Im Grunde ist sie eine zweifache Quereinsteigerin: Sonja Margolina, Schriftstellerin und Publizistin russisch-jüdischer Herkunft, wurde 1951 in Moskau geboren und später an der Lomonossow-Universität in Biologie promoviert. Sie war im Umweltschutz aktiv, bevor sie nach ihrer Ausreise aus der Sowjetunion 1986 begann, für deutsche Zeitungen über die Perestroika und die dramatischen Veränderungen in Osteuropa zu schreiben. Naturwissenschaftlich geprägt und dissidentisch sozialisiert, hat die mit dem Historiker Karl Schlögel verheiratete Publizistin sich den skeptischen Blick auf Denkstereotypen zu beiden Seiten der Grenzen bewahrt. In ihrem Essay „Das Ende der Lügen“ setzte sie sich in Reaktion auf einen unreflektierten deutschen Philosemitismus kritisch mit dem Beitrag der Juden zum Aufbau des totalitären Sowjetsystems auseinander. In ihren Studien „Russland. Die nichtzivile Gesellschaft“ und „Wodka. Trinken und Macht in Russland“ analysierte sie postsowjetische Umbrüche. Für unsere Ausgabe bespricht Margolina das neue Russland-Buch der Journalistin Gabriele Krone-Schmalz.