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Horde |
F. (-; -n), in der 1.
Hälfte des 15. Jhs. in den deutschen Ordensgebieten aufgekommen, wohl über poln.
(z. T. bereits mit ungeklärtem h-Anlaut) horda/altpoln.
orda ‘tatarische Stämme, Tatarenstaat’ zurückgehend auf turkspr./pers.
ordu ‘Feld-, Heerlager; Tross’ und (vgl. bis heute gleichbed. türk.
ordu) ‘Armee, (Kriegs-)Heer’ (< tatar. urdu ‘Lagerstätte
(der Tataren)’, eigentlich ‘Aufgeschlagenes’, zu urmak ‘schlagen’; vgl.
mlat. (h)orda, engl./frz. horde, span. horda, ital.
orda), unter Lehneinfluss von (alt-)russ./ukrain. ordá/beloruss.
arda ‘Hauptquartier des Khans; Nomadenlager’ erweitert zu ‘Vereinigung
umherziehender Tatarenstämme und blutsverwandter Nomadenfamilien zu einer
Gruppe mit gemeinsamem Lagerplatz; Volkshaufen, Menschenmenge, -schar’; im 16.
und 17. Jh. oft noch in der Form Horda. Vgl. daneben homonymes, nicht
entlehntes Horde (< mhd. hurt, Pl. hürte, vgl.
Hürde, mittel-/niederdtsch. hurt, hort, horte) als Bezeichnung für
ein viereckiges Flechtwerk, Geflecht, Gehege aus Reisig oder Drahtstäben, auch
für den mit einem solchen umschlossenen Raum, z. B. im Brauereigewerbe, in
Tabakmanufakturen o. Ä., v. a. in der Vieh- und Weidewirtschaft ‘eingezäunter
Pferch, (bes. Schaf-)Gehege/-Stall’.
a Zunächst und noch heute
meist historisierend verwendeter Exotismus zur Bezeichnung der tatarischen
Heerscharen, Stammes- und Heeresverbände mongolischer, turksprachiger Völker
sowie deren Herrschaftsgebiete in Asien und Osteuropa, in namenartigen Syntagmen
wie Goldene Horde als Bezeichnung für ein im 13./14. Jh. bestehendes
turko-mongolisches Teilreich in Osteuropa und Westsibirien, im Zusammenhang
historischer Konflikte und Konfrontationen erobernder Volksgruppen erweitert zu
‘in feindliche, kriegerische Verwicklungen involvierter, locker organisierter,
zusammengewürfelter, marodierender (oft berittener) Haufen’, in Wendungen wie
(ethnologisch oder geographisch spezifiziert als asiatisch:) die Tatarische
Horde jagt im Sturm über die Steppe, eine Invasion der asiatischen/gelben
Horden, der Mongolen wilde, tobende, marodierende, gesetzlose Horden,
eine furchterregende Horde von Samurais, die Horden Chinas von Europa fern
halten, (auch auf nichttürkische Scharen, andere Ethnien und Regionen
bezogen oder unspezifisch:) die Zähmung bulgarischer Horden, die rohen,
wilden Horden der Steppe, eine Horde streifender Araber überfällt ein
Wüstencamp, germanische Horden, die sich in Spanien herumtrieben, mordende,
fremde Horden auf ihren Eroberungszügen ins Gebiet benachbarter Stämme und
(v. a. als Grundwort) in Zss. wie (in Verbindung mit einschlägigen ethnischen
Namen:) Dschingis-Khan-, Kosaken-, Mongolen-, Sarazenen-, Tataren-, Usbeken-,
Barbaren-, Nibelungen-, Wikinger-, Vandalenhorde; Hordenanführer, -fürst,
-gemetzel; seit spätem 16. und bes. im 18. Jh. während des Siebenjährigen
Krieges im militärischen Kontext, im begriffsgeschichtlichen Zusammenhang mit
der „Türkennot“ weiterhin meist pejorativ wertend spezifiziert zu ‘Trupp
umherziehender Kriegsleute, Soldatenhaufen, Kriegsschar’ (s. Belege 1583, 1672,
1776.1, 1799, 1844; → Kolonne, → Kohorte, → Legion, → Soldateska, → Truppe, vgl.
Geschwader, Mannschaft), z. B. marschierende, feindliche/gegnerische
Horden, eine Horde von Landsknechten zog plündernd durch das Land; Feindes-,
Kriegs-, Soldaten-, Söldnerhorde; Hordensturm, -attacke. In der Folge aus
dem militärischen Bezugsbereich herausgelöst und allgemeiner verwendet, unter
Beibehaltung und z. T. Verstärkung der Konnotation mit „Verrohung“ oder
zumindest „Unordnung“ in der Bed. ‘Furcht und Schrecken verbreitende, eine
Bedrohung darstellende, wilde, ungestüme, verrohte, primitive Menge, Schar;
ungeordnet, ungesittet, zügellos, lärmend umherziehender/auftretender,
räuberisch, verbrecherisch, kriminell vorgehender, berüchtigter Haufen’ (s.
Belege 1840, 1868–71; → Bagage, → Bande, → Gang, → Meute, → Mob; vgl.
Gesindel, Pack, Rotte), auch mit (eher abgeschwächt) pejorativem Bezug
auf politisch-weltanschauliche Gegner und Randgruppen, Individuen und Kollektive
(Juden, Bolschewisten, Bohemiens, Studenten), gegen die
politisch-gesellschaftlich-moralische Vorbehalte und Ressentiments bestehen (s.
Belege 1936, 1944), sowie gelegentlich bildlich verwendet (s. Belege 1683,
1832.1, 1852, 1902), in Wendungen wie ein Mann kämpft allein gegen eine Horde
bewaffneter Räuber, sie ließen die Schüler wie eine Horde Vagabunden auf die
Polizeiwache schleppen, Überfälle jugendlicher Horden auf Passanten,
kommunistische, rote Horden, eine Horde von etwa dreißig Punks bedrohte eine
Streife der Bundespolizei, eine Horde von Rowdies auf Motorrädern, die Horden
der Fußballfans stürmten die Stadioneingänge, eine Horde von Paparazzi mit
schussbereiten Kameras stürmte den roten Teppich, als Grundwort alternierend
mit -bande, -meute in Zss. wie Banditen-, Bettler-, Bolschewisten-,
Hooligan-, Killer-, Krawall-, Mörder-, (Neo-)Nazi-, Piraten-, Plünderer-,
Proleten-, Punker-, Randalierer-, Rebellen-, Rocker-, SA-/SS-, Schläger-,
(See-)Räuber-, Skinhead-, Terror(-isten)-, Vagabunden-,
Verbrecherhorde/-Horde, selten auf Tiere übertragen mit Bezug auf eine
Gruppe, ein Rudel von Tieren (vgl. b), die durch einen besonderen
Erregungszustand (z. B. Hunger, Terrainkampf) gekennzeichnet sind, der zu einer
gemeinsamen, aggressiven Aktion (z. B. Jagen) führt (s. Beleg 1832.2), in
Wendungen wie eine Horde angriffslustiger, hungriger Wölfe überfiel eine
Schafherde, eine Horde Wildscheine war aus dem Zoo ausgebrochen und machte die
Gegend unsicher, eine Horde herrenlos streunender Hunde durchsucht die
Mülltonnen; Hunde-, Rattenhorde. Seit Ende 17. Jh. neutraler, mit Betonung
auf dem Aspekt der Quantifizierung als Kollektivum verwendet zur Bezeichnung
einer größeren Anzahl, Menge von Individuen, einer beliebigen Ansammlung von
Tieren oder Menschen, deren massenweises Auftreten oftmals mit „zu viel,
übertrieben“ assoziiert und (als Plage empfunden) leicht abschätzig mit „lästig,
nervig“ bewertet wird (s. Belege 1809, 1995), in der Bed. ‘(mehr oder weniger
zufällige, beliebige) Ansammlung, -häufung mehrerer, einer Anzahl von Menschen;
(Menschen-)Gruppe, (Volks-)Menge/(-)Masse, große Schar; Unzahl,
(Un-)Menge/Masse, Gewimmel, Gedränge’ (s. Belege 1775, 1777, 1868, 1930; →
Gruppe, → Masse, → Partie, → Pulk; vgl. Haufen, Pöbel), in Wendungen wie
vor einer Horde unwissender Menschen einen Vortrag halten, eine Horde junger
Mädchen stürmte die Straßenbahn, am Bühneneingang erschien eine Horde
Autogrammjäger, eine Horde lachender und schreiender Kinder folgte uns, eine
Horde Touristen erkundet die Gegend mit dem Drahtesel, häufig im Pl.
verwendet, v. a. in Präpositionalsyntagmen wie zu/in (großen) Horden (‘in
großer (An-)Zahl, in Massen, in Scharen, zuhauf (auftretend, stattfindend);
massenweise’), Horden von . . (‘Massen, Unmengen von . ., viele . .’),
z. B. die Touristen strömten in Horden in das Museum, wenn die Kunden sich in
Horden auf die verbilligten Produkte stürzen, Horden von Journalisten aus allen
Erdteilen begleiteten den Staatsbesuch, der Motorsport beschäftigt Horden von
Technikern und Mechanikern, als Grundwort alternierend mit -gruppe,
-schar, -kolonne in Zss. wie Besucher-, Familien-,
Fotografen-/Journalisten-, Fußgänger-, Jungen-/Mädchen-, Kunden-, Menschen-,
Pendler-, Pilger-, Rentner-, Schüler-, Spaziergänger-, Zuschauerhorde,
(pleonastisch als Mengenangabe:) Millionen-/Milliardenhorde(n), seltener
als Bestimmungswort alternierend mit Gruppen-, Massen- in Zss. wie
Hordeneffekt, -schläfer, -wahnsinn, auch von Tieren (insbes. Insekten,
Vögel), gelegentlich in ironischer Übertreibung mit Bezug auf deren
massenweises, daher lästiges Aufreten oder Vorkommen (s. Belege 1956, 1989; vgl.
Schwarm), z. B. Horden von Ameisen setzten dem Picknick im Freien ein
rasches Ende; Bakterien-, Insekten-, Raupen-, Schnaken-, Schnecken-,
Wespenhorde, in jüngster Zeit vereinzelt auf Gegenstände und Abstrakta
übertragen und bildlich verwendet (s. Belege 1997, 2006), z. B. die Horden
von düsteren Gedanken machen einen krank, Horden von Feuerzeugen lodern auf den
Rängen; Auto-, Fahrradhorde.
b Daneben seit spätem 18. Jh. im
neutralen Sinne als fachspr. Bezeichnung für eine sozio-/ethno-/geographisch
oder biologisch indizierte Einteilungs-/Ordnungskategorie, zunächst in der
Soziologie und Anthropologie in der Bed. ‘zusammengehörige Gruppe, sozial
strukturierter Verbund interagierender, kooperierender, miteinander in Beziehung
stehender Menschen’ (→ Clan, → Clique, → Familie, → Gruppe, → Klasse, →
Kollektiv, → Kolonie, → Klub; vgl. Gesellschaft, Klüngel, Kreis, Sippe,
Stamm, Verband, Verein, Zunft), z. B. der Mensch der Urzeit existierte
als Glied der Horde, in unwirtlichen Regionen garantierte die Horde das
Überleben; Hordenleben, -mitglied, -mensch/-wesen, -stamm, -volk, -zeit,
-gebiet, -grenze; Steinzeit-, Urwald-, Wander-, Völker(wanderungs)-,
Zigeunerhorde, speziell von organisierten Einheiten und Gruppierungen, z. B.
in der Politik oder der deutschen Jugendbewegung (s. Belege 1926, 1928; →
Fraktion, → Organisation, → Partei, → Riege, → Zirkel; vgl. Abteilung, Block,
Einheit, Fähnlein, Mannschaft), in Wendungen wie zehn Jungen und Mädel
bilden jeweils eine Horde; Hordengefährte, -genosse/-kumpan, -leiter, -topf,
-romantik, -solidarität, seit frühem 19. Jh. auch als
naturwissenschaftlich-biologische Kategorie mit Bezug auf Tiere (s. Belege 1819,
1833; → Genus, → Kategorie, → Klasse, vgl. Familie, Gattung, Ordnung),
deren Vorkommen, Verbreitung und Zusammenleben betreffend weitgehend gleichbed.
mit Herde (s. Beleg 1900; vgl. Rudel), in Wendungen wie Affen,
die in der Horde leben, als Bestimmungswort alternierend mit Herden-
in Zss. wie Hordentier/-vieh, -trieb, -zucht, als Grundwort alternierend
mit -herde in Elefanten-, Rinder-, Vieh-, Zoohorde, vereinzelt
auch bildlich verwendet mit Bezug auf Menschen (s. Belege 1968, 2007.2).
Dazu die adj. Ableitungen hordenhaft, -mäßig und v. a. seit
späterem 18. Jh. hordenweise ‘in wilden Horden; scharen-/haufen-,
reihenweise, massenhaft (in Erscheinung tretend, auftretend)’ (zu a) und
‘gruppenweise (organisiert), gruppiert’ (zu b); seit Anfang 20. Jh. das eher
negativ wertend verwendete Verbalsubst. Verhordung F. (-; Pl. ungebr.)
‘Vermassung; Gleichschaltung der Gesellschaft’ (vgl. Kollektivierung, →
Kollektiv), auch ‘Verwilderung, Verrohung, Verrottung (durch verstärktes
Aufkommen marodierender, staatenloser Banden’ (s. Beleg 1962) (zu a), sowie seit
Anfang 20. Jh. die subst. Ableitung Hordentum N. (-s; Pl. ungebr.), meist
negativ wertend in der Bed. ‘zügellose, ungesittete Zusammenrottung übereinander
herfallender, kriegerische Streifzüge unternehmender Volksscharen, -haufen;
Bandenbildung, Banden-, Banditentum’, auch ‘geballtes Vorkommen, Auftreten in
Mengen, Massen; Vermassung, Gleichmacherei; blinde Gefolgschaft’ (s. Belege
1977, 1985; vgl. Kollektivierung, → Kollektiv) (zu a) und ‘(urzeitliches,
primitives) Zusammenleben in Form eines (noch un-)strukturierten
anthropologisch-sozialen Verbandes, Gefüges’ (zu b).
Belege
1429 (1882 Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illustrantia IV
866)
das der keiser Machmeth unser frunth hat uns geschreben, wie das her
iczunt gancz keiserthum und die Horde hinne hette;
Herr 1534 Neue Welt
157
Horda auf tartarisch eine Versammlung der Menge;
Pantaleon 1576
Moscouitische Chronica 4a
Es werden die Tartaren in gewisse Horden
abgetheilet, dieses wort heisset in jrer Sprach, ein volck welches in alles
sachen einmuetig, vnd ein rechte Buergerschafft mit einander hett . . ein jede
Horda hat jren besonderen Fuersten (SCHOPPE);
Thurneysser 1583 Onomasticum II
156
horda . . Legion oder Rott Kriegsleut;
Nicolai 1619 Newe vnd
warhaffte relation, von deme was sich . . in den West- vnd Ost-Indien . .
zugetragen B3
daß sie von den Mauren Chinae gehört,/ doch diß daselbsthin
darumben nicht gelangen mögen/ weiln sie von einer horda der Tartern/ die
Kolmuki genannt/ daran verhindert worden;
1672 Diarii europaei Actis publicis
XXIV 524
so hat sich die Koynische Horde, welche dem Dorossensko zu Hülff
kommen wollen/ wiederumb zu ruck gekehret;
Kongehl 1683 Innocentien Unschuld
69
laß ihn [den Vulcan] sammt seinen horden/ nur hämmern tapfer drauf (DWB);
Sperander 1727 A la Mode-Sprach 292
Horde, ist ein Haufe Tartarischer
Kriegs-Völcker, welche, indeme sie keine beständige Wohnung haben, sich überall,
wo sie hinkommen, unter ihren Zelten aufhalten;
Nehring 1736
Hist.-pol.-jurist. Lexicon 564
horden, also heißen die lagerstätte derer
Tartarn (DWB);
Müller 1775 D. Satyr Mopsus (Nicolai 1971 Sturm u. Drang II
1382)
und daß du eine Horde Buben mit ihnen erzeugtest, alle groß und stark,
wie die jungen Esel (DiBi 125);
Wezel 1776 Belphegor 341
Die Märsche
waren übermäßig schnell und eilfertig: sie wurden durch etliche vereinigte
feindliche Horden getrennt, und diese hatten die Bosheit, den Trupp, zu welchem
unsre Europäer gehörten, zu verfolgen (DiBi 1);
Büsching 1776 Mag. f. d.
Historie u. Geographie X 364
Auf den Ackerbau legen sie sich gar nicht,
sondern nähren sich Hordenweise von der Viehzucht, eine jede Horde zu einigen
Hundert bis Tausend Seelen gerechnet, und ziehen beständig herum mit ihren
Schafen, Kühen, Dromedaren und Pferden;
Herder 1777 Engl. u. dtsch.
Dichtkunst (Nicolai 1971 Sturm u. Drang 320)
Außer den Briten, mit denen sie
[die Deutschen] sich mengten, kamen bald dänische Kolonien in Horden herüber;
dies waren nördlichere Deutsche, noch desselben Völkerstammes (DiBi 125);
ders. 1793–97 Br. z. Beförderung d. Humanität II 269
Die meisten Kriege
und Eroberungen aller Weltteile, auf welchen Gründen beruheten sie? welche
Grundsätze haben sie geleitet? Nicht etwa nur jene Streifereien der asiatischen
Horden, auch die meisten Kriege der Griechen und Römer, der Araber, der Barbaren
(DiBi 1);
Schiller 1799 Lied. v. d. Glocke (S. W. I 439)
Möge nie der Tag
erscheinen,/ Wo des rauhen Krieges Horden/ Dieses stille Tal durchtoben,/ Wo der
Himmel,/ Den des Abends sanfte Röte/ Lieblich malt,/ Von der Dörfer, von der
Städte/ Wildem Brande schrecklich strahlt! (DiBi 1);
Blumauer 1809 Ged. III
4
Joseph, der so, eben von den Horden/ Träger Mönche seinen Staat befreyt,/
Schätzt und schützt dafür nun einen Orden,/ Der sich ganz dem Wohl der
Menschheit weiht;
Goethe 1811 Dichtung u. Wahrh. (HA IX 483)
Losung und
Feldgeschrei, woran sich die Glieder unserer kleinen akademischen Horde zu
erkennen und zu erquicken pflegten. Diese Maxime lag zum Grunde allen unsern
geselligen Gelagen;
Grabbe 1831 Napoleon (Hist. krit. Gesamtausg. II 408)
Wer denkt an Rang und Titel, wenn der Korse mit seinen Horden hereinbricht, um
Preußens und Deutschlands Ehre zu zertreten? (DiBi 1);
Lenau 1832 Ausgew.
Ged. (S. W. I 23)
Laß deine Toten auferstehn/ Und deiner Qualen dunkle
Horden!/ Und laß sie mit den Stürmen gehn,/ Dem rauhen Spielgesind aus Norden!
(DiBi 1);
ebd. I 249
Ha! Wölfe! seht, ein ganzes Rudel Tode!/ Sie folgen,
eine nachgeschleifte Kette,/ . . Es kracht der Schnee, schnell sind die grauen
Horden,/ Doch schneller sind, gottlob! die braven Hengste (DiBi 1);
Heine
1840 Rabbi v. Bacherach (W. u. Br. IV 8)
Der gereizte Pöbel, besonders die
Horden der Flagellanten, halbnackte Männer und Weiber . . zur Buße sich selbst
geißelnd und ein tolles Marienlied singend, . . ermordeten damals viele tausend
Juden (DiBi 1);
ders. 1844 Deutschland. Ein Wintermärchen (W. u. Br. I
461)
Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann,/ Mit seinen blonden Horden,/ So
gäb es deutsche Freiheit nicht mehr,/ Wir wären römisch geworden! (DiBi 1);
Gutzkow 1852 Knabenzeit 118
Bleibt der Lehrer immer bei der Vorstellung
von einer wilden, zuchtlosen Horde, tobt und droht er im ganzen und im
einzelnen, so kann über eine solche Schule kein Segen kommen (DiBi 125);
Hebbel vor 1863 Demetrius (W. II 356)
Noch einmal abzubiegen und die
Stille/ Des Klosters mit der Hölle zu vertauschen,/ Die zu den Füßen eines
Thrones gähnt:/ Der Khan der goldnen Horde zwang mirs ab!/ Ich konnte Iwans
Werk, das neue Rußland,/ Nicht schmählig den Tartaren überlassen (DiBi 125);
Heyse 1868 Jugenderinn. 163
Hinab an die Küste, wo . . eine Horde
Fischerbuben die halben Bajoccos, die ins Meer geworfen werden, um die Wette
tauchend herausfischt (DiBi 125);
Grässe 1868–71 Sagenbuch d. Preuß. Staats I
536
Hier . . habe er . . seine Räuberbande mit Ordnung und Strenge regiert
. . Als nun sein Vater gestorben, sein Bruder Konrad aber ihm das väterliche
Erbtheil vorenthalten wollen, so habe er mit seiner Horde die Burg Reinstein
bestürmt und auch eingenommen (DiBi 125);
Suttner 1892–98 Memoiren 349
Am
Straßensaume lag ein Dutzend Leichen von Bourbonensoldaten, an denen eine Horde
Hunde nagte (DiBi 125);
Altenberg 1902 Was der Tag 145
Mit sich fertig
werden! Sein eigenes Barbarenthum besiegen, die einbrechenden Horden seiner
selbst, die Hunnen seiner Leidenschaftlichkeiten! Das sind Helden! (DiBi 1);
Tucholsky 1924 Museum Carnavalet (Ges. W. III 401)
Pendülen und Nippes
sind zu sehen, in denen sich die Bürgerwut Europas gegen diese Horde da in
Frankreich austobte, ein antibolschewistisches Kunstgewerbe, Hohn und Spott und
Abscheu einer untergehenden Kaste (DiBi 125);
ders. 1930 Blick in ferne
Zukunft (Ges. W. VIII 270)
Und wenn alles vorüber ist –; wenn sich das alles
totgelaufen hat: der Hordenwahnsinn, die Wonne, in Massen aufzutreten, in Massen
zu brüllen und in Gruppen Fahnen zu schwenken, wenn diese Zeitkrankheit
vergangen ist . . wenn alle Kämpfe um den Faschismus ausgekämpft und wenn die
letzten freiheitlichen Emigranten dahingeschieden sind (DiBi 125);
Klemperer
1936 Tagebücher 293
In englisch geschriebenen Artikeln werden „Unsere Gäste“
immer wieder darauf hingewiesen, wie friedlich und freudig es bei uns zugehe,
während in Spanien „kommunistische Horden“ Raub und Totschlag begingen;
Münch. N. N. 14. 4. 1944
Soll mit der Vernichtung Deutschlands das Tor
geöffnet werden, daß die bolschewistischen Horden in Europa eindringen können?;
Böll 1956 Adam 58
die Fliegen saßen zu ganzen Horden da auf den Tellern
(DUDEN 1999);
Bild 5. 4. 1967
die Horde der Fußballfans, die den
Napoli-Spielern einen Denkzettel verpassen wollte;
taz 23. 8. 1989
„Marienkäfer, Marienkäfer überall Marienkäfer“ (Überschr.) Um den diesjährigen
Millionen- und Milliardenhorden Herr zu werden, müßte man allerdings schon
Grizzlybären einführen . . Grund für Besorgnisse wegen der diesjährigen
Marienkäfermassen bestehen jedoch keinesfalls;
Spiegel 26. 12. 1994
So
sprengte Goebbels mit einer Horde von SA-Leuten die Uraufführung des Films [’Im
Westen nichts Neues’ von E. M. Remarque] im Berliner Mozart-Saal;
taz
20. 12. 1995
Während Horden von Günter-Grass-Zuhörern das weite Feld des
Audimax bevölkerten, kam nur eine Handvoll Liebhaber in die hohen Räume für noch
höhere Literatur am Schwanenwik;
Frankf. Rundsch. 30. 1. 1997
Schichtwechsel im Supermarkt. Die Horden fetter, grinsender Weihnachtsmänner
haben ihren Platz für die Bataillone der Liköre, Sektflaschen und Schnäpse fürs
Silvester-Besäufnis räumen müssen;
Berl. Ztg. 8. 3. 2006
Wer je über die
sinnvolle, also ästhetisch und praktisch ansprechende Unterbringung seiner
Schuhe nachgedacht hat, weiß, wie sich Verzweiflung anfühlt. Ordnen mag man sie,
die Horden von Schuh-Paaren, und angemessen verstauen;
Nürnb. Ztg.
15.8.2007
Belagert von einer Horde heißhungriger Krokodile hat ein
australischer Cowboy sieben Tage auf einem Eukalyptusbaum verbracht.
Stuhr 1850 Staatsleben I 59
Jene tragen, wie die
Horden des inneren Afrika’s . . wie die sibirischen Völkerstämme Rußlands . .
entweder einen rein hordenhaften Charakter an sich, oder fallen doch, wie China
und die von den Muhamedanern und Briten überwundenen indischen Reiche
Naturständen des Menschengeschlechts in einer Weise anheim, daß in Rücksicht auf
sie von einem freien staatlichen Leben nicht eigentlich die Rede sein kann;
Ratzel 1891 Anthropo-Geographie 446
der Baustoff dieser Städte ist
großenteils Holz, die Bauweise hat etwas Unfestes, die Gleichart der immer
wiederkehrenden Formen und Größen etwas Hordenhaftes. Das Mannigfaltige ersetzt
im japanischen Städtebild . . das Monumentale;
Volkart 2006 Fluide Subjekte
109
Das hordenhaft Verschwörerische dieser Ausgeburten manipulativer
Medien-Technologien lässt das Heruntergekommene eines Messianismus erahnen, der
nichts mehr mit einer christlichen Heilsfigur zu tun hat.
Mebold 1840 Dreißigjähr. Krieg II 343
es galt dem
Befreiungswerk eine dauerhafte Grundlage zu geben durch Verknüpfung der losen
Glieder zu einer Gesammtordnung, das Hordenmäßige aus der Kriegsführung zu
verbannen durch Flüssigmachung geregelter Hilfsquellen für die Bedürfnisse der
Truppen und Festungen, eine Wehrverfassung zu bilden;
Bathon 2002 Tretboot
22
Denn gleich nach der Geburt gelang es . . einer hordenmäßig auftretenden
Gruppierung von Bekannten & Verwandten . . unserem frischen Töchterlein
Jolanda drei Schränke voller süßer Babysachen . . zu schenken;
Griesehop 2007
Biograph. Fallarbeit 68
die [Schüler] sind immer hordenmäßig zu mir
gekommen, haben sich Freiräume gesucht.
Ottmann
1977 Individuum u. Gesellschaft I 4
Hegels eigene Machtideologie . . sein
Machiavellismus, sein Nationalismus, seine eigene Verherrlichung von Macht,
Erfolg, reaktionärem preußischen Staat, Hordentum, Nationalismus und Krieg;
Uekermann 1985 Renaissancismus 25
Überkommt aristokratische Geister der
Ekel vor dem Hordentum, vor dem blinden Instinkt der willenlosen Mehrheit. Man
sehnt sich nach Heroen, man erfleht den großen Menschen, der durch seine Stärke
siegt;
taz 13. 9. 1993
Besonders für unsere MitbürgerInnen aus den fünf
teuren Ländern . . wäre es interessant, was Cora Stephan im Verweis auf Richard
Sennett über „Gemeinschaftskult und die Tyrannei der Nähe“ schrieb, beides
Elemente unzivilisierten Hordentums, die das Gemetzel untereinander geradezu
provozieren;
Schöne 1994 Neuigkeiten v. Mittelpunkt d. Welt 41
Die
Hauptstadt nahm das Münchner braune Hordentum offenbar lediglich als
hinterwäldlerische Marotte zur Kenntnis;
Neitzel 2005 Abgehört 403
Die
reine Vernunft sagt uns, dass die Weststaaten wahrscheinlich mit unserer
Zivilbevölkerung glimpflicher umgehen als das Hordentum Russlands.
1771 Allg. dtsch. Bibl. XV 1,411
die
Tscherkassen[!], die . . aus Geschlechtern der kubanischen Tatarn bestehen, und
Horden weise [!] kleine Fürsten zu ihren Vorgesetzten haben;
Eichhorn 1817
Weltgesch. II 77
Die Franken, welche nach und nach und hordenweise das
niedere Germanien und einen Theil des belgischen Galliens in Besitz genommen
hatten, machten endlich jenen langen Streifereien, die das vordem blühende
Gallien verwüsteten, ein Ende;
Scheffel 1857 Ekkehard 167
Der ganze Troß
des hunnischen Heerhaufens war drüben angelangt . . Itzt kam’s herüber gebraust
wie das wilde Heer, viel hundert Reitersmänner . . itzt durchzogen sie
hordenweis das Land;
Mitscherlich 1971 Weg zur vaterlosen Gesellschaft
203
das Heer der Aufstiegsneurotiker und die Riesenkollektive „Vergessener“,
die hordenweise auf der Suche nach Ersatzbefriedigung sind;
Doderer 1995
Frühe Prosa 426
man verließ die Abteilung, man verschwand im Wald oder man
versteckte sich im Dorf, oder man ging hordenweise abseits, raubte und brannte,
vertiert und hoffnungslos, bis die Gewehre der bäuerlichen Partisanenscharen . .
diesem letzten Spuk und Totentanz ein Ende machten;
taz 23. 4. 2002
Manchmal treten Hausierer gleich paar- oder hordenweise auf, zum Beispiel
Mormonen oder fliegende Dachdecker, die einem für viel Geld die Dachpfannen
lackieren wollen;
ebd. 15. 8. 2005
Die Schnecken kommen – hordenweise . .
Durch die Feuchtigkeit vermehrten sich die ungeliebten Tierchen rasant und
drohten zu einer Plage zu werden.
Leisner 1915
Mutternacht 112
der Vermassung und Vermischung,/ der Verblödung und
Verhordung;
Dober 1936 Rassenkunde 39
Siedlung und Arbeitsweise stehen
einer „Verhordung“ der Menschen entgegen. Das Bauernhaus auf der einen Seite,
die Mietskaserne typischer Proletarierviertel mit ihren 70–80 Familien auf der
anderen, der einsame Pflüger auf dem Felde, die Tausende von Industriearbeiter
in den riesigen Hallen und Sälen;
Randa 1962 Handb. d. Weltgesch. 945
Eingliederung in die Ostkirche . . zum Teil geographisch bedingt durch die
Verhordung der Steppe, früher als die Tatarenherrschaft;
Liess 1968
Südosteuropa 157
Die anfängliche Absicht der Sowjets: Industrialisierung,
Automation bei gleichzeitig totaler Kollektivierung und Verhordung;
Doerdelmann 1969 Minderheiten in d. Bundesrepublik 197
Nicht mehr fähig,
sich zu re-individualisieren, strebt der Mensch unter dumpfem Zwang zu neuer
Verhordung in die Ballungszentren;
Dürrenmatt 1971 Wie frei ist die Presse?
70
Die Blindheit der Gefolgschaft, die erstrebt wird, muß mit einer
Verhordung bezahlt werden, die die Menschen anfällig macht gegenüber dem Gerücht
und der Panik;
Siegrist 2002 Brücken z. Kunst d. guten Lebens 101
Der
Vereinsamung steht die Verhordung gegenüber. Entfremdete, wesenlos gewordene
Menschen sind ein Gräuel.
Herder 1782–88 Ideen I
364
Wenn Nimrod Bestien tötet und nachher Menschen unterjocht, so ist er
dort und hier ein Jäger. Der Anführer einer Kolonie oder Horde, dem Menschen wie
Tiere folgten, bediente sich über sie gar bald des Menschenrechts über die Tiere
(DiBi 1);
Schmalz 1794 Staatsrecht 20
so vereinten sich allmälich die
Menschen in Horden, d. i. auf keine Zeit eingeschränkte Gesellschaften zur
Sicherheit aller Rechte, welche Menschen, welche noch an kein Stück des
Erdbodens gefesselt sind, eingehen;
1819 Annalen 116
fast vom ersten
Anfang der systematischen Bearbeitung . . war die Horde der Rüsselkäfer . .
diejenige, an der jeder Schriftsteller eine besondere Eintheilung in Familien
oder Gattungen versuchte . . in keiner Horde finden auch wieder so viele
wechselseitige Annäherungen und Uebergänge durch die verschiedensten
Körpertheile statt;
Hoffmann vor 1822 Letzte Erz. (Phantast. W. VI 543)
Das Kind wußten die Zigeuner geschickt unterzubringen bei einem alten frommen
Landpriester. Es ist kaum nötig zu sagen, daß es die Fürstin war, die, als sie
ruhiger geworden und des wilden Lebens satt, sich von der Horde getrennt hatte,
auftrat als weise Frau mit dem Raben (DiBi 1);
1833 Museum Senckenbergianum
I–III 248
Welchen Rang sie als Unterordnung einnehmen . . die Stellung,
welche die Horde der lebenden Krokodile einnimmt . . Nur durch Feststellung der
Horden, Familien und Genera ist es möglich, einzusehen, was Linné mit seinen
grossen, die Neueren mit den kleineren Gruppen wollen, um versöhnend das Alte
mit dem Neuen zu vereinigen;
Schleiermacher 1837 S. W. II 8,274 f
. der
Geschichte nachgehend, wie die Gesellschaften nur allmählig zusammenkommen,
fangen wir zunächst an bei dem kleinsten Complexus bewußtlos im Connubium neben
einander lebender und verwandter Familien d. h. der Horde;
Goehring 1847
Gesch. d. poln. Volkes I 9
In Haufen, welche eine Menge von Familien
enthielten, die meist durch Verwandtschaft mit einander verbunden waren, zog das
Volk im rauhen, von Wäldern und Sümpfen bedeckten Lande umher. Wo diese Horden
für ihre Viehheerden reiche Nahrung fanden, da ließen sie sich nieder, baueten
sich Höhlen und Zelte . . So bildeten sich ungeheure Volkshaufen;
Ammon 1900
Gesellschaftsordnung 15
Auch der Wolf lebt im allgemeinen ungesellig. Wenn
jedoch die Vereinigung zu Horden Vorteile bietet, so wird unter Umständen auch
in Horden gejagt;
Wundt 1907 Psycholog. Studien 11
Verbindung Einzelner,
gleichgültig ob sie eine ursprüngliche oder eine spät entstandene
gesellschaftliche Bildung ist, als eine Horde zu bezeichnen;
ders. 1913
Völkerpsychologie 52
Die Gesamtheit solcher Stämme lebt noch dauernd im
Zustande der Horde, wenn wir mit diesem Namen den unorganisierten Volksstamm im
Gegensatz zum organisierten bezeichnen;
ebd. 53
Die Horde in diesem Sinne
ist aber nichts wesentlich anderes als die ins menschliche übersetzte tierische
Herde;
Tesarek 1926 Buch d. roten Falken 13
Zehn, zwölf Jungen und Mädel
– mehr sollen es nie sein – sind eine Horde;
ebd. 15
Der Gruppenführer
hält mit den Hordenführern eine Besprechung ab, in der er ihnen den Aufbau der
Horde und der Gruppe genau erklärt. Die Hordenführer geben in den Horststunden
ihre Kenntnisse der Gruppe weiter;
1928 Monatshefte f. dtsch. Unterricht XX
19
in der Wandergruppe, meistens „Horde“ genannt;
1934 Schweizer. Archiv
f. Volkskunde 189
wie es im Hochgebirgsgewitter mühsam ist, die Viehhorde
beisammenzubehalten und oft mitten in Sturm und Nacht die Arbeit für die
Alpleute sich riesenhaft türmt;
Süddtsch. Ztg. 10. 6. 1952
in der
historischen Schau „Von der Horde zur Familie – von der Höhle zum Heim“;
Münch. Stadtanz. 26. 5. 1961
Wasserbehälter, Hordentöpfe, Feldflaschen
. . kurz – alles, was Sie für Garten, Camping und Reise benötigen (Anzeige);
Vahle 1968 Rezeption röm. Staatstheorie 122
Eine in Unwissenheit
versunkene Gesellschaft entfernt sich von der menschlichen Würde und ähnelt der
Viehhorde;
Zeit 7. 6. 1985
Kinder spielen Krieg . . das ist ihre Vision
vom Glück, nicht der ferne, unbegreifliche Frieden. Die Gruppe, die Horde, ist
ein Schauplatz des Terrors – aber auch ein Spielplatz, ein Ort der Geborgenheit;
Lindner 2007 Handke 198
Die Gesellschaft zerfällt mehr und mehr in
Horden. Und diese gebärden sich umso hordenhafter, je mehr die Lüge noch in der
Gesellschaft und der Gemeinschaft weitergeistert;
Haupt 2007 Dinge des Lebens
114
Ursprünglich hat uns die Natur mit einer einzigartigen Gabe
ausgestattet: selbstgesteuert denken, fühlen und handeln zu können. Würden wir
diese Fähigkeiten nutzen, dann wären wir keine Horde von Schafen. Beim Blick in
die exemplarische Sitzung sitzen alle Teilnehmer mit Anzug und Krawatte, sauber
frisiert, gestriegelt und geschniegelt. Dem Chef widerspricht man nicht, man
nickt zustimmend.
Stuhr 1847 Phantasien d. Herrn
Gervinus 70
Giebt man zu, was jedenfalls zugegeben werden muß, daß Familien
als Grundlagen der Staatsgemeinden denselben sicherere und festere Haltung
geben, als ungeschaarte, ungegliederte, hordenhaft sich zu einander gesellende
Haufen einzelner Menschen;
Zweig 1943 Zeit u. Welt 263
der
phantastischste Reichtum von Völkern, die hordenhaft . . in rauchigen Hütten
kauerten;
Breysig 2001 Gesch. d. Menschheit I 12
Die wichtigste der
frühen Beobachtungen, die über das Zusammenleben einer Anzahl von Männern und
Frauen in hordenhaftem Mischverkehr.
1868
Hist.-polit. Bl. f. d. kathol. Deutschl. LXII 687
Betrachten wir die
verschiedenen Culturstufen eines Volkes, von dem hordenmäßigen Zusammenleben bis
zur Blüthezeit einer classischen Literatur, so ist schon das erstere nicht
möglich ohne Religion;
Mucke 1895 Horde u. Familie 216
Es ist
selbstverständlich, daß die hordenmäßige Ehebestimmung von Mutterbruder und
Schwestertochter, historisch als Sitte angesehen, nicht von Dauer sein kann;
1978 Polit. Wiss. u. polit. Praxis 160
Denn reproduzieren kann sich die
Arbeitslosenkultur nur als Subkultur vor dem Hintergrund einer dominanten und
intakten Arbeitsmoral, an deren Produkt sie mehr oder weniger parasitär
partizipiert: individuell, bestenfalls hordenmäßig vorgehend, ohne Tendenz zur
(aktiven) Ausweitung;
Muchow 1998 Lebensraum d. Großstadtkindes 114
Der
Platz, in der Welt des Kindes in erster Linie als motorisches Übungsgelände oder
als „Schauplatz“ "gelebt“, bietet für die hordenmäßig organisierte reifere
Kindheit nichts;
Möring-Plath 2001 Symbol u. unterrichtete Religion 103
Aus den nebeneinander lebenden Familien [ent-] steht in der Folge der
„patriarchalische Hordenzustand der Religion“ . . Der Übergang in den
„organisirten . . Zustand der Kirche“ erfolgt dann . . so . ., dass das
Auftreten eines in herausragender Weise religiös produktiven Individuums, . .
das hordenmäßige Zusammenleben zu einer organisierten Sozialgestaltung
führt.
Vogel 1910 Archiv f. Kriminologie 293
so wahr das komplizierte mitteleuropäische Staatsgebilde durch urzeitliches
Hordentum bedingt ist;
Kolbenheyer 1952 Philosophie d. Bauhütte 431
Es
ließe sich der Gedanke verteidigen, daß das menschliche Plasma unter alimentären
Triebrichtungen die seßhafte und die nomadische Individuation über primärem
Hordentum entwickelt hat. Wo aber primäres Hordentum vorhanden ist, wird es als
rezent angesehen werden müssen. Eine Entwicklung aus diesem Zustande zur Bildung
von Familien, Stämmen ist nicht zu erwarten.