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Stefan Aust will weiterkämpfen

Das Nachrichtenmagazin hat den bisherigen Chefredakteur des "Spiegels", Stefan Aust, rausgeworfen. Seine beiden Nachfolger sind schon im Amt. Doch der Ex-Chef sammelt Material gegen seine Kündigung. Mit einem Hamburger Staranwalt bereitet er sich auf den Rechtsstreit vor.

13.45 Uhr im Büro des „Spiegel“-Geschäftsführers Mario Frank: In dürren Worten teilt Frank dem bisherigen Chefredakteur Stefan Aust dessen Abberufung mit. Eine Begründung dafür gibt es nicht, wie Aust später an diesem Dienstag sagt. Eine 13 Jahre währende Ära als Chefredakteur geht sang- und klanglos zu Ende: Der 61-jährige Geschasste geht nach dem Termin zurück in sein eigenes Büro, packt seine Tasche, verabschiedet sich von seiner Sekretärin und fährt nach Hause – Austs letzter Arbeitstag beim „Spiegel“. Denn der Verlag hat ihn von seinen Aufgaben mit sofortiger Wirkung freigestellt.

So endet die Karriere eines „Spiegel“-Chefredakteurs, der das Blatt geprägt hat wie vor ihm vielleicht nur dessen Gründer Rudolf Augstein. Aust, der dem Nachrichtenmagazin Farbe verordnete, den Angriff des neuen Rivalen „Focus“ parierte und dennoch die Auflage steigerte, war von Anfang an umstritten. Augstein konnte Aust nur gegen den massiven Widerstand der Mitarbeiter KG, die Hauptgesellschafterin des „Spiegel“ ist, zum Chefredakteur machen. Seine Gegner befürchteten, er wolle das Blatt boulevardisieren. Später warf man ihm vor, im „Spiegel“ eigene Interessen zu verfolgen. Austs Qualitäten als Blattmacher waren aber stets unumstritten.

Dennoch wurde ihm Ende 2007 zum 31. Dezember 2008 gekündigt. Es folgte eine pannenreiche Nachfolgersuche. Wunschkandidat Claus Kleber blieb lieber beim „Heute Journal“ des ZDF. Im Januar sickerte dann durch, dass der bisherige Chefredakteur von „Spiegel Online“, Matthias Müller von Blumencron (47), und Georg Mascolo (43), bislang Leiter des Berliner Hauptstadtbüros, ablösen sollen. Nach der Freistellung Austs wurden diese beiden Namen offiziell bekannt gegeben. Die Doppelspitze übernimmt ab sofort.

Aust kämpft vor Gericht weiter

Aust aber kämpft weiter. Er hat beim Arbeitsgericht Hamburg Kündigungsschutzklage eingereicht. Der gefeuerte Chefredakteur ist der Ansicht, dass ihm laut Vertrag nicht vor Ende 2010 hätte gekündigt werden dürfen. Im Prinzip dürfte es aber nur noch um die Höhe seiner Abfindung gehen. Aust, der vom Hamburger Staranwalt Matthias Prinz vertreten wird, fordert dem Vernehmen nach vom „Spiegel“ einen hohen einstelligen Millionenbetrag.

Doch die Fronten sind verhärtet. Ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht scheiterte bereits am 4. Februar, dem Tag vor der Abberufung. „Wenn man sich nicht gütlich einigen kann, ist eine Beurlaubung der logische Schritt“, sagt Armin Mahler, Sprecher der Geschäftsführung der Mitarbeiter KG. Das könnte auf einen langwierigen Rechtsstreit hindeuten. Aust sammelt schon Material. „Mein Anwalt und ich prüfen, ob die Freistellung rechtens ist“, sagt er. Das Gericht hat einen neuen Verhandlungstermin für Anfang Mai festgesetzt.

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