Seit Jahren steigen die Geburtenzahlen in Prenzlauer Berg, und ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Im Gegenteil, Hunderte Wohnungen für junge Familien entstehen derzeit in dem Kinderboom-Kiez zwischen Mauerpark und Bötzowviertel. Bisher ist völlig unklar, wo die heranwachsenden Schüler künftig untergebracht werden sollen. Die Schulstadträtin fordert einen Baustopp für das Gebiet, solange die Schulfrage nicht gelöst ist. Es könne nicht sein, dass überall gebaut werde, ohne gleichzeitig für die nötige Infrastruktur zu sorgen.
Schon im vergangenen Jahr mussten nach heftigen Elternprotesten an drei Schulen zusätzliche Klassen eingerichtet werden, weil die Schulanfänger nicht mehr in ihrem Einzugsgebiet untergebracht werden konnten. Für die Schulanfänger in diesem Jahr wurde die Situation durch die Einrichtung der neuen Gemeinschaftsschule an der Erich-Weinert-Straße entschärft. Dadurch stehen ab September 80 zusätzliche Plätze für Erstklässler bereit. Für das Schuljahr 2008/2009 seien alle Kinder mit Schulplätzen versorgt, versichert die Stadträtin.
Entwarnung könne damit allerdings nicht gegeben werden, denn der große Ansturm steht erst noch bevor. In diesem Schuljahr lernen 718 Erstklässler, im September kommen 850 Kinder zur Schule, ein Jahr darauf sind es schon 910, und im Jahr 2010/2011 muss der Bezirk schon mit 1080 Erstklässlern allein in der Region rund um Helmholtzplatz, Teutoburger Platz, Kollwitzplatz und Bötzowviertel rechnen.
Bis zum Sommer will der Bezirk eine Bestandsanalyse von noch landeseigenen Immobilien und Grundstücken vorlegen – mit einer Kostenkalkulation für den Um- beziehungsweise Neubau. Ehemalige Schulgebäude gibt es noch an der Pappelallee, an der Prenzlauer Allee, an der Pasteurstraße, an der Straßburger Straße und an der Senefelderstraße.
Doch alle diese Immobilien seien nicht problemlos als Grundschulen zu reaktivieren und in jedem Fall sei der Bezirk nicht in der Lage, die Finanzierung zu übernehmen, so die Stadträtin. Sie plädiert dafür, als erstes die ehemalige Schule im Eliashof an der Senefelderstraße so schnell wie möglich wieder zu nutzen. Derzeit nutzen Kultureinrichtungen das Haus. Die Umbauten wurden durch EU-Mittel finanziert, die bei einer anderen Nutzung möglicherweise zurückgezahlt werden müssten.
„Dann müssen wir eben die Rückzahlungen in Kauf nehmen“, sagt Lioba Zürn-Kasztantowicz. Schließlich sei es erste Pflicht des Landes, die nötigen Grundschulplätze zur Verfügung zu stellen. Im Helmholtzkiez müsse schnell eine Lösung gefunden werden, wenn nicht der Unterricht in Containern stattfinden soll.