Mal ganz ehrlich, wir alle haben es schon einmal gemacht: Wir haben geschummelt – ob bei einer Klassenarbeit, einer Klausur in der Uni oder einem Gesellschaftsspiel. Dieses durchaus menschliche Verhalten konnte nun auch erstmals bei Gorillas beobachtet werden.
Im Rahmen des „Gorilla Game Lab“ entwickeln Wissenschaftler der Universität Bristol zusammen mit dem Zoo Spiele und Rätsel, um die Westlichen Flachlandgorillas mehr zu beschäftigen, sie mental zu fordern und um ihr Verhalten zu studieren. Bei einem an der Wand angebrachten Brett müssen die Silberrücken eine Erdnuss mit einem Stock durch ein Labyrinth bewegen, bis sie unten am Boden durch ein Loch fällt und sie die Nuss schließlich essen können.
Viel zu viel Arbeit dachten sich wohl einige Gorillas und kamen auf eine bessere Lösung, um an die Leckerei zu kommen:
Sie haben einfach ihre Lippen gegen das Loch gepresst und die Nuss angesaugt.
Die Wissenschaftler und Pfleger hätten viele derartige Schummeleien beobachten können. Böse können sie den Gorillas aber nicht sein. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte eine an den Experimenten beteiligte Forscherin:
So hatten wir uns das zwar nicht vorgestellt. Aber es zeigt, dass sie sehr flexibel sind. Sie sind in der Lage, neue Lösungsstrategien zu finden, um an Futter zu kommen.
Gorillas galten lange Zeit als weniger findige Werkzeugnutzer im Vergleich zu Schimpansen und Orang-Utans. Nur in Gefangenschaft zeigten die Silberrücken sich ähnlich talentiert wie ihre nächsten Affen-Verwandten. An mangelnder Intelligenz kann es also nicht liegen.
Die Frage war also, warum sie in freier Wildbahn keine Werkzeuge nutzen?
Die Antwort darauf wollten Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig finden. Sie legten sich in einem Nationalpark im Kongo auf die Lauer und beobachteten eine Horde Gorillas. Im Jahr 2005 konnten die Wissenschaftler dann endlich Bahnbrechendes vermelden:
Auch Gorillas in freier Wildbahn verwenden Werkzeuge.
Das Weibchen Leah prüfte beispielsweise mit einem Ast die Wassertiefe eines Tümpels. Gorilla-Dame Efi stützte sich beim Sammeln von Kräutern auf einem dicken Baumzweig ab. Wahrscheinlich sind diese größten lebenden Primaten weniger auf Hilfsmittel angewiesen als Schimpansen und Orang-Utans. Denn Gorillas können aufgrund ihrer Größe und Kraft auf der Suche nach Nahrung einen Termitenhügel einfach einschlagen oder eine Nuss zerbeißen.
Gorillas können bis zu 1,75 Meter groß und 200 Kilogramm schwer werden. King Kong zum Trotz sind sie äußerst friedliche Tiere und werden daher auch sanfte Riesen genannt. Die Primaten leben in den mittleren Teilen Afrikas und ernähren sich hauptsächlich von Blättern und Früchten. Alle vier Arten – der Westliche Gorilla mit seinen Unterarten Westlicher Flachlandgorilla und Cross-River-Gorilla sowie der Östliche Gorilla, der in den Östlichen Flachlandgorilla und dem Berggorilla aufgeteilt wird – stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion und sind vom Aussterben stark bedroht.