Sieh aus wie dein Name! Hans-Oliver Spanier hält sich daran: sonnengebräunter Teint, klar geschnittenes Gesicht mit markantem Kinn und ein Körper, der wie geschaffen für gut geschnittene Anzüge ist. „Mein Nachname“, sagt Spanier, „kommt wohl aus dem Dreißigjährigen Krieg, als ein spanischer Söldner hier in Rheinhessen hängen blieb, eine Frau fand und Kinder zeugte.“
Hans-Oliver Spanier, der dieses Jahr 50 wird, ist ein Bio-Pionier im deutschen Weinbau. Er keltert die Weine der Weingüter Battenfeld Spanier und Kühling-Gillot, zwei Betriebe, die seit Jahren schon zur Elite der Region Rheinhessen gehören. Gemeinsam mit Philipp Wittmann, ein weiteres Männermagazin-Model unter den deutschen Winzern, ist Spanier schon seit Jahrzehnten Vorreiter in naturnaher Landwirtschaft und ein Auskenner, was nachhaltigen Pflanzenschutz betrifft. Heuer feiert er sein dreißigjähriges Betriebsjubiläum. Und dreißig Jahre Biodynamie.
Spanier und seine Frau Carolin Spanier-Gillot entsprechen nicht dem Bild, das man in seinem Kopf aufruft, wenn man sich biodynamische Bauern vorstellt. Sie leben in einem modernen, knallweißen Haus in Hohen-Sülzen, das in jeder gehobenen Architekturzeitschrift Seiten füllen könnte. Spanier fuhr jahrelang Porsche. Jetzt hat er das sein lassen. Oliver und Carolin: ein Paar, das wunderbar als FDP-Wählerschaft durchgehen, aber auch unter den neuen, bürgerlichen Grünwählern Platz nehmen könnte.
Lautstarke Verfechter der Biodynamik
Wie kommen die zwei dazu, laute Verfechter des biodynamischen Weinbaus zu sein? „Ich habe hier, in Hohen-Sülzen, 1991 mit ein paar aus Pacht zurückgeholten Weingärten begonnen“, erzählt Spanier, „ziemlich unbedarft, denn mit zwanzig weiß man noch nicht, was im Weinbau eigentlich abgeht. Als gleich nach der ersten Ernte meine Lesehelferinnen Hautausschläge von den Spritzmitteln bekamen, da wusste ich: Dieses Gift ist auch auf den Schalen und in der Frucht. Und dieses Gift presse ich und mache Wein draus. Da habe ich mir geschworen: Niemals chemische Mittel in meinen Weingärten.“
Anfang der 1990er-Jahre wurden Biowinzer von Kollegen verlacht und verspottet. Heute jedoch sind ein paar der besten Weingüter Deutschlands und der Welt biodynamisch, und biodynamischer Weinbau ist Teil einer Beweisführung, dass die Umstellung auf naturnahes Arbeiten keinen ökonomischen Untergang bedeutet – ganz im Gegenteil.
2003 wurden Oliver und Carolin ein Paar, die Weingüter nach der Hochzeit aber weiterhin als getrennte Betriebe vermarktet. „Einfach deswegen“, sagt Carolin Spanier-Gillot, „weil ich die besseren Lagen beisteuern konnte, zum Beispiel Rothenberg, Ölberg oder Hipping, Oliver hat das Zellertal neu belebt, vor allem die grandiose Lage Schwarzer Herrgott dort, die zu den besten Lagen Deutschlands zählt und in Vergessenheit geraten war.“
„Weinbau, der Herkunft verkörpern soll“, erklärt Hans-Oliver Spanier, „muss biodynamischer Weinbau sein. Und Herkunft, der Beweis von Terroir, ist das Gold eines jeden Winzers.“ „Wir haben jetzt das Potenzial, jährlich ein paar Hundert Flaschen in unserem extra dafür gebauten Reifekeller wegzulegen“, finalisiert Carolin Spanier-Gillot das Gespräch, „und diese dann zu verkaufen, wenn die Weine die erste Trinkreife erreicht haben. Denn die meisten unserer Weine werden zu jung getrunken. Erst ein gewisses Alter macht Rieslinge zum Erlebnis.“