Und dennoch werden die "RAF-Tapes" von gar nicht zu unterschätzender Wirkung sein. Das hat mit der Magie von original wiedergegebener Sprache zu tun - oder sachlicher formuliert: mit ihrer evokativen Wirkung. Sprachaufnahmen beleben Fantasie und Assoziationsräume des Hörers auf ganz andere Art, als Texte das können. Jeder wird dies beim Abhören historischer Aufnahmen nachvollziehen. "Es muss denn das Schwert nun entscheiden!", lässt sich Kaiser Wilhelm II. vor Beginn des Ersten Weltkrieges vernehmen. Und wie kein Text lässt der Originalton die Zeit wiederauferstehen, die innere Bewegung des Sprechenden ahnen. Oder wer kann vergessen, was er einmal in Tonaufnahmen jenes schrecklichen Roland Freisler, des Strafrichters an Hitlers "Volksgerichtshof", hörte? Das Kreischen seiner Stimme, die Atemlosigkeit der Infamie. Kein Text kann das reproduzieren. So sind die RAF-Aufnahmen als einzigartige Quelle dieser ganz anderen deutschen Verirrung von unschätzbarem Wert.
Die Verschriftlichung der Welt markiert den Anfang der Geschichte. Erst mit dem Originalton wird sie zum reproduzierbaren Erlebnis. Wie sagt man zu Recht: Es gilt das gesprochene Wort.