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Horoskop |
N. (-(e)s; -e), früher auch M. (-en, -s; -en), im früheren 16. Jh. über
gleichbed. spät-/mlat. horoscopus entlehnt aus griech. ὡροσκόπος
‘die Jahreszeiten, die Geburtsstunde beobachtend, deutend; Beobachter der
Geburtsstunde, Nativitätssteller’ (zusammengesetzt aus ὥρ (ο ),
zu ὥρ α ‘Stunde, Jahr, (rechte) (Jahres-)Zeit’ (vgl. die initiale
Lehnwortbildungseinheit Horo-/horo- ‘Stunden-’ in fachspr. Kombinationen
wie Horografie, Horologie, Horolog(ium), Horometer/Horometrie) und
σ κ όπος ‘betrachtend, beobachtend; einer, der genau hin-, zusieht,
beobachtet; Betrachter, Beobachter’, zu σκοπεῖν ‘betrachten, schauen;
spähen’ bzw. σκοπεῖο ν , Nomen agentis zu σ κ έπτεσθαι
‘umherschauen, sich umsehen, spähen, betrachten, erwägen, prüfen’ (vgl. die
terminale Lehnwortbildungseinheit -skop in der umfassenderen Bed.
‘-betrachter, -anzeiger’, auch ‘Instrument zur Betrachtung, Anzeige’, s. u. b,
in Kombinationen wie → Mikroskop, → Teleskop), also eigentlich
‘Stundenseher, -schauer, -anzeiger’); bis ins 18. Jh. meist in lat. (flekt.)
Formen und Syntagmen wie in horoscopo, seit Anfang 19. Jh. in der (aus
spät-/mlat. horoscopus) verkürzten Form als M., seit Mitte 19. Jh.
(eventuell unter Einfluss von spät-/mlat. horoscopium, s. u. b, oder auch
in Analogie zu Mikroskop, Kaleidoskop o. ä.) als N., sowie
vereinzelt in der (wohl frz. beeinflussten) Schreibung
Oroscop.
a Zunächst in der Astrologie in der auf die
Tätigkeit selbst fokussierten, komplexeren Bed. ‘(Erkennung, Studium und
schematische Aufzeichnung/Darstellung der) Planetenkonstellation beim Aufgang
eines Gestirns’ (→ Kalender), speziell ‘aufgehender Punkt der Ekliptik am
Horizont in Bezug auf das Tierkreiszeichen zu einem bestimmten Zeitpunkt,
speziell zur Geburtsstunde eines Menschen’ (s. Belege 1537–38, 1732; →
Aszendent, → Aspekt 1a, → Konjunktion), vereinzelt auch als Bezeichnung
für die Geburtsstunde selbst (s. Beleg 1709), von daher für das inhaltliche
Ergebnis dieser Vorgehensweise in der heute dominierenden Bed. ‘(für
Einzelpersonen oder alle unter einem gemeinsamen Sternzeichen Geborene
erstellte) astrologische Zukunfts- und Schicksalsvoraussage, Weissagung nach dem
Stand der Planeten/Gestirne zum Geburtszeitpunkt, Sterndeutung’ (s. Belege
1810.2, 1925; → Nativität), auch bildlich-übertragen (s. Beleg 1712), häufig in
den typischen Verbindungen (sich) ein Horoskop (er)stellen lassen, jmdm.
das/ein Horoskop stellen ‘jmdm. aus der Planetenkonstellation bei seiner
Geburt sein Schicksal voraussagen’, in Wendungen wie Horoskope
geschichtlicher Persönlichkeiten, sein Horoskop sagt/sieht eine kurze
Lebensdauer für ihn voraus, die Sternzeichen und die damit zusammenhängenden
Horoskope üben auf viele Menschen eine ganz eigenartige Faszination aus, das
Horoskop prophezeit einen glücklichen Ausgang, die Lektüre des Horoskops der
Woche, nach seinem glänzenden Horoskop wird er einmal zu Reichtum gelangen, nach
meinem Horoskop für heute/die Woche befürchte ich das Schlimmste und Zss.
wie Horoskop-Hokuspokus, -Kunden, -Lektüre, -Nepp, -Nonsens, -Show;
Horoskopbändchen, -büchlein, -deutung, -erstellung, -gläubige, -laden, -seite,
-steller, -schwindel; Baby-, Beziehungs-, Glücks-, Lebens-, Jahres-, Liebes-,
Mond-, Tages-/Wochen-, Zeitungshoroskop, gelegentlich auch aus dem
eingeschränkten Bezug auf Personen herausgelöst und ausgedehnt auf übergeordnete
Zusammenhänge und Sachverhalte für ‘(aufgrund der Sternenkonstellationen
getroffene, astrologische) Weissagung, Voraussage künftiger, größere Teile der
Menschheit oder diese als Ganzes betreffender, (politisch, wirtschaftlich o. ä.)
markanter Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen, Kriege); Zukunftsvision’ (s.
Belege 1810.1, 1848, 2002; → Orakel, → Prognose; vgl. Prophezeiung) bzw.
allgemeiner verwendet (s. Beleg 1992), z. B. historische Horoskope; Aktien-,
Börsen-, Gründungs-, Staats-, Wahl-, Wirtschafts-, Welthoroskop; daneben im
19. Jh. selten im M. als Personenbezeichnung für ‘jmd., der ein Horoskop stellt;
mit der Beobachtung der Gestirne beauftragter Priester, aus der Stellung der
Gestirne weissagender Zeichendeuter, Sterndeuter (bes. bei den alten Ägyptern)’
(s. Belege 1845, 1857.1, 1880; vgl. Astrologe, → Astrologie), gleichbed.
mit im 17. Jh. vereinzelt bezeugtem (eventuell frz. beeinflusstem)
Horoskopant M.
Dazu seit spätem 16. Jh. vereinzelt, seit Anfang
19. Jh. kontinuierlich belegt die (auf gleichbed. lat. horoscopicus
zurückgehende) adj. Ableitung horoskopisch ‘die Nativität betreffend; zum
Horoskop gehörig’ (vgl. astrologisch, → Astrologie), z. B.
horoskopische Berechnungen, Entsprechungen, Prophezeiungen, die horoskopische
Monatszuordnung des Baumkalenders, in die horoskopischen Deutungen
einordnen, gleichbed. neben der in neuerer Zeit (mit eher abwertendem Bezug)
nachgewiesenen adj. Gelegenheitsableitung horoskopal; seit späterem
18. Jh. die (auf gleichbed. griech. ὡροσκοπία zurückgehende) subst.
Ableitung Horoskopie F. (-; selten -n) ‘Kunst, aus dem Stand der Gestirne
zur Zeit der Geburt eines Menschen seine Zukunft zu deuten/vorauszusagen,
Stern(-zeichen-)deutung’ (→ Astrologie), gleichbed. mit im 19. Jh. vereinzelt
nachgewiesenem Horoskopik F. (vgl. Prognostik, → Prognose), auch
‘horoskopische Abhandlung’ (s. Beleg 1882), sowie die im 17. Jh. vereinzelt,
seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. kontinuierlich nachgewiesene verbale Ableitung
horoskopieren V. intrans. ‘die Geburtsstunde betrachten, anzeigen; in der
Geburtsstunde erscheinen; ein Horoskop stellen’, auch abgeflacht ‘etwas
vorhersehen, voraussagen’ (s. Belege 1854, 1909; vgl. prognostizieren, →
Prognose).
b Daneben selten vom früheren 18. bis ins frühe 20. Jh.,
als Kurzform von gleichbed. spät-/mlat. horoscopium/griech.
ὡροσκοπεῖο ν aufzufassen (eventuell in Analogie zu neoklassischen
Kombinationen wie Kaleidoskop, Mikroskop mit dem Bestandteil -skop
in seiner Bed. ‘optisches/akustisches Instrument, Werkzeug zur Betrachtung,
Anzeige und Messung von etwas; -instrument, -gerät’), zunächst auch in der lat.
(flekt.) Form nachgewiesen, als Bezeichnung für ein Werkzeug, Gerät, eine
Vorrichtung zur Beobachtung, Berechnung und Aufzeichnung des Stands der Gestirne
in der Geburtsstunde eines Menschen, die etwas über sein zukünftiges Schicksal
aussagen soll, auch allgemeiner ‘mathematisches Instrument zur genauen
Zeitbestimmung; Verzeichnis der Tag- und Nachtlängen an allen Orten und zu allen
Zeiten’ (s. Beleg 1876), vereinzelt bildlich (s. Beleg 1917).
Belege
Paracelsus um 1520 S. W. I 1,18
und sind virtutes coelestes und
behalten ir gleiche anatomei in iren sphaeren und tugenden in der exaltation und
den horoscopum, den tag und die stunt mit allen ascendenten gleich dem sichtigen
corpus, aber in seiner olympietet und etherischen leufen;
ders. um 1535 S. W.
I 9,610
die eigenschaft der constellation, wie der himel stant auf
denselbigen horoscopum und erigiret die figur celi;
ders. 1537–38 S. W. I
12,471
darumb ir auslegung aus der astronomei gehet, mit sampt den andern,
so under disem horoscopo geboren werden;
Nas 1570 Qvinta centvria 52
Alda
er den auffsteigenden Horoscopum anfängt/ im 27. Grad vnnd 19. M. des Löwens/
das ander Hauß im 17. Grad der Junckfraw/ das dritt im 12. der Wag/ als dann
setzt er die Coniunction als/ Jupiter/ im 26. Grad vnnd 16. Minuten der Wag;
Baleus/Müntzer 1571 Bäbstl. Geschichte 909
die Necromantici/ todten
Warsager waren/ treffliche bößwichter/ allezeit in seiner gesellschafft vnd
gemeinschafft/ auff daß sie an den Horoscopen/ oder Ascendenten/ an den
Aspecten/ vnd an den behausungen der Planeten/ inn den Natiuiteten
nachforschungen hetten nach seinem vnd seiner hurnkinder künfftigem glück vnd
unglück;
Fischart 1581 Dämonomania 139
Vnd selbst der Hochberümtest
Artzeneilehrer Galenus hat vil Bücher darvon geschriben: Darinnen er vnter
anderem eyner sachen sich verwundert/ die man täglich im Horoscopo oder
Ascendente vnd Stundensteiger der Krancken sihet vnd erfähret/ daß die
gegensatzung oder Opposition des Mons vnd der Sonnen/ den Krancken merckliche
änderung gebiret;
ebd. 145
Gleich wie er auch inn dem Horoscopo oder
Geburtsstellung vber die Erschaffung der Welt sehr vngeschicklich setzt/ die
Sonn sei alsdann im Wider gewesen/ so sie doch inn der Wag war;
Mundus 1619
Rosenkreuzbruder 87
wann sich in einem Augustmonat das letste Viertl
ereignet/ da Saturnus kurtz zuvor vndergangen/ vnnd Jupiter in culmine Coeli
stehend/ Venerem vnnd Horoscopum feindselig ansihet;
Colerus 1645 Oeconomia
rur. II 345
der Comet hat zur Zeit desselbigen [Menschen] Geburt/ (wenn der
Mensch in diese Welt eintritt) in horoscopo . . gestanden;
Lassenius 1661
Tischreden 55
Er wisse nur eine Nativität/ so allen frommen Christen gemein
wäre/ in welchem Horoscopo, sei GOTT der Vatter/ in mittlern Himmel/ JESUS der
Welt-Heiland/ im sechsten Haus der Heilige Geist;
Stieler 1695 Zeitungs Lust
203
Horoscopus, bedeutet die Stellung oder den Aufgang der Sternen/ wenn
jemand gebohren wird: könte der Geburts-Himmel oder der Sternsatz heissen;
Elis. Charl. 1695 Br. (Ranke 1861 Frz. Gesch. V 344 f.)
umb dieße nicht
zu heürahten hette Er sich resolvirt In den Krieg zu gehen, hette sich aber
vorher sein oroscop stellen laßen, worinen man ihm gesagt, daß wen Er In Krieg
würde, solte der Erste schuß . . ihn umbs leben bringen;
dies. 1705 Br. I
378
Es muß ein gelehrter man geweßen sein, der der königin in Preussen
oroscope gestelt hat;
Wächtler 1709 Manual 154
Horoscopus, die Stunde/ da
einer gebohren wird/ die Geburts-Stunde/ z. E. er ist in einem glücklichen
Horoscopò gebohren;
Prambhofer 1712 Traum-Ges. 4
Rechtschaffene
Geistliche sollen in ihrem Horoscopo setzen allein dise zwölff Häuser: Die
Kirchen/ und nicht die Küchen: die Capellen und nicht Madamosellen . .;
Sperander 1727 A la Mode-Sprach 292
Horoscopus, bedeutet der Sternen-Satz
und Stellung von Aufgang des Gestirns bey der Geburt eines Menschen;
Zedler
1732 Universallex. XIII 945
Horoscopus, wird von denen Astrologis das erste
himmlische Haus oder dasjenige himmlische Zeichen genennet, welches zur Zeit der
Geburt eines Kindes im Morgen-Horizonte gestanden;
Bengel 1751 Brüdergemeine
(Zinzendorf, Materialien II 10,230)
Für Herrnhut findet sich kein besonderer
Horoscopus: es hätte froh sein sollen, die Gemeinschaft mit der Augspurgischen
Confession gründlich und redlich . . zu behaupten;
Meister 1777 Beiträge II
220
die Astrologen begünstigten diesen theologischen Eifer durch
Verfälschung seines [Luthers] Horoscope;
Anthroposcopo 1784 Gesch. d.
Physiognomonik 226
Wenn man hierbey recht sorgfältig zu Werke gehen will, so
muß man den Stern des Horoscopi . . wissen;
Sachs 1790 Hauschronika 388
Ich sey der verwegene Mensch, der Unphilosoph, der der Ihnen das Horoskopium
gestellt habe, Sie würden binnen kurtzer Frist nicht mehr Mann im Monde seyn;
Kanne 1808 Urkunden d. Gesch. II 215
Zugleich wird der Horoscop des neuen
Jahres verfertigt, und aus dem Aufgang der Sothis für das ganze Jahr prophezeit;
1810 Fahnenbergs Mag. I 350
Merkantil-politischer Horoskop des
gegenwärtigen Seekriegs;
Goethe 1810 Tagebücher (WA III 4,121)
Constellation und Horoskop bey meiner Geburt. Von deutscher Litteratur nicht die
Rede;
Rommel 1830 Philipp d. Grossmüthige II 26
Die Nativitätsstellung
Philipps ist noch vorhanden . . und hat alle Zeichen der Authenticität . . Der
Horoscop desselben hat 10 Häuser ausgestellt, worin besonders die Aspecten des
Mars (der rückgängig war) der Venus und des Jupiter merkwürdig sind;
Volney
1845 Ruinen (Übers.) 183
Von Clemens aus Alexandrien . . haben wir noch eine
lehrreiche Beschreibung der 42 Bände, welche man bei dem Aufzuge der Isis trug.
„Der Anführer . . oder Sänger, trägt . . zwei Bücher des Merkur, wovon das eine
die Hymnen an die Götter, das andere das Verzeichniß der Könige enthält. Nach
ihm folgt der Horoscop (Beobachter der Zeit), welcher einen Palmzweig und eine
Uhr, die Sinnbilder der Astrologie, trägt . .“;
1848 Grenzboten I 2,6
War
der Anschluß an Deutschland nicht buchstäblich gemeint und denkt das Kaiserthum
etwa, das Szepter seiner europäischen Großmächtigkeit zu behalten, dann Gnade
Gott den deutschen Völkern der Monarchie, Gnade Gott dem Fortschritt und der
Freiheit! . . Dieses Horoskop muß man Oesterreich stellen, wenn es aus Mailand
sich einen Wald voll Lorbern holt;
Bettina v. Arnim 1852 Gespr. mit Dämonen
(W. u. Br. III 331)
Aber jenen Märtyrern engherziger Erbitterung und
würgender Strafedikte stellt ihr Horoskop eine Bahn erhabnen Flugs (DiBi 1);
Schleiden 1855 Studien 249
die Anfertigung eines Thema [!] oder
Horoskops;
Uhlemann 1857 Grundzüge d. Astronomie u. Astrologie 77 f.
Clemens von Alexandrien . . beschreibt eine ägyptische Prozession und erwähnt
dabei einen Horoskopen, welcher im Zuge vor dem heiligen Schreiber
einhergegangen sei und als Symbol seines Amtes ein Zeitmessungsinstrument
getragen habe . . Diese waren es also, welche . . hauptsächlich den Himmel
beobachteten, die Bewegungen der Gestirne aufzeichneten . . Dieselben waren es
aber auch, welche aus den Constellationen der Planeten das Schicksal der
Menschen berechneten;
ebd. 78
Dann bezeichnet das Wort Horoskop oder
Ascendens denjenigen Punkt der Ekliptik, welcher gerade in der Geburtsstunde
dieses oder jenes Menschen aufgegangen. Denn dieser Punkt der Sonnenbahn
erschien von ganz besonderer Bedeutung und von dem höchsten Einflusse auf das
Schicksal des Neugebornen;
Mahler 1860 Milit. Bilderbuch 3
Da ich . .
gänzliche Unerfahrenheit in den Regeln der Chemie ableugnen konnte, so stand
mein Horoscop vortrefflich und ich reiste mit dem stolzen Vorsatze ab, meine
Vaterstadt nur als Mann, der etwas geworden, wiederzusehen;
Ebers 1880
Schwestern 357
Der Horoskop nahm ein Amulet in die Hand, murmelte einige
Sprüche vor sich hin und suchte dabei die Gestalten, welche den Thorhüter
erschreckten, mit den Augen;
Wolff 1887 Hagestolze 83
er stellt das
Horoskop oder die Nativität, wie er es nennt;
Th. Mann 1909 Hoheit (W. II
343)
ein umfangreiches . . Elaborat, das eine Übersicht aller der Fälle der
Menschheitsgeschichte bot, in welchen Orakel und Horoskop, Somnambulismus,
Hellseherei, Wahrtraum, Schlafwachen, Zweites Gesicht und Inspiration eine Rolle
gespielt hatten;
Walther 1919 Wege dtsch. Geistes 24
der zu gebärenden
neuen Ideenwelt darf man das Horoskop stellen, daß sie Aussicht hat, einmal all
den . . Ideensystemen anderer Völker schließlich über den Kopf zu wachsen;
Graf 1925 Gesicht 115
Mein Busenfreund . . ist abergläubisch. Er läßt
sich jedes Vierteljahr das Horoskop stellen, ist bei einer Kartenlegerin
abonniert;
Lokal-Anz. 18. 8. 1934
Die Ankündigungen der Kartenleger und
Sterndeuter, die Horoskopläden und Horoskopautomaten sowie die verschiedenen
sich mit Wahrsagen befassenden Zeitschriften und Broschüren sind aus der
Oeffentlichkeit verschwunden;
Welt 7. 5. 1949
Sie meiden die Regionen der
vierten Dimension, sie beschwören keine Geister, rücken keine Tische, stellen
keine Horoskope, sie sehen stark in die Gegenwart, schwächer schon in die
Vergangenheit und nichts von der Zukunft;
Th. Mann 1955 Reden u. Aufs. (W. IX
905)
Dem Wirklichen hat Kepler das Horoskop gestellt und das Entscheidende
seines Schicksals in der Verbindung von Saturn und Jupiter im ersten
astrologischen Hause, dem Hause des Lebens, erblickt;
Abeler 1971 Wuppertaler
Uhrenmuseum (Kulturgesch. Museen XII o. S.)
Ein größeres Interesse an den
Problemen der Zeitmessung hatten damals namentlich die Astrologen, deren sich
die Römer gern und häufig bedienten. Mit Hilfe von Himmelsbeobachtungen stellten
sie ihre Horoskope;
Mannh. Morgen 19. 5. 1987
für diese Romantikerin ist
nirgends der Märchenprinz in Sicht, von dem die Rede in ihrem Horoskop ist;
taz 11. 7. 1992
Ob die UNO sich zu einer Weltregierung entwickeln kann,
steht noch in den Sternen. Aber die Horoskope sind nicht ungünstig;
Reisinger
1997 Histor. Horoskopie 58
Der Aszendent bezeichnet jenen Grad des Zodiakus,
der im entscheidenden Augenblick, bei den genauen, wissenschaftlichen Horoskopen
ist es die entscheidende Minute oder Sekunde, am östlichen Horizont im Aufstieg
begriffen ist;
Berl. Ztg. 29. 5. 1999
nicht nur [für] Aktien werden
Horoskope gestellt, auch Anleger können ihr Sternbild nach Investoren-Merkmalen
absuchen lassen. Glückliche Konstellationen für erfolgreiche Börsenspekulation
sind im Horoskop einer Person durch eine gute Besetzung der Häuser zwei und fünf
und günstige Beziehungen der darin enthaltenen Planeten angedeutet;
taz
29. 6. 2002
Astrologe Michael Allgeier tippt: Das DFB-Team gewinnt. Er legt
das Deutschlandhoroskop zugrunde, dessen wichtigste Punkte sich morgen mit dem
Spielhoroskop decken sollen.
Zwerenz 1980
Geschäfte d. Hrn. Morgenstern 261
Was? An den horoskopalen Schwindel glaubst
du, ein aufgeklärter Mensch, auch noch?;
Presse 27. 12. 1993
Ich wette,
so geht es bei den Sterndeutereien auch Ihnen: Weil Sie . . als
Lottoangestellter, anderen immer noch eine Chance geben müssen; oder als
Politiker schon bisher nur das gemacht haben, was Sie „wirklich durchführen“
konnten; deshalb nämlich so wenig. Alle anderen haben ohnehin nicht Zeit, den
horoskopalen Mist zu lesen.
Lebenwaldt 1680
Teufels List II 41
Disem Fatzwerck aber geben Ursach die hochsinnige
Stern-Propheten/ Nativitetsteller/ . . Dieser Horoscopanten Urheber vnd
Stammen-Vatter.
Butler 1765 Hudibras 267
Dieser Mann hatte lange Zeit die Mathematik, die Optik, Philosophie und die
Statik, wie nicht weniger die Magie, die Horoscopie und Astrologie studiert/ und
über der Physiologie war er grau worden;
1804 Wissensch. d. Orients I 481
Die Stundendeuterey oder Horoskopie lehrt die verschiedenen Stunden des Glücks
und Unglücks, die Zeiten, wo man sich hüten muß, ein Geschäft zu beginnen,
kennen. Jede Stunde ist zu bösen oder guten Dingen vorzüglich geschickt, nach
der verschiedenen Stellung der Sonne und des Mondes in ihrer Zusammenfügung,
Gegenschein, Vierten- und Sechsten-Scheine u. s. w.;
Campe 1813 Fremdwb.
354
Horoscopie . . die angebliche Kunst, aus dem Gestirnstande zur Zeit der
Geburt eines Menschen zu weissagen, die Gestirn- oder Stundenwahrsagerei. Auch
die Zeichendeuterei;
Nork 1845 Etymolog.-symbol.-mytholog. Wb. III 324
Wäre die Horoscopie ein Hirngespinnst, so würde sie nicht bei allen, auch den
weisesten, Völkern in so hohem Ansehen gestanden haben;
1860 Bilder aus d.
dtsch. Vergangenheit I 254
Auch in dem sittlichen Siechthum der
Gesellschaft, dessen Repräsentanten sie sind, kann man allmäliche Umwandlungen
erkennen. Sterndeuterei und Horoskopie waren nach dem Kriege bereits ein wenig
abgenützt, die Fürsten suchten das rothe Pulver oder die unbekannte Tinktur, das
Volk grub nach Geldtöpfen;
1861 Zschr. d. dtsch. morgenländ. Ges. XV 81
einer der Weisen Babels . . habe ein Buch verfasst, betitelt das Buch der
Physiognomien und der Horoskopien, welches Werk bekannt und verbreitet sei;
Heyse 1870 Fremdwb. 421
Horoskopie . . die Stundendeuterei,
Zeichendeuterei, die Schicksalsdeutung od. das Wahrsagen aus dem Stande der
Gestirne zur Zeit der Geburt eines Menschen;
Pagel 1898 Gesch. d. Medicin I
218
[Es schien], dass er viel zu aufgeklärt und freidenkerisch war, um an
dem niederen Aberglauben der Nekromantie, Horoscopie, Chiromantie, Hexen- und
Dämonenlehre etc. zu hängen: aber in der Lehre, die er beispielsweise von den
Krankheitsursachen aufstellt, vermag er sich nicht ganz von transcendentalen
theistischen Ideen zu emancipiren;
Grimm 1923 Allgemeine Astrologie und
Horoskopie
(Titel);
Bernus 1948 Alchymie u. Heilkunst 21
Und die
Astrologie ist durchaus eine empirisch-exakte Wissenschaft, wenigstens die
praktische Astrologie (Horoskopie);
Gregoras 1973 Rhomäische Gesch. 134
Die Wiederentdeckung der seriösen Astronomie führte nicht zur Ablehnung der
Horoskopie;
Oberösterr. Nachr. 16. 1. 1997
„Mystisch veranlagt war ich
schon als Kind“, erinnert sie sich. Mitte der achtziger Jahre begann sie in Rom
ein intensives Studium der Horoskopie und Astrologie;
Berl. Ztg.
8. 5. 1999
Mit den Kurzbiographien des Astrologen und des Horoskopbestellers
wollte ich den hohen Stellenwert demonstrieren, den Astrologie und Horoskopie im
Leben des damaligen Menschen besaßen;
Rhein-Ztg. 19. 2. 2003
ein Sachbuch
. . untersucht die Ursprünge, die Archäologie der frühen, nach den Gestirnen
ausgerichteten Kultbauten, die Mythologie und die Rolle der Sterne in den
Religionen und der Philosophie sowie die Symbolik der Zeichen. Auch Esoterik,
Hand- und Kartenlesen und Horoskopie kommen nicht zu kurz.
Kepler 1604 Astrologica (Opera Omnia VIII
1,333)
Was nu dise authores bezeügen, das muss geglaubt werden. Nu bezeügen
sie nit, das Capricornus horoscopirt habe oder in Ascendente gestanden sey;
1854 Neue med.-chir. Ztg. 166
indem die obengenannten epidemisch
auftretenden Lokalaffektionen meistens einen günstigen Ausgang haben und die im
vorigen Herbste hier gewesene Cholera ein gutes Prognosticon auf die
Sterblichkeit während des jezigen Winters im Voraus schon horoskopiren liess,
wie es sich denn nunmehr in der That wirklich so bestätigt;
Kaltschmidt 1863
Fremdwb. 348
horoskopiren . . die Geburtsstunde anzeigen;
1878 Quellen d.
byzantin. Kunstgesch. I 68
im dritten Monat der dreizehnten Indiction, am
vierten Tag des Monats November, als die Sonne im Schützen stand, denn der Krebs
horoskopirte, im ersten Jahr der 276. Olympiade;
Petri 1879 Handb. d.
Fremdwörter 404
horoskopiren, die Geburtsstunde anzeigen;
Rimpau 1900
Frau v. Branconi 122
Cagliostro versprach ihm hier seinen Geburtstag zu
horoskopieren – und holte von dort Frau Professor Schweighäuser zu einem Besuche
in Chanet ab;
Sombart 1909 Dtsch. Volkswirtschaft 348
Schon in ihrer
heutigen Gestalt müssen die Kartelle auf die Betriebsorganisation einen
fördernden Einfluß ausüben, insofern sie . . in Summa zur Vervollkommnung Anreiz
bieten. Man hat wohl das Gegenteil horoskopiert und diese Auffassung mit dem
Hinweise begründet, daß der Wegfall der Konkurrenz das Interesse an der
Verbesserung der Produktionsmethoden lähmen würde;
1931 Dtsch. Zschr. f.
Homöopathie XII 273
Warum wirkt Lycopodium auf einen bestimmten Menschentyp,
warum hat ein Mittel nachts 2 Uhr oder früh am Morgen Verschlimmerung? Dies kann
eine Frage an die Astrologie sein. Auch ist es keineswegs so gemeint, daß heute
schon jeder Patient, der in die Sprechstunde kommt, gleich horoskopiert wird;
Diels 1950 Lucifer ante portas 272
Hitler verbot eines Tages das
gewerbsmäßige Hellsehen und Horoskopieren. Astrale Einmischungen in sein
irdisches Tun wollte er ausschalten;
1974 Spiegel Nr. 53
der Hamburger
Astrologe . . veranstaltet . . Lehrgänge im Horoskopieren (DUDEN 1999);
Hübner 1982 Tierkreiszeichen 344
Wenn wir nun eine jegliche Handlung nach
der Wahrheit richtig herausfinden wollen, werden wir die geraden der
Tierkreiszeichen auswählen, wenn sie horoskopieren oder den Mond beherbergen
oder den Planeten, der die Handlung anzeigt;
Reisinger 1997 Hist. Horoskopie
58
Der wichtigste Punkt eines Horoskops ist der Aszendent oder Horoscopus.
Von ihm hat der gesamte Vorgang seinen Namen. Horoskopieren meint expressis
verbis ‘die Stunde schauen’;
2002 Beitr. z. Astronomiegesch. V 17
konnte
ein Instrument aus dem Besitz des dänischen Statthalters erstmals in seinen
Funktionen erklärt werden . . Es handelt sich um zwei sechseckige, durch
Scharniere verbundene Täfelchen, auf denen alle wichtigen Daten und
Deutungshilfsmittel zum Horoskopieren tabellarisch zusammengestellt sind;
Zeit (online) 28. 12. 2006
Nur sehr junge Frauen, solche, die ihre
astrologische Erstinfektion gerade durchgemacht haben, sind annähernd so
übergriffig wie Tante Judy. Diese . . laufen dann mit großen Büchern und
Tabellen herum, inzwischen auch mit Taschencomputern, und horoskopieren
überfallartig jeden, der ihnen begegnet.
1839
Jahrb. d. Lit. LXXXVIII 13
Zweige der Astrologie sind: . . Die Horoskopik
. . Die Sandfigurendeutung . . Kunde guter Vorbedeutungen . . Die Augurenkunde
. . Die Würfeldeutung;
Günther 1882 Peter u. Philipp Apian 115
Da lagen
eine neue erweiterte Landesbeschreibung, eine Abhandlung über das Planisphär,
eine Geodäsie, Optik, Gnomonik, Horoskopik, im Manuskripte fast vollendet, doch
noch aber der letzten feilenden Überarbeitung bedürftig.
Fischart 1581 Dämonomania 147
daß sie den
Jupiter . . Gerecht nennen: dieweil die/ so den Jupiter zum Horoscopischen
Geburtshaupt haben/ scheinen zur Politischen Gerechtigkeyt sehr geneygt sein;
Kosegarten 1801 Rhapsodieen III 152
Hier wieder eine horoscopische
Digression, worinn der treuherzige Mann seinen Unfall . . aus der Opposition des
Mondes und Merkur zu erklären sucht;
Creuzer 1820 Symbolik u. Mythologie d.
alten Völker II 86
der Mond . . als Vorsteher der, den zufälligen Bewegungen
unterworfenen, sublunarischen Körper; mithin eine Fortuna in astrologischer und
horoscopischer Bedeutung;
Pruner 1847 Krankheiten d. Orient’s 467
Nicht
blos den Göttern und Dämonen, sondern auch der Sternen-, Thier- und Pflanzenwelt
wurden schädliche und heilbringende Eigenschaften zugesprochen. Man heilte daher
mit Zauberformeln eben so wohl als mit den 36 horoskopischen Kräutern – den 12
Sternbildern dreimal entsprechend;
Waagen 1866 Kunstdenkmäler I 356
Auf
der inneren Seite der Schauseite des Einbandes hat sich früher ein
astrologischer Apparat zum Drehen . . vielleicht zu horoskopischen Angaben,
befunden;
Mantegazza 1890 Physiognomik 457
Cardanus spinnt in seiner 1658
zu Paris veröffentlichten Metoposcopia seine horoskopischen und astrologischen
Vermuthungen ins Absurde aus;
1927–28 ZfMenschenkunde III 332
indem die
Astrologie . . schon die Verschiebung um Bogengrade, d. h. um Zeitminuten im
horoskopischen Seelenbild zum Ausdruck bringt;
Th. Mann 1933–43 Joseph (W.
IV/V 79)
Es war so, daß er es süß und hoffnungsvoll gefunden hatte, dem
Monde, dem er sich horoskopisch und durch allerlei Ahnung und Spekulation
verbunden fühlte, seine junge Nacktheit darzustellen;
Hartner 1969 Goldhörner
v. Gallehus 85
Zweifellos hieße es nun die Dinge zu weit treiben, wenn man
nach den Regeln der hellenistischen Astrologie die hier geschilderte Situation
horoskopisch auszuwerten versuchte, denn wenn auch die Goldhörner vom
erstaunlichen Wissen ihres Verfertigers zeugen, so läßt sich auf ihnen doch
nichts entdecken, was an Horoskopie im eigentlichen Sinne des Wortes erinnert;
Zürcher Tagesanz. 23. 3. 1999
Ob die horoskopische Monatszuordnung des
Baumkalenders den Ursprüngen entspricht, wird ewig unbewiesen bleiben;
taz
4. 2. 2004
In den letzten Jahren machte O. W. Fischer eher durch seine Liebe
zum Horoskopischen und Esoterischen von sich reden.
Zedler 1732 Universallex. XIII 945
Horoscopium, ist eine Art eines
Astrolabii vniuersalis, so die Gestallt einer runden Scheibe hat, auf deren
einer Seiten die Länge des Tages und der Nacht am jeglichen Orten der Erden zu
einer jeden Zeit erkannt wird; auf der andern Seiten hingegen sind einige Circel
der Himmels-Kugel vorgestellet, die zur Erkenntniß derer Stunden des Tages und
der Nacht behülfflich seyn;
Kästner 1797 Gesch. d. Mathematik II 577
Apians Horoskop . . Ein Quadrat, an einer Seite Dioptern, die Seiten
eingetheilt, Stundenlinien auf der Fläche, an den Ränden Sternbilder. Man
begreift, daß es als gnomonischer Quadrant dient;
1830 Allg. dtsch. Real-Enc.
V 396
Horoskop, ein mit den Tag- und Nachtlängen bezeichnetes mathematisches
Instrument. Die Astrologen bedienten sich desselben, um die Stellung der
Gestirne bei der Geburt eines Menschen zu bestimmen. Sie nannten dies
Nativitätstellen und hielten es für einflussreich auf die Handlungen und
Schicksale der Menschen;
Uhlemann 1857 Grundzüge d. Astronomie u. Astrologie
77 f.
Zweitens hört man wohl bisweilen die Ausdrücke: ‘das Horoskop
stellen’, ‘Horoskopensteller’ für Sterndeuter u. a. Hierbei haben wir ohne
Zweifel an das ὡροσκοπειον, ein mit den Tag- und Nachtlängen
bezeichnetes mathematisches Instrument zu denken, dessen sich die alten
Astrologen bedienten, um die Stellung der Gestirne in der Geburtsstunde eines
Menschen genau berechnen und bestimmen zu können;
Reis 1876 Lehrb. d. Physik
700
Das einfachste und für Jedermann handliche Instrument, das die
Bestimmung der Zeit auf ½ Min. genau möglich macht, ist Ebles Horoskop;
1897
Zentralbl. f. Bibliothekswesen XIV 487
Ein zweites Exemplar desselben
Horoskops befindet sich in Paris;
Gröber 1901 Grundriss. d. roman. Philologie
422
viel älter dagegen ist der Horoscop, der die Nativität des Menschen
nicht nur nach den Planeten, unter welchen er geboren ist, feststellt, sondern
auch noch die zwölf Sternbilder und ihre Konjunktionen mit den sieben Planeten
ausführlich nach Monaten behandelt;
Schleich 1917 Erinn. an Strindberg 58
Nichts unterschied seine bescheidene Werkstatt von dem Gläserwirrwarr und den
Phalanxreihen der Apothekergefäße anderer Laboratorien. Das Reagenzglas war sein
Horoskop. Bakterienkulturen, die Injektionsspritze, die unzähligen Kaninchen-
und Meerschweinchenkäfige sein ganzes Arsenal.