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Literatur Schulden-Fibel

Diesen Ratgeber aus dem 19. Jahrhundert sollte Donald Trump lesen

Leitender Feuilletonredakteur
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Donald Trump, mal wieder vor Gericht
Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Wer auf großem Fuß leben will, wirft das Geld am besten aus dem Fenster. Das wusste schon der anonyme Autor eines Ratgeberbuchs von 1827. Anders gesagt: je mehr Schulden, umso mehr Kredit. Klingt wie das ideale Buch für den früheren und vielleicht künftigen US-Präsidenten.

Es ist unklar, wer „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen“ geschrieben hat. Man schreibt den verlockenden Titel seit Menschengedenken dem großen Romancier und Kenner der französischen Gesellschaft Honoré de Balzac zu. Tatsächlich erschien der Essay im Original jedoch anonym und zwar 1827. Da war Balzac gerade einmal 28 Jahre alt und hatte noch sehr viel Schuldenmacherei vor sich. Es wäre auch der einzige Ratgeber aus seiner Feder.

Wahrscheinlicher ist, dass der längst vergessene Feuilletonist Marco de Saint-Hilaire das Buch geschrieben hat. Aber das passt natürlich wunderbar zum Text, denn letztlich geht es in „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen“, um Hochstapelei, und mit Balzac stapelt es sich halt höher als mit einem Saint-Hilaire.

Die großen Pleitemacher

Man weiß auch nicht so wirklich, ob die großen Schulden- und Pleitemacher, die jetzt zur Kasse gebeten werden, sich wirklich an die Ratschläge des gerissenen Onkels halten sollten, der hier zehn Lektionen erteilt, „seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur einen Sou selbst aus der Tasche zu nehmen“, um den gesamten Titel zu zitieren.

Donald Trump zum Beispiel, der jetzt so spektakulär um eine stattliche Anzahl seiner Millionen (ganz gewiss nicht alle!) erleichtert werden soll, hat zumindest den ultimativen Ratschlag des Onkels gar nicht nötig, der da lautet: „Wer es auf andere Weise nicht schafft, sollte sich durch seine Schulden berühmt machen“. Trump ist ja schon berühmt, man darf ruhig hinzufügen: berüchtigt.

Saint-Hilaire, nicht anders als auch der große Balzac, haben jedenfalls mit dem angeblichen Onkel als fiktivem Erzähler dieses Buches eine Figur erfunden, der ihrem eigenen Charakter sehr entsprach, und das war der des Hasardeurs, will sagen des sozialen Abenteurers. Schuldenmacherei, so viele Scherereien sie ihnen auch bereitete, betrachteten sie als Kavaliersdelikt.

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Das ganze Buch strotzt nur so vor Witz und Schalk und jeder Menge Zynismen. Schuldenmacherei hat für beide Herren auch etwas mit Dandytum zu tun. Dandys sind es sich einfach schuldig, in allen Lebenslagen auf großem Fuß zu leben, und dazu braucht man halt Kredite. Wer die zurückzahlt, hat als Mann von Welt natürlich etwas falsch gemacht. Denn es sind die unbezahlten, nicht die bezahlten Schulden, die den „unbestreitbaren Beweis für das Glück dessen, der sie gemacht hat“, antreten, weiß der böse Onkel aus „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen“.

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Das große Spekulantentum der Franzosen im 19. Jahrhundert haben weder Balzac noch St. Hilaire erlebt; es ereignete sich mit dem fortschreitenden Kapitalismus erst im Zweiten Kaiserreich. Aber „Die Kunst, seine Schulden zu zahlen, ohne auch nur einen Sou selbst aus der Tasche zu nehmen“ beschreibt doch in sarkastischer Form eine Gesetzmäßigkeit, die in allen Boomzeiten weiter ihre Gültigkeit besitzt.

Der böse Onkel formuliert es so: „Je mehr Schulden, umso mehr Kredit; je weniger Gläubiger, umso weniger Geldquellen.“ Man muss eben immer aus dem Vollen schöpfen. Nur Regelverstöße in großen Stil führen zu was. Insofern lohnt es sich vielleicht doch für Mr. Trump, einen Blick in diesen aktuellen Klassiker zu werfen.

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