Der Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann ist entschlossen, am 22. September die CDU zu wählen. „Die CDU war nie meine Partei, aber Angela Merkel ist meine Kanzlerin“, erklärte der 76-jährige Biermann in der neuesten Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Als Begründung fügt er hinzu: „Wunderbar plietsch“ sei Merkel schon gewesen, als sie sich 1982 zum Begräbnis des rebellischen DDR-Kommunisten Robert Havemann an den Volkspolizisten vorbei durch die Wälder hinterm Friedhof geschlichen habe.
Der SPD im Herzen näher gewesen
Wohl sei die SPD seinem Herzen immer näher gewesen als jede andere Partei, doch der „tapferen SPD-Tradition“ treu geblieben sei nur der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz. „Den wähle ich, falls Angela Merkel mal andere Esel zu kämmen hat. Dann wäre dieser echte Hanseat mein Mann“, sagte der in der Hansestadt lebende Biermann, dessen erzwungene Ausbürgerung aus der DDR 1976 massive Proteste in Ost- und Westdeutschland ausgelöst hatte.
Biermann wurde 1936 in Hamburg geboren wurde und wuchs dort auf. Sein Vater war ein jüdischer Werftarbeiter, der im kommunistischen Widerstand aktiv war. Er kam 1943 in Auschwitz um. Nach dem Krieg schloss Wolf Biermann in Hamburg die Schule ab und siedelte im Jahr 1953 in die DDR über.
Ab 1960 begann er, Lieder und Gedichte zu veröffentlichen. Der Konflikt mit dem Regime blieb nicht aus: Nachdem Biermann häufiger Kritik an der Parteidiktatur und am DDR-System übte, mündeten die Restriktionen gegen ihn in einem kompletten Auftritt- und Publikationsverbot. Nach seiner Ausbürgerung kehrte er nach Hamburg zurück. Seine Gedichtbände zählen zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur. Biermann wurde mit zahlreichen großen Literaturpreisen geehrt.