(Translated by https://www.hiragana.jp/)
Tourismusminister: „Urlauber sind in Israel willkommen – und sicher“ - WELT
WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Reise
  3. Fernreisen
  4. Tourismusminister: „Urlauber sind in Israel willkommen – und sicher“

Fernreisen ITB Berlin

„Urlauber sind in Israel jetzt schon willkommen – und sicher“

Ausländische Reisewarnungen hält Israels Tourismusminister Haim Katz für überzogen. Immer mehr Airlines würden wieder in Tel Aviv landen, das normale Leben sei zurück. Das Ziel für 2030 sei ein Sprung auf sieben Millionen Urlauber, sagt er in einem Gespräch zur Tourismusmesse ITB.
Ressortleitung Reise
Leere Liegestühle an einem Strand in Herzliya: Noch trauen sich viele Urlauber nicht nach Israel Leere Liegestühle an einem Strand in Herzliya: Noch trauen sich viele Urlauber nicht nach Israel
Leere Liegestühle an einem Strand in Herzliya: Noch trauen sich viele Urlauber nicht nach Israel
Quelle: Getty Images/Barry Winiker
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Israel geht in Berlin in die Offensive. Obwohl der Gaza-Krieg bislang nicht beendet ist, wirbt das Land auf der Reisemesse ITB mit großer Delegation um Touristen. Deren Zahl ist seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 massiv zurückgegangen. Das soll sich bald ändern, denn Israel sei inzwischen wieder ein sicheres Reiseziel, sagt Haim Katz – er ist der erste israelische Tourismusminister seit 14 Jahren, der die Messe besucht.

WELT: Sie wohnen in der Nähe von Tel Aviv. Wie oft mussten Sie nach dem 7. Oktober 2023 einen Luftschutzkeller aufsuchen, weil Hamas-Raketen auf Israel gefeuert wurden? Wann zuletzt?

Haim Katz: Das begann gleich am 7. Oktober. Wir waren zu Hause, meine Frau ist in den Schutzraum gegangen, ich auf den Balkon. Dort habe ich gesehen, wie die Hamas-Raketen von unserem Iron-Dome-Abwehrsystem abgeschossen wurden. Das war sehr beruhigend. Die Angriffe gingen eine ganze Weile, aber seit ungefähr zwei Monaten ist keine Rakete mehr aus Gaza über Tel Aviv aufgetaucht.

WELT: Sie werben als Tourismusminister dafür, dass Urlauber wieder nach Israel reisen sollten. Ist es dafür nicht zu früh? Und besteht nicht die Gefahr, dass einem während eines Israel-Aufenthalts Raketen auf den Kopf fallen?

Katz: Wir wissen natürlich nicht, ob die Hamas in irgendwelchen Tunneln noch Raketen versteckt hat, aber die Situation in Israel ist ruhig und dank Iron Dome unter Kontrolle. Wenn ich der Meinung wäre, Urlauber würden sich bei uns in Gefahr begeben, würde ich mich jetzt nicht für deren Rückkehr einsetzen. Wir wollen nicht herumsitzen und abwarten, sondern der Welt sagen: Wir sind weiterhin da, wir sind offen für Gäste, sie sind willkommen. Und sicher.

WELT: Gilt das für alle Regionen?

Katz: Das gilt für fast ganz Israel, bis auf die Golanhöhen und den Norden – an der Grenze zum Libanon gibt es eine Sperrzone von etwa acht Kilometern. Und die Westbank sollten Touristen meiden. Ansonsten sind all die Gegenden und Städte, wo sich Tourismus abspielt, bereisbar: Tel Aviv, Jerusalem, Haifa, Akko, das Tote Meer, die Negev-Wüste, Eilat am Roten Meer, der See Genezareth, der übrigens gerade ganz wunderbar ist, weil er so viel Wasser wie seit Jahren nicht mehr hat.

WELT: Was ist mit der Gegend in der Nähe des Gaza-Streifens?

Katz: Die können Sie besuchen, auch die Stätten, wo sich die schlimmsten Hamas-Massaker abgespielt haben. Am Ort des attackierten Nova-Festivals gibt es ein improvisiertes Denkmal aus ausgebrannten Autowracks, meine Frau war gerade erst dort – es ist voll von Besuchern. Eben, weil es sicher ist.

Anzeige

WELT: Sind noch viele Hotels mit evakuierten Israelis belegt?

Katz: Wir haben nach dem 7. Oktober im ganzen Land rund 150.000 Leute evakuiert. Im Süden sind rund 80 Prozent in Ihre Wohnorte zurückgekehrt. Im Norden rechnen wir mit Juli 2024. Natürlich haben wir die Menschen nur in sichere Gegenden evakuiert wie Tel Aviv oder ans Tote Meer – das sind genau die Orte, in denen jetzt wieder der Tourismus beginnt.

WELT: Gibt es momentan überhaupt ausländische Touristen in Israel?

Katz: Wäre der 7. Oktober nicht gewesen, hätten wir 2023 den bisherigen Rekord – 4,5 Millionen internationale Reisende 2019, im Jahr vor Corona – ganz sicher übertroffen. Bis zum 7. Oktober sind täglich 13.000 Touristen eingereist, am 8. Oktober waren es 26. Die Zahlen sind seither massiv eingebrochen, 2024 ist für den Tourismus ein verlorenes Jahr. Aber es ist nicht so, dass keine Urlauber mehr kommen: Seit dem 7. Oktober sind bis jetzt gut 143.000 eingereist.

WELT: Auch Deutsche?

Katz: Ja, aber nicht viele – bis zum 4. März 2024 haben wir genau 3254 Deutsche gezählt. Interessanterweise kamen im selben Zeitraum fast doppelt so viele Philippiner. Brasilianer und Inder kommen auch in größerer Zahl.

WELT: 143.000 ist ja nicht nichts. Gab es Zwischenfälle, sind Israel-Touristen in den fünf Monaten seit dem 7. Oktober zu Schaden gekommen?

Anzeige

Katz: Wenn irgendetwas vorgefallen wäre, wären entsprechende Nachrichten sofort um die Welt gegangen. Es gab aber keine solchen Berichte – weil nichts passiert ist.

WELT: Sie würden also sagen, dass weite Teile Israels sicher sind?

Katz: Ja. Es besteht kein Risiko, unser Militär sorgt für Ruhe, niemand riskiert sein Leben. Und wir glauben, dass viele Touristen in aller Welt nur darauf warten, endlich wieder nach Israel zu reisen. Was wir allerdings nicht wollen, ist Kriegstourismus, also Leute, die als Schaulustige Nervenkitzel suchen.

Lesen Sie auch

WELT: Rechnen Sie damit, dass es weiter aufwärts geht?

Katz: Wir hoffen das. Für das vierte Quartal 2024 erwarten wir eine Erholung der Touristenzahlen. Das hängt natürlich auch von der Entwicklung im Norden ab, wo die Hisbollah vom Libanon aus immer wieder Israel beschießt.

WELT: Was ist Ihre Langzeitprognose für den Tourismus?

Katz: Unser Ziel für 2030 sind sieben Millionen ausländische Touristen in Israel.

WELT: Gibt es momentan überhaupt ausreichend Flüge?

Katz: Es werden zum Glück immer mehr. Lufthansa fliegt inzwischen wieder nach Tel Aviv, Eurowings, Easyjet und Ryanair starten in diesem Frühjahr. United und Delta kehren im März zurück mit Nonstop-Flügen aus den USA. Auch Emirates aus Dubai fliegt längst wieder. Die israelische El Al ist übrigens die ganze Zeit geflogen.

Haim Katz ist seit Dezember 2022 Israels Tourismusminister
Haim Katz ist seit Dezember 2022 Israels Tourismusminister
Quelle: Yonatan Sindel / Flash90

WELT: Eine hohe Hürde für ein Comeback des Tourismus sind Reisewarnungen. Das deutsche Außenministerium hat für ganz Israel eine generelle Reisewarnung ausgesprochen. Ist das angemessen?

Katz: Wir halten das für übervorsichtig – und hoffen, dass die Warnung der Realität angepasst wird. Andere Länder, etwa Österreich, haben nur eine partielle Reisewarnung ausgesprochen, ausdrücklich nur für die Gegenden, die an den Gaza-Streifen, an den Libanon und Syrien grenzen.

WELT: Ist jenseits dieser Grenzregionen der Alltag zurück?

Katz: Wenn Sie heute durch Israel reisen und keine Nachrichten lesen würden, würden Sie von dem Krieg gar nichts mitbekommen. Der Verkehr fließt ganz normal, Kinos und Theater sind voll, in vielen Restaurants bekommen Sie keinen Platz, weil alles belegt ist. In Tel Aviv herrscht mindestens so gute Laune wie in Berlin. Wir Israelis sind es gewohnt, mit Tragödien umzugehen. Die jetzige ist schlimmer als andere, trotzdem wollen wir sie hinter uns lassen, unser normales Leben leben. Sonst hätten unsere Feinde gewonnen.

WELT: Es sind noch immer mehr als 100 israelische Geiseln in der Gewalt ihrer Entführer in Gaza. Inwieweit beeinflusst das die Stimmung in Israel?

Katz: Das ist ganz schwierig. Wir wissen nicht, wie viele überhaupt noch am Leben sind, wie es ihnen geht, ob sie notwendige Medikamente bekommen, ob vergewaltigte Israelinnen von ihren Entführern schwanger sind. Für mich sind diese Täter Monster. Wir tun, was in unserer Macht steht, die Geiseln nach Hause zu bringen, aber es hängt nicht allein von uns ab.

Haim Katz, 76, ist seit 1999 Abgeordneter der israelischen Knesset. Er gehört der Likud-Partei an, ab 2015 war er Arbeits- und Sozialminister im Kabinett von Benjamin Netanjahu. Seit Dezember 2022 amtiert er als Tourismusminister. Katz kam 1947 in Lüneburg zur Welt als Sohn von Holocaust-Überlebenden, die sich nach dem Krieg im ehemaligen KZ Bergen-Belsen kennengelernt hatten. Als er anderthalb Jahre alt war, gingen seine Eltern mit ihm nach Israel. Katz ist verheiratet und hat drei Kinder.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema