Die Vernehmung dauert erst eine Viertelstunde, als sich der Zeuge ein Taschentuch reichen lässt. „Er sagte zu mir: ‚Ich werde deine Mutter töten. Mit einem Messer.‘ Aber ich habe nicht geglaubt, dass das passieren wird“, sagt er. Der 14-Jährige – schwarze Haare, Oberlippenflaum, brüchige Stimme – fängt an zu weinen. Der Jugendliche spricht am Donnerstagmorgen in einem Verhandlungssaal des Landgerichts Berlin über seinen Vater.
Der sitzt nur wenige Meter neben ihm, auf der Anklagebank. Dem Afghanen Gul A. wird vorgeworfen, seine kurz zuvor von ihm geschiedene Ex-Frau auf einer Straße in Berlin-Pankow ermordet zu haben. In der Anklage der Staatsanwaltschaft heißt es, dass A. die Trennung und den Lebenswandel seiner Frau nicht habe akzeptieren wollen. „Er wollte durch die Tötung seine Ehre wiederherstellen.“
Am 29. April 2022 stach er demnach mindestens 13 Mal mit einem Messer zu, führte zuletzt einen tiefen Schnitt durch den Hals.