Die kolumbianische Guerillagruppe Revolutionäre Streitkräfte (FARC) hat vier weitere Geiseln freigelassen. Die Leiterin der kolumbianischen Sektion des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Barbara Hintermann, sagte dem TV-Sender „Caracol“, die gesundheitliche Verfassung der vier Männer und Frauen erlaube einen Flug nach Venezuela, wo sie noch im Tagesverlauf ankommen sollten. Die Freigelassenen sind demnach frühere kolumbianische Abgeordnete und gehören zu einer Gruppe von 43 Verschleppten, unter denen auch die 2002 entführte kolumbianisch-französische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt ist.
Gloria Polanco, Orlando Beltran, Luis Eladio Perez und Jorge Gechem seien „in unseren Händen, gesund und wohlauf“, sagte ein Sprecher der venezolanischen Präsidentschaft in Caracas, die gemeinsam mit der kolumbianischen Senatorin Piedad Cordoba in der Geiselkrise vermittelt. Den Angaben zufolge waren der venezolanische Innenminister Ramon Rodriguez Chacin als Koordinator der Rettungsaktion und Cordoba am Mittwochvormittag in zwei Hubschraubern in die Stadt San José del Guaviare im Südosten Kolumbiens gereist. An einem geheimen Ort wurden die Geiseln dann übergeben.
Die Freigelassenen sollten demnach noch im Tagesverlauf ihre Angehörigen auf dem Flughafen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas in die Arme schließen können. Auch Chávez wollte sie dort empfangen. Nach Angaben des kolumbianischen Verteidigungsministers Juan Manuel Santos brachten sie keine Lebenszeichen von anderen Geiseln wie Betancourt mit. Diese hatte den nun freigelassenen Perez erst kürzlich in ihrer jüngsten Botschaft an ihre Familie als einen „Vertrauten“ bezeichnet.
Als Grund für die Freilassung der vier Abgeordneten hatte die FARC im Vorfeld gesundheitliche Probleme sowie eine „Geste der Anerkennung“ gegenüber den Vermittlern genannt. Seit Jahresbeginn ließen die Guerillas sechs Geiseln frei, darunter die zusammen mit Betancourt verschleppte Clara Rojas und die ehemalige Parlamentarierin Consuelo González.
Insgesamt hält die FARC in Kolumbien zwischen 700 und 1000 Geiseln fest und machen damit Druck auf die Regierung in Bogotá. Die Rebellen wollen etwa 40 Geiseln im Austausch gegen rund 500 FARC-Kämpfer freilassen, die in kolumbianischen Gefängnissen sitzen.