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Zweiter Weltkrieg Allerseelenschlacht 1944

„Ganze Kompanien und Züge ausradiert“

Der Höhepunkt der Schlacht im Hürtgenwald begann am 2. November 1944. In zehn Tagen heftiger Kämpfe erlitt die US Army hier ihre wohl schwerste Niederlage auf dem europäischen Kriegsschauplatz.
GIs der 28. Infanteriedivision am 2. November 1944 im Hürtgenwald GIs der 28. Infanteriedivision am 2. November 1944 im Hürtgenwald
GIs der 28. Infanteriedivision am 2. November 1944 im Hürtgenwald
Quelle: USSC / NARA
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Das Ziel hieß schlicht: Schmidt. Keine Person, sondern ein Ort, gelegen in der nördlichen Eifel. Nur ein paar Hundert Einwohner. Aber die Straße zur Schwammenauel-Staumauer, die den Fluss Rur zu einem lang gestreckten See aufstaute, führte durch den Ort. Wer diese Wassermassen kontrollierte, konnte die Rur in einen reißenden Strom verwandeln, das Ufergebiet überfluten und es bis hin zur niederländischen Grenze für Panzer oder anderes schweres Gerät nahezu unpassierbar machen.

Warum die Offensive der USA im Hürtgenwald beinahe scheiterte

Ende des Jahre 1944 versuchten US-Soldaten über den Hürtgenwald auf deutschem Boden vorzudringen. Doch trotz personeller Überlegenheit waren die Verluste in der monatelangen Schlacht gegen die Wehrmacht verheerend.

Quelle: WELT/Sabrina Bracklow

Weil die 1. US Army vorhatte, über die Rur zum Rhein vorzustoßen, bekam der Ort Schmidt große strategische Bedeutung. Besonders nachdem die britisch-kanadischen Truppen in den Niederlanden stecken geblieben waren und die 3. US Army weiter südlich vor der deutschen Grenze stand. Die 1. US Army dagegen kämpfte schon seit September auf deutschem Boden.

So wichtig war Schmidt, dass schon vom 6. bis zum 16. Oktober 1944 die in Afrika, Italien und Frankreich kampferprobte 9. US-Infanteriedivision eine Offensive gestartet hatte – doch sie war wegen heftiger Verluste nach zehn Tagen vor den Orten Vossenack und Hürtgen stecken geblieben. Die Wehrmachtseinheiten in dem Gebiet verteidigten sich ausgesprochen geschickt, verfügten über ausgebaute Stellungen und zwangen den Amerikanern einen Stellungskrieg in schwierigem Gelände auf.

Am 26. Oktober ließ General Courtney Hodges, der Oberbefehlshaber der 1. US Army, die erschöpfte 9. durch die frische, aber weitgehend unerfahrene 28. Infanteriedivision ersetzen. Sie sollten in einer erneuten Offensive ab dem 31. Oktober den Durchbruch nach Schmidt und zur Talsperre erzwingen.

Die Soldaten, die zwar im August 1944 in Paris einmarschiert und über den Boulevard Champs-Élysées marschiert waren, aber keine nennenswerten Kämpfe zu bestehen gehabt hatten, erwartete ein Bild des Schreckens: unzählige zerschossene US-Fahrzeuge, massenhaft Granattrichter, dazu einen dunklen, teilweise steilen Wald – und Minenfelder, mal verlegt im Boden, mal befestigt an Baumstämmen.

Wegen schlechten Wetters wurde der Angriff um zwei Tage verschoben und auf den 2. November 1944 terminiert – im katholischen Kirchenjahr das Fest Allerseelen, an dem der verstorbenen Gläubigen gedacht wird. Wie sich zeigte, war das ein böses Omen.

American GIs of F Company, 331st Regiment, 2nd Battalion, 83rd Infantry Division, Hürtgen Forest, Germany, World War II, December 1944. (Photo by Tony Vaccaro/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
US-Soldaten im Hürtgenwald 1944
Quelle: Getty Images

Um 9 Uhr Ortszeit an diesem Donnerstagmorgen begann das vorbereitende Artilleriefeuer der 28. Division, eine Stunde später setzte sich das 112. Infanterieregiment in Bewegung. Dessen Soldaten gingen begleitet von Sherman- und Wolverine-Panzer vor. Doch bald gerieten sie in massives deutsches Abwehrfeuer. Trotzdem konnten sie, teilweise im Kampf Haus für Haus, den ersten Ort auf dem Weg nach Schmidt, Vossenack, einnehmen. Einen Tag später standen die Amerikaner abends auch im Dorf Schmidt selbst.

Doch am Morgen des 4. November begann der deutsche Gegenschlag. Um 7.32 Uhr ging an diesem Samstag die Sonne auf, und schon ein paar Minuten zuvor röhrten Artillerie- und Mörsergeschosse in großer Zahl auf die improvisierten US-Stellungen am Südrand von Schmidt. Es begannen heftige Kämpfe, die sogar das Scheitern der 9. US-Division zwei Wochen zuvor in den Schatten stellten.

Infantrymen of the 1st US, Army entrenched in a machine-gun position before the German junction town of Duren, on the Roer river, cover a wide field with their machine-gun and automatic rifle (Fall 1944). (Photo by Photo12/UIG/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Schon jenseits des Hürtgenwaldes, allerdings vor einer deutschen Stellung. GIs in einem Schützenloch
Quelle: Universal Images Group via Getty

Binnen zweier Tage wurden die GIs aus Schmidt und dem östlichen Teil von Vossenack verdrängt. Im Gefechtsbericht der 28. US-Division hieß es über diese Kämpfe: „Ganze Kompanien und Züge wurden ausradiert.“ Am 8. November mussten die Amerikaner auch einen bereits erobert geglaubten Geländekamm wieder aufgeben und ihre Panzer faktisch auf die Ausgangslinie vor der Offensive zurückziehen.

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Trotz der Härte der Kämpfe wahrten beide Seiten wenigstens letzte Rest der Menschlichkeit: Für den Nachmittag des 9. November 1944 machten sie eine Waffenruhe aus, um Verletzte vom Schlachtfeld zu holen.

Doch schon einen Tag später, nachdem das 112. US-Regiment es abgelehnt hatte zu kapitulieren, flammten die Kämpfe mit ungeheurer Brutalität wieder auf. Am 12. November schließlich wurde diese Einheit an der Front abgelöst und ins Hinterland beordert; ihre Stellung in Vossenack übernahm das 109. Regiment, verstärkt durch eine Eliteeinheit der US-Ranger.

U.S. Infantrymen, in the Hurtgen Forest. One soldier helps another carrying heavy weapon as they climb a steep trail. Nov. 18, 1944. Near Duren, Germany, World War 2. (BSLOC_2014_8_58) | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
US-Soldaten schleppen Granaten zu einer Artilleriestellung im Hürtgenwald
Quelle: picture alliance / Everett Colle

Der Angriff auf Schmidt hatte sich zu einer der verlustreichsten Operationen der US Army im Zweiten Weltkrieg überhaupt entwickelt. Das 112. Infanterieregiment verlor 167 Mann an Toten, 431 dauerhaft Vermisste, 719 Verwundete und 232 Gefangene. Also 1549 Mann Verlust. Hinzu kamen weitere 544 Mann, die als nicht mehr einsatzfähig beurteilt wurden – typisch für Armeeeinheiten, die in Kämpfen faktisch zerschlagen worden waren. Damit fielen zwei von drei eingesetzten Soldaten dieses Regiments aus.

Insgesamt kostete die zehntägige Allerseelenschlacht die 28. US-Division 6184 Mann Verlust; von den 74 US-Panzern, 50 Sherman und 24 Wolverine, gingen 47 verloren. Im Gefechtsbericht der Division hieß es beschönigend: „Die Division hat nur sehr wenig erreicht.“ Die Wehrmacht verlor im Zeitraum 2. bis 9. November rund 2000 Mann; genauere Zahlen gibt es nicht. Das Dorf Schmidt blieb bis Februar 1945 in deutscher Hand.

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Dieser Artikel wurde erstmals im November 2019 veröffentlicht.

1944 – Niederlagen an allen Fronten

Während die Westalliierten in der Normandie landen, überrennt die Rote Armee die deutsche Ostfront. Die Luftoffensive legt Deutschlands Städte in Trümmer. Das Attentat auf Hitler scheitert.

Quelle: WELT

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