Bundesweit gibt es mehr als 5300 Kleinstädte unter 10.000 Einwohnern – die vier touristisch interessantesten liegen alle in Mecklenburg-Vorpommern. Ganz oben steht das Ostseebad Binz – im Spitzenfeld rangiert mit Krün in den bayrischen Alpen nur ein Ort, der abseits der Küste liegt.
Das geht aus einer Studie im Auftrag der Zeitschrift „Kommunal“ hervor. Die hat auf der Basis des Online-Analysemodells Contor-Regio anhand von insgesamt 67 Kriterien die „Tourismushochburgen unter den Kleinstädten“ in Deutschland identifiziert. Berücksichtigt wurden insbesondere die positive Entwicklung des Gastgewerbes, die Anzahl der Gästebetten und die Fernzug-Anbindung.
Im Bundesvergleich der Top-50-Kleinstädte fällt ebenfalls auf: Die Ostsee dominiert. Rund ein Drittel der Touristen-Hotspots liegt in Mecklenburg-Vorpommern; auch Bayern und Schleswig-Holstein sind stark vertreten. Hier erfahren Sie, was die sieben Bestplatzierten zu bieten haben. Eins sei vorab verraten: viel Strand.
1. Binz auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
Das Ostseebad Binz, ein Klassiker unter den beliebten Ferienorten, hat eine lange Tourismus-Geschichte. Bereits 1885 wurde Binz zum Seebad erhoben; heute zählt der 5500-Einwohner-Ort pro Jahr mehrere hunderttausend Gäste.
Der Tourismusmagnet auf der Insel Rügen wartet mit bestens erhaltener Bäderarchitektur aus der Kaiserzeit auf. Die Strandvillen erstrahlen allesamt in weißem Glanz, und Ornamente mit maritimen Motiven sowie feine Holzschnitzarbeiten über den Balkonbögen zieren die Fassaden.
Zudem lässt es sich in Binz über die 370 Meter lange Seebrücke und am Sandstrand entlang schlendern. Ein weiteres historisches Highlight von Binz ist der 2,5 Kilometer lange Betonriegel im Ortsteil Prora aus der Nazi-Zeit, der parallel zum Strand verläuft. Teile davon sind heute renoviert und beherbergen zum Beispiel ein gehobenes Strandhotel und ein Jugendhostel.
Wer statt Beton Natur bevorzugt, der kann alternativ einen Gang über den nahen Baumwipfelpfad mit weitem Blick auf die Ostsee genießen.
2. Göhren auf Rügen, Mecklenburg-Vorpommern
Ebenfalls ein Ostseebad auf Rügen, aber sehr viel kleiner, ist Göhren. Hauptattraktion des 1400-Seelen-Ortes sind seine kilometerlangen feinsandigen Strände. Am Nordstrand kann sogar zwischen Strandkörben geheiratet werden. Seit rund zehn Jahren traut das örtliche Standesamt in Zusammenarbeit mit einem Hotel auch direkt am Meeresufer.
Außerdem ist Göhren der einzige Kneipp-Kurort an der deutschen Ostseeküste mit Kur-Park und Kneipp-Garten. Zahlreiche Wellness-Anwendungen und der klassische Kneipp-Parcours mit Arm- und Tretbecken bieten eine willkommene Abwechslung zum Sonnenbad am Strand.
3. Heringsdorf auf Usedom, Mecklenburg-Vorpommern
Eine Insel weiter östlich, auf Usedom, findet sich die 8400 Einwohner zählende Gemeinde Heringsdorf, auch „Nizza des Ostens“ genannt. Usedoms zwölf Kilometer lange Strandpromenade verbindet die drei „Kaiserbäder“ Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck.
Im späten 19. Jahrhundert war Heringsdorf beim deutschen Kaiser und dem restlichen Adel besonders beliebt: Die wohlhabenden Urlauber bauten sich mondäne Feriendomizile, die nach der Wende umfassend renoviert wurden und das Ortsbild prägen.
Loriot-Fans können im Restaurant der Seebrücke Ahlbeck speisen, das als Kulisse für die folgenreiche Geburtstagsfeier im Film „Pappa ante portas“ diente.
4. Dierhagen in Mecklenburg-Vorpommern
Dierhagen nahe Rostock liegt ebenfalls an der Ostsee. Der 1500-Einwohner-Ort befindet sich am Südende der Halbinsel Fischland. Das bringt ihm einen großen Standortvorteil ein, nämlich Meeresstrand auf der einen und Wasserzugang zum Saaler Bodden auf der anderen Seite.
Dieses rund 16 Kilometer lange Gewässer hat sich zu einer Lagune entwickelt. Es lädt zum Wind- und Kitesurfen ein und ist vor allem für Anfänger gut geeignet, die den Brandungswellen der rauen Ostsee entgehen wollen.
5. Sankt Peter-Ording in Schleswig-Holstein
Sankt Peter-Ording an der Nordsee ist die einzige Kleinstadt unter den Top Five der touristischen Hotspots in Deutschland, die nicht an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern liegt, sondern in Schleswig-Holstein an der Nordsee.
Hier stehen Strand und Wellness im Vordergrund. Die Gemeinde mit 3900 Einwohnern besitzt als einziges deutsches Seebad eine eigene Schwefelquelle, die von der Dünen-Therme angezapft wird.
Der zwölf Kilometer lange Sandstrand eignet sich optimal für Reitausflüge. Außerdem befindet sich das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer quasi vor der Tür, das zum Unesco-Weltnaturerbe zählt. Beliebt in dem Nationalpark sind Wattwanderungen und Ausflugsfahrten, bei denen man Robben und mit etwas Glück Schweinswale beobachten kann.
6. Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern
Ein weiteres Mecklenburger Ostseebad hat es in die obere Riege der Tourismushochburgen unter den Kleinstädten geschafft: Boltenhagen. Die Gemeinde hat gut 2600 Bewohner, zu den Highlights zählt neben den Stränden eine imposante Steilküste mit bis zu 35 Meter hohen Klippen.
Am Fischereihafen im Ortsteil Tarnewitz reiht sich derweil ein Kutter neben den anderen. Deren Kapitäne versorgen mit ihrem Fang die umliegenden Hotels und Gaststätten; aber auch die Urlauber können hier frischen Fisch erstehen.
Ein weiterer Pluspunkt: Wismar und Lübeck sind nur 20 beziehungsweise 30 Kilometer entfernt – ideale Ziele für Ausflüge bei Sonnenbrand oder Schietwetter.
7. Krün in Bayern
Das erste Städtchen im Ranking, das fernab von Nord- und Ostsee liegt, ist Krün am Fuße des Karwendelmassivs – der Ort mit knapp 2000 Einwohnern schafft es auf Platz 7. Ganz im Süden Bayerns liegt er auf 875 Metern über dem Meeresspiegel. Krün bietet einmalige Alpenpanoramen und einen Blick auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze.
Den staatlich anerkannten Erholungsort selbst zieren eine Barockkirche mit Zwiebelturm und rustikale Bauernhäuser; die Umgebung ist ein gutes Revier zum Wandern, Baden und Radfahren. International bekannt ist Krün durch Schloss Elmau: In dem Luxushotel tagten und wohnten 2015 und 2022 die Staats- und Regierungschefs der G-7-Länder.