß geworden, unter Strapazen ergraut, keine Zeit hatten, Humaniora zu studieren (DiBi 1);
Herbart 1841 Vorles. 36
Die humaniora sollten Humanität bringen. Man begriff, daß von seiten der Kenntnisse dem Menschen leichter beizukommen ist, als von der Seite der Gesinnungen;
J. Grimm 1846 Verhandl. d. Germanisten (Kl. Schr. VII 569)
am allerwenigsten dürfen aber die classischen philologen deutschen den namen germanisten misgönnen, weil ihnen selbst sogar der allgemeinste name humanisten überwiesen zu sein pflegt, ohne allen wahn, dasz ihnen allein die pflege des menschlichen, das humanum oder gar die humaniora obliege;
Friedberg 1872 Staat u. Kirche 895
Die Grossherzogliche Regierung hat überdies dem erzbischöflichen Stuhl gegenüber sich erboten, mit einigen der katholischen Mittelschulen, an welchen die humaniora gelehrt werden, Anstalten für gemeinsame Wohnung, Kost und Pflege der Schüler [zu errichten];
Bierbaum 1897 Stilpe 11
Daher gab er denn seinen Sohn, als der im lateinfähigen Alter war . ., nicht mit plumper Hast auf ein Gymnasium, sondern richtete sein Augenmerk auf eine Anstalt, die beide Wege, den in die Humaniora, und den in die Realistika, offen ließ (DiBi 1);
Kemmerich 1910 Dinge 6
die Erziehung war auf der breiten Basis der Humaniora und Realien zugleich aufgebaut;
Friedell 1928 Kulturgesch. II 403
daß . . man noch bis zum heutigen Tage die Studien, die sich mit dem Altertum befassen, humaniora, die menschlicheren nennt;
Winker 1950 Maximilian I. 248
Auf dem Reichstage zu Worms richtete er [Kaiser Maximilian] an die deutschen Kurfürsten einen flammenden Appell, die Humaniora zu pflegen und Universitäten zu gründen;
Welt 7. 10. 1974
heute, glaubt Conze, gehen wir einem neuen Verständnis der Geschichte als Glied aller Humaniora entgegen;
Zeit 22. 8. 1986
jede Woche . . findet zwischen Rimini, Riccione, Cattolica, Gabicce, Pesaro und so weiter ein Festival, ein Kongreß, eine Kunstausstellung, eine Veranstaltung über Literatur oder andere Humaniora statt;
taz 14. 4. 2007
das, was Kant die Humaniora und was wir die humanities beziehungsweise Humanwissenschaften nennen.
zu Humanisation (10)
1790 Allg. dtsch. Bibl. XCII 365
Vielleicht sey die ganze morgenländische Lehre von dem heil. Geist nichts anders, als Humanisation Gottes;
Nose 1805 Privatisiren 111
Umgekehrt läßt sich aus der Sehnsucht, aus dem neidischen Wunsche und kindischen Streben nach der Eigenthümlichkeit oder dem Vorzuge eines Andern, und aus der daraus entstehenden Unruhe und Unzufriedenheit bei Jemand richtig auf dessen niedere, einseitige oder HalbKultur [!] schliessen, – (Will man über dies Ganze eine Formel, so könnte eine davon heissen: ‘die Naturalisirung eines Menschen mit und in sich selbst bestimmt den Grad seiner Humanisation.’);
Kaiser 1813 Bibl. Theologie I 47 f.
Allmählich denkt der weiter fortreisende Verstand . . eigene, von den Fetissen [!] verschiedene Gottheiten, die sich ungesehen hie und da aufhalten . . und giebt ihnen Gestalt und Ausdehnung – personificirte vermenschlichte Fetissen . ., auf welcher schon die eigene Erhebung seiner selbst zur Vermenschlichung (Humanisation) auf die Götter übergetragen wird;
1832 Abhandl. d. kgl. Akad. d. Wiss. 14
Denn wie die blosse Gravitation nebst dem Mischungs- und Entmischungsprozess von der Vegetation aufgenommen wurde, und die Animalisation beides unter sich zusammenfasste: so soll wiederum die Humanisation aus dieser sich hervorheben und sie in sich schliessen;
Krug 1838 Encyklopäd. Lex. d. Lit. u. d. Philosophie I 540
Das Wort ‘Humanitarier’ zur Bezeichnung der Humanisations-Beförderer ist auch von ganz neuer Bildung und wird meist spöttisch gebraucht;
Holtzendorff 1889 Handb. d. Völkerrechts IV 426 f.
Das neue Völkerrecht hat nun diese Grundsätze vollständig umgewandelt, conform seiner grundsätzlich verschiedenen Auffassung des Kriegsrechts überhaupt und zugleich seine moderne Humanisation gerade auf das Kriegsgefangenenrecht besonders ausdehnend;
Siebenthal 1953 Wissenschaft vom Traum 208
Zugleich ermöglicht sie die Voraussetzungen einer späten Entscheidung kraft der Objektivierung und Distanzierung. Sie dient letztlich der Humanisation, der Triebbeherrschung, der Verwirklichung des Menschseins, ist Stufe zu ihm hin;
Wössner 1963 Mensch u. Gesellschaft 400
Die quantitative Totalität im Sinne der Einbeziehung aller Menschen in diese Felder läßt demnach auf deren Wichtigkeit schließen. Wichtigkeit hinsichtlich der menschlichen Individuation und Humanisation;
Eykmann 1989 Friedensverkündigung 123
Wird der Mensch einmal als Werk der Natur gesehen, so geht eine solche Anthropologie davon aus, das Neugeborene trage alles, dessen es zu seiner Menschwerdung bedarf, schon im Stadium des Embryo in sich. Der Vorgang der Humanisation wird dann vorgestellt als ein Prozeß der Ausfaltung oder der Entwicklung;
Beillerot 2003 Erziehungswissenschaftl. Zeitdiagnosen 259
Erziehung ist Sozialisation. Die Sozialisation ist kein Vorgang, der zur Humanisation hinzukommt, es ist vielmehr eine Partikularisierung der Humanisation.
zu humanisch (11)
Stanberger 1523 Prior (Flugschr. d. Reform. III 213)
Der halben laß sie dem babst, jren bösen humanischen gesetzen folgen, bleib du bey Cristo;
1723 Miscellanea Tigurina II 50 f.
Welches dann auch die Ursach seiner Gefangenschaft und seines Tods gewesen/ daß er sein Hut für den humanischen Pfaffen nicht wollen abziehen/ und ihrem brotigem [!] Herrgott/ den er in der Monstrantz daher dyset/ nicht Ehr wollen beweisen;
1781 Auserles. Bibl. d. neuesten dtsch. Litteratur XIX 585
Je seltener Schriften humanischer Rechtsgelehrten bei uns in Deutschland sind, desto sorgfältiger müssen wir in der Anzeige derselben sein;
1795 Der Sammler. Ein Journal humanischen Inhalts
(Titel);
1820 Allg. musikal. Ztg. IV 510
Nachdem er in einem Seminario seines Vaterlandes die humanischen Studien vollendet, zugleich aber auch für Musik eine entschiedene Vorliebe gefasst hatte, reiste er nach Wien, wo er sich . . dem Studium der Composition hingab;
Rosegger 1893 Heimgarten XVII 932
Von der großen Masse dieser Dilettanten heben sich in vornehmer Weise mehrere Darsteller ab, so die sehr sympathische Erscheinung des Christus; ein Volksschullehrer, der seine humanische Beschäftigung in höherem Stile zum Ausdruck bringt;
Rothweiler 1914 Zurcherische Staatsverfassung 17
Glücklich ist aber nur der, dessen Anlagen und Bedürfnisse humanisch entwickelt und befriedigt werden;
Ledergerber 1941 Kassandra 99
In humanischer Darstellung scheint Kassandra, weil sie des höheren Wertes als eines Gegengewichts entbehrt, mehr und mehr den Charakter einer bloß griesgrämigen und verleumderischen Jungfer anzunehmen, die den Besitzenden das Liebesglück missgönnt;
Krämer-Badoni 1960 Grund u. Wesen d. Kunst 95
Indem nämlich die Mimesis den Blick auf die Natur des Menschen lenkte, entstand eine ausschließlich humanische Kunst;
1991 Griechenland 165
Der 2. Weltkrieg brachte die größte Erschütterung der humanischen Werte, die . . in der jahrhundertelangen Tradition emsig gepflegt und weiterentwickelt worden waren;
Fuhrich 2004 Theater, Kunst, Wissenschaft 352
ein fataler Rückfall in längst politisch wie intellektuell überwunden geglaubte Strukturen, denen das Zwei-Kulturen-Welt-Schema eines Charles Percy Snow zugrunde liegt: streng geschieden einerseits das humanische und andererseits das naturwissenschaftliche Denken.
zu humanisieren (18)
Wächtler 1709 Manual 154
Humanisiren/ geschlachter und freundlicher machen/ z. E. er ist noch nicht recht humanisiret;
Wieland 1766–67 Agathon (W. I 708)
indem er ihn durch die Reizungen seines Umgangs und seiner Beredsamkeit zu humanisieren, und an sich zu gewöhnen suchte (DiBi 1);
Wezel 1776 Belphegor 121
beschlossen sie einmüthig, dies Land der Barbarey und der Unterdrückung zu verlassen und sich mit den großen und kleinen Diamanten nach dem humanisirtern Theil von Europa zurückzubegeben (DiBi 1);
Herder 1789 Urspr. d. Sprache (S. W. V 9)
In einer feinen, späterfundnen Metaphysischen Sprache, die . . nach langen Jahrtausenden der Abartung selbst wieder Jahrhunderte ihres Lebens hindurch verfeinert, civilisirt und humanisirt worden;
ders. 1793–97 Br. z. Beförd. d. Humanität I 156
Alle Einrichtungen der Menschen, alle Wissenschaften und Künste können, wenn sie rechter Art sind, keinen andern Zweck haben, als uns zu humanisieren, d. i. den Unmenschen oder Halbmenschen zum Menschen zu machen (DiBi 1);
Westenrieder 1794 Beytr. V 358
der schönen, oder humanisirenden Litteratur, welche die Sprachkunde, die Poesie, die Beredsamkeit, und was dahin gehört, die Kenntniss der schönen Künste in sich begriff;
Stephani 1813 Erziehung 162
Alle Stände sollen und müssen möglichst humanisirt und civilisirt werden;
Haym 1859 Ges. Aufs. 69
dass die Bühne die Aufgabe habe, das Vergnügen zu humanisiren und das Spiel ästhetisch zu adeln;
Prutz 1862 Menschen 25
dem aufgeklärten Absolutismus, der wohlmeinenden, humanisierenden Tyrannei;
1884 Brockhaus IX 452
Humanisieren bedeutet vermenschlichen und bezeichnet im geistigen Sinne z. B. die Thätigkeit, mit der man wilde Völkerstämme oder einzelne Individuen aus ihrem tierähnlichen Naturzustande zur Bildung und Gesittung, zur Erfüllung ihrer menschlichen Bestimmung emporzuheben sucht;
Dohm 1897 Antifeministen 110
gibt es denn etwas, das den Menschen mehr humanisiert, mehr verfeinert als wissenschaftliches Erkennen, als Reife und Geübtheit des Denkens? (DiBi 125);
Delekat 1929 Gemeinschaft 21
Man soll . . [die Strafen] humanisieren, so viel man kann, aber man soll nicht übersehen, dass Strafe immer Strafe bleibt und bleiben wird;
Mackenroth 1935 Bevölkerungslehre 335
teilweise humanisieren sich die europäischen Kolonialmethoden auch zunehmend, so daß von den Europäern her innere Hemmungen gegen eine rücksichtslose Europäisierung der Wirtschafts- und Sozialsysteme entstehen;
Süddtsch. Ztg. 5. 11. 1946
der Sprachenunterricht läßt sich aus der Flachheit formalistischen Betriebes auf eine höhere Ebene des Menschlichen erheben, humanisieren durch gründlicheren Einblick in die Werkstatt des Sprachgeistes der Völker;
Hocke 1976 Tagebücher 366
Die Welt wird heute nicht nur enthumanisiert; sie wird enträumlicht und entzeitlicht;
Spiegel 16. 1. 1995
Den Männern aus dem Politbüro kann Totschlag durch Unterlassen nur dann vorgeworfen werden, wenn sie auch die Möglichkeit gehabt hätten, das Grenzregime zu humanisieren;
Mannh. Morgen 31. 3. 2005
die klassische Frage: Veränderst du erst die Verhältnisse und die Gesellschaft, und damit die Menschen, oder musst du zuerst die Menschen humanisieren, also bilden und verbessern, damit sie überhaupt fähig sind für die Freiheit und für die Revolution;
Grutzpalk 2009 Soziologie d. Polizei 11
Das Bewusstsein, dass Gewalt in Verhören zu Geständnissen, aber nicht notwendig zur Wahrheit führt, humanisierte und verfeinerte die Untersuchungsmethoden.
zu Humanisierung (17)
Meusel 1776 Geschichtsforscher III 226
Daß man in Teutschland schon im siebenten oder achten, vielleicht gar im sechsten Jahrhundert, gewisse bestimmte Findelanstalten antrifft, ist gewiß so wichtig, und für die Geschichte der Humanisirung Teutschlands so merkwürdig, daß die Begebenheit, worauf sich diese Bemerkung stützt, ausgezeichnet zu werden verdienet;
Wieland 1785 Rechte (W. XXX 143)
Jeder noch so geringe Beitrag, der . . über die Stufe der Cultur, Aufklärung, Humanisirung, Freiheit, Thätigkeit und Emporstrebung zum Bessern . . einiges Licht verbreitet, jeder solche Beitrag ist schätzbar;
Arndt 1803 Leibeigenschaft in Pommern 48
Ein andres Ereigniß dieser Zeit, worin die Kirche und ihre Diener so eng eingreifen, ist die Errichtung der Chevalerie, eine Anstalt, die Pietät, Galanterie, Biedersinn und Tapferkeit zusammen schufen, und die in den ersten Zeiten ihrer Blüthe für die Humanisirung der Menschen und die Bildung edlerer Künste sehr viel beitrug;
Hillebrand 1823 Anthropologie als Wissenschaft III 311
Uebrigens beweist sich überall die Möglichkeit wirklicher Humanisirung, was früher berühmte und unberühmte Schriftsteller geleugnet haben;
Bauernfeld 1847 Ges. Aufs. 44
Das große Werk der Humanisierung wird überhaupt von keinem einzelnen Geiste vollbracht – sondern von allen miteinander;
Spielhagen 1862 Problemat. Naturen (S. W. II 286)
eine andere Dame, welche älter[e] und bessere Rechte auf die Humanisirung des jungen Wildfangs zu haben glaubte (DiBi 1);
Dohm 1897 Antifeministen 117
Wenn der Mann es nur glaubt, daß die Humanisierung, trotz Christus und anderer großer Ethiker, Frauenmonopol gewesen ist (DiBi 125);
Holtzendorff 1889 Handb. d. Völkerrechts IV 426 f.
daß nur die Staaten, bezw. deren kriegende Organe (nicht aber die Privaten) Feinde sind, und daß auch dem Feinde nicht mehr Uebles zugefügt werden soll als nöthig ist und der Kriegszweck erfordert, und hat sodann das auf diesen Grundlagen ganz anders erwachsende Kriegsgefangenenrecht nach den Humanisirungsideen der Neuzeit auch noch besonders milde gestaltet;
Berolzheimer 1910 Deutschland 422
Humanisierung der Verbrechen und des Strafvollzugs;
Tillich 1926 Religiöse Lage 136
Es entsteht eine Humanisierung der Christentums, die freilich immer zugleich eine Christianisierung der Humanität ist;
Rogge 1937 Kollektivsicherheit 89
Konventionen zur Humanisierung des Krieges;
Bollnow 1962 Maß 32
in diesem Sinne wurde darum die Vernunft als das eigentlich Menschliche im Menschen bezeichnet. In diesem Sinne heißt Herrschaft der Vernunft die Humanisierung des Lebens durch die Bändigung der irrationalen Mächte;
Schwendter 1973 Subkultur 39
Anarchistisch heißt hier: individuelle Freiheit und individuelles Bewußtsein als wesentliche Voraussetzung der Humanisierung betrachtend;
Welt 5. 2. 1974
diese Arbeitsgruppen sollen unter anderem für Einstellungen und Kündigungen, Humanisierung der Arbeitsbedingungen, Lohneinstufung und Gestaltung der Betriebsordnung zuständig sein;
Zeit 26. 4. 1985
mit Humanisierung der Arbeitswelt hat die vorzeitige Verschrottung von menschlicher Arbeitskraft und noch vorhandenem Schaffensdrang auch nicht viel zu tun;
taz 1. 8. 1989
Die Möglichkeit innerer Humanisierung der DDR [in] Richtung sozialer Demokratie ist an äußere Veränderungen gebunden;
Rhein-Ztg. 15. 7. 2008
Die Humanisierung der Lebensverhältnisse hatten sich die Architekten der Berliner Wohnsiedlungen, die über die gesamte Stadt verteilt sind, auf ihre Fahnen geschrieben.
zu Humanum (13)
1826 Jahrb. d. dtsch. jur. Lit. III 159 f.
In der Civitas soll sich das divinum und das humanum nähern, die Trennung des Bluts aufhören;
J. Grimm 1846 Verhandl. d. Germanisten (Kl. Schr. VII 569)
am allerwenigsten dürfen aber die classischen philologen deutschen den namen germanisten misgönnen, weil ihnen selbst sogar der allgemeinste name humanisten überwiesen zu sein pflegt, ohne allen wahn, dasz ihnen allein die pflege des menschlichen, das humanum . . obliege;
Klein 1866 Gesch. d. Dramas III 643
Die Gnaden-Instanz des Humanum, als Quelle der Schuldvergebung, kennt selbst die Komödie des Terentius noch nicht;
Nietzsche 1886 Menschliches (W. I 764)
fremde Freude sich vorstellen und sich dabei freuen ist das höchste Vorrecht der höchsten Tiere und wieder unter ihnen nur den ausgesuchtesten Exemplaren zugänglich – also ein seltenes humanum: so daß es Philosophen gegeben hat, welche die Mitfreude geleugnet haben (DiBi 31);
Wolters 1925 Der Deutsche 307
Sobald er in einer späteren Epoche sein Priorat vergaß und, anstatt das Gepräge des humanum allem anderen aufzudrücken, sich an vermeintliche höhere fremde Gewalten hingab;
Wust 1936 Ungewissheit IV 47
das Trennende ist gerade die Wesenheit des humanum, durch die das Kind bei all seiner Animalität doch ein völlig verwandeltes Naturwesen ist. Durch diese Wesenheit des humanum aber ist es auch schon nicht mehr ein animal securum in dem Sinne wie das Tier;
Baden 1948 Sinn 138
Es gibt kein Humanum, es gibt nur Versionen dieses Humanum, und zwischendurch tauchen Auffassungen auf, deren Pathos durch die schneidende Ablehnung jedes Humanum gegeben ist;
Berger 1954 Dichtung Schröders 226
So hängen die beiden großen Ideen, in denen sich geistliches und weltliches Schaffen überschneiden und von einander sondern, zusammen: die Idee des Humanum, des Glaubens, der allem Wissen vorangeht, und die Idee des Divinum, der Gnade;
Timm 1974 Gott u. d. Freiheit I 202
Die Argumentationsstrategie richtet sich gegen die Reduktion des Humanums auf die Spontaneität des Denkens, in der Kunsttheorie, im Religionsverständnis und im philosophischen Idealismus;
Wiora 1980 Ideen z. Gesch. d. Musik 153
In solchem Sinn haben Komponisten den Tonbereich der menschlichen Stimme als Ausdruck des Humanum in Kontrast zu tieferen und höheren Lagen gestellt, welche außermenschliche Phantasiegestalten, wie Riesen und Elfen, symbolisieren;
Altner 1985 Herstellung d. Natur o. S.
bei einer kritischen sozialethischen Meinungsbildung zur Sache wird dann eben deutlich, daß die Fragen nach dem Humanum und die Inhalte des sozialen (und ökologischen) Ethos gerade auch im Blick auf die Gestaltung der Produktivkräfte durch neue Technologien höchst umstritten sind;
Nürnb. Nachr. 21. 7. 1997
Kultur schafft einen Ausgleich zu einem an Nützlichkeit orientierten Denken und hilft, die Werte des Humanum gegenüber den rein zweckrationalen Sachzwängen zu wahren;
Bovenschen 2006 Älter werden 12
als eine Schriftstellerin . . behauptete, daß es doch die schadhaften Unvollkommenheiten seien, die Defekte, die das Humanum auszeichneten.
zu human b (11)
Tönnies 1887 Gemeinschaft u. Gesellschaft 153
Alles, was aber dem Gefallen (d. i. dem humanen Instincte), der Gewohnheit und dem Gedächtniss eines Menschen angehört, kann als von seiner Natur zu ihrem eigenthümlichen Inhalte assimilirt und verarbeitet verstanden werden;
Nagel 1901 Viehversicherung 70
Es würde sich schon aus diesem Grunde empfehlen, dass die Viehversicherung nicht nur im Schadensfalle für den Wert des Tieres Entschädigung leistet, sondern dass dem Viehbesitzer auch – analog den Krankenkassen in der Human-Medizin – die Kosten für tierärztliche Behandlung und für Medikamente vergütet werden;
Der Westen 23.12.1934
die humanmedizinischen Abteilungen, die sich mit der Erforschung der menschlichen Krankheiten und ihrer Bekämpfung befassen;
Süddtsch. Ztg. 26. 7. 1955
Humanpsychologen müßten erforschen, was beim Menschen die naturgegebenen Hemmungen, den Artgenossen zu töten, hebe;
FAZ 19. 12. 1970
Der Humangenetiker wies nach: die zeitliche und geographische Übereinstimmung zwischen dem Auftreten der Schäden und dem Verkauf von Contergan;
taz 26. 3. 1987
ein humanes Retrovirus, das T-4-Zellen befällt und das Lymphome verursacht;
Altner 1991 Naturvergessenheit 289
Die humangenetische und gendiagnostische Beratung darf nur im Einzelfall erfolgen und sollte auf schwere, nichtbehandelbare Krankheiten . . eingeschränkt werden;
Berl. Ztg. 6. 7. 2000
Wissenschaftler und Forschungspolitiker haben sich am Donnerstag für die Arbeit mit humanen embryonalen Stammzellen ausgesprochen;
St. Galler Tagbl. 20. 9. 2000
humane Antikörper, die in der Lage sind, beispielsweise Krebszellen zu entdecken und das Immunsystem zu alarmieren. Weil sie selbst humanen Ursprungs sind, lösen sie keine Abwehrreaktion aus;
Jaeger 2004 Humankapital u. Unternehmenskultur 1
Personengebundene Wissensbestandteile in den Köpfen der Mitarbeiter werden in der Ökonomie als Humankapital bezeichnet;
Zeit (online) 3. 7. 2008
Anstatt wie eine Ratte einfach nur auf Reize zu reagieren, hat der Mensch offenbar die Möglichkeit, diese zu bewerten. „Kognitive Wende“ hieß der Paradigmenwechsel in den Humanwissenschaften, und auf einmal schien der Mensch viel freier als zuvor.
zu humanoid (8)
1914 Korrespondenz-Bl. d. Dtsch. Gesellsch. f. Anthropologie XLV 6
der in Monte hermoso (Süden der Provinz Buenos Aires) gefundene Atlas, der nach Lehmann-Nitsches sorgfältiger Untersuchung doch wohl einem ‘humanoiden’ Wesen angehört, dem ‘Homo neogaeus’;
Randa 1958 Handb. d. Weltgesch. I 39
eine beachtliche Verschiedenheit des morphologischen Erbgutes dieser ältesten fossilen Hominiden . ., bei denen die pithecoiden, humanoiden und menschlichen Merkmale in verschiedener Weise miteinander verbunden sind;
Eggers 1969 Gesellschaftspolit. Konzeptionen 30
Ist es das typisch Menschliche, die Technik, die Sachwelt und schließlich die außermenschliche Natur in gemeinsamer Anstrengung zu humanisieren, sie humanoid zu machen?;
Honsza 1978 Moderne Unterhaltungsliteratur 132
Es entstehen neue humanoide Lebensformen auf fremden Planeten;
Zeit 3. 5. 1985
wenn in vielleicht 50 Jahren diese Zeitung tatsächlich von den Innereien eines Großrechners beschrieben werden sollte . ., dann würde dies immer noch nichts über die humanoide Intelligenz der Maschinen aussagen, sondern allenfalls über den maschinellen Un-Sinn, den wir Menschen selbst zu verantworten hatten;
Oberösterr. Nachr. 14. 2. 1997
Entwicklungen von humanoiden Robotern;
FAZ 27. 9. 1999
Die Wünsche der sinnsuchenden Besatzung des Raumschiffs scheinen sich zu erfüllen. Sie haben Kontakt zu einer nichthumanoiden Lebensform;
Mannh. Morgen 6. 12. 2008
Vor dem Hintergrund der rasant alternden Gesellschaft Japans arbeiten zahlreiche Unternehmen und Forschungsinstitutionen des Landes an der Entwicklung humanoider und anderer Roboter, die den Menschen als intelligente Arbeitskräfte und Partner im Alltag zur Seite stehen sollen.
zu Humanoid (5)
1953 Welt u. Wort VIII 133
Roboter, von dem Planeten Wing 4 ferngelenkt, beeinflussen entscheidend das Schicksal des Menschen . . Selbst Dr. Forester, dessen Kampf gegen die Humanoiden bis an die Grenze tragischer Selbstaufopferung geht, verfällt ihnen am Ende und leistet ‘Humanoidendienste’;
Schelsky 1965 Suche nach Wirklichkeit 94
In der Eroberung der Erde durch die Humanoiden, die in dem Buche geschildert wird, erweist sich diese Programmierung als der Terror des abstrakten Guten;
Deichsel 1972 Frankenstein 25
Das zwingt den Humanoiden, sich in Reparatur zu begeben, und da werden ihm die defekten Teile ersatzlos ausgebaut;
taz 24. 8. 1990
Während die Zunft 1962, elektrisiert von der DNS-Entdeckung durch Watson und Crick, ungeniert für eine neue Eugenik (unter anderem die Züchtung für Weltraumfahrten geeigneter Humanoiden) plädierte, ist man dreißig Jahre später zumindest verbal etwas vorsichtiger geworden;
Hannoversche Allg. 18. 7. 2008
in diesem Fall war einer der Steinzeitmenschen mit Sicherheit ein Mann. Wahrscheinlich handelte es sich um Angehörige einer kleinen Gruppe von Humanoiden, die damals als Jäger und Sammler in dieser Gegend unterwegs waren.