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Ausland Tropisches Mayotte

Ab dem 1. Januar hat die EU ein Inselparadies

So schön ist es in der EU – demnächst: Der Strand einer Insel des ostafrikanischen Archipels von Mayotte, das ab 1. Januar 2014 Teil der Europäischen Union wird So schön ist es in der EU – demnächst: Der Strand einer Insel des ostafrikanischen Archipels von Mayotte, das ab 1. Januar 2014 Teil der Europäischen Union wird
So schön ist es in der EU – demnächst: Der Strand einer Insel des ostafrikanischen Archipels von Mayotte, das ab 1. Januar 2014 Teil der Europäischen Union wird
Quelle: dpa-tmn
Von wegen erweiterungsmüde – während die Ukraine noch zaudert, bekommt die EU am 1. Januar ein zwar kleineres, aber viel wärmeres Territorium dazu: die zu Frankreich gehörende Inselgruppe Mayotte.

Ab 1. Januar 2014 reichen die Grenzen der EU bis nach Ostafrika. Zu Neujahr erhält die Inselgruppe Mayotte den Status eines „Gebiets in äußerster Randlage“ und zählt damit offiziell zum Territorium der Europäischen Union. Die Meinungen über die Sinnhaftigkeit dieses Unterfanges gehen allerdings auseinander.

Mayotte ist ein tropisches Inselparadies und liegt zwischen Mosambik und Madagaskar vor der Küste Afrikas. Der Euro ist schon lange offizielle Währung des Archipels. Auch nach dem Ende des französischen Kolonialreichs wurde die Region nicht unabhängig – allerdings wollte man das dort auch gar nicht. Die Bewohner von Mayotte sahen sich als „französische Übersee-Bevölkerung“. In einer Volksbefragung stimmten 2009 mehr als 95 Prozent der Wahlberechtigten dafür, dass ihre Eilande ein offizielles „Übersee-Department“ Frankreichs werden, 2011 trat das in Kraft und ab 2014 gehören sie auch zur EU.

Der neue Status der Inselgruppe unterstreicht nun vor allem Unterschiede zur restlichen EU. Der Präsident von Mayotte heißt zwar François Hollande, doch mehr haben die Mahoren kaum mit ihren französischen Mitbürgern gemein. Nach Angaben des britischen Senders BBC beherrscht nur etwa die Hälfte der Bevölkerung die französische Sprache. Auf Mayotte liegt das jährliche Bruttoinlandprodukt pro Einwohner bei 6.500 Euro, der EU-Durchschnitt ist sechsmal höher. Zudem bekennen sich 97 Prozent zum Islam.

Wo das EU-Recht beginnt, endet die Vielweiberei

Für die Gesetzgebung dürfte dies eine Hürde darstellen: Konnten die Bewohner bisher zwischen muslimischem oder französischem Recht wählen, findet nun auch EU-Recht Anwendung. Über die Polygamie werden junge Mahoren vermutlich nur noch in Geschichtsbüchern lesen, Familienstreitigkeiten werden nicht mehr vor dem islamischen Richter ausgetragen und das Mindestheiratsalter wird auf 18 Jahre angehoben.

Ein bedeutender Teil der französischen Steuerzahler stellt sich die Frage nach dem Sinn der Außengrenzen im Indischen Ozean. Nationalisten sprechen von einer „Bürde“. Die Regierung argumentiert mit Fischerei- und Handelslizenzen. Jüngst installierte Paris auch Militärstützpunkte auf der Insel.

Doch selbst auf Mayotte ist man trotz klarem Volksentscheid noch immer gespaltener Meinung über die Beziehungen zum Mutterland. Für die steigenden Lebenshaltungskosten machten Demonstranten 2011 in Massenkundgebungen Frankreich verantwortlich. Medienberichten zufolge kam bei gewalttätigen Zusammenstößen mindestens ein Mensch ums Leben.

Kommen die Insulaner mit dem EU-Geld zurecht?

Auf der anderen Seite haben sich die Inseln dank des französischen Einflusses zum entwicklungspolitischen Paradies entwickelt: Seit 1987 gingen etwa 680 Millionen Euro nach Mayotte. In Zukunft ist noch mehr drin, denn dann können die Insulaner auch von der EU-Regionalförderung profitieren. „Eine Herausforderung für Mayotte wird darin bestehen, die Vorbereitungen voranzutreiben, die neu verfügbaren EU-Gelder zu verwalten und richtig einzusetzen“, so der EU-Kommissar für Regionalpolitik, Johannes Hahn.

Unter seinen Nachbarn sorgt die Sonderstellung von Mayotte immer wieder für Missstimmung. Obwohl das Archipel nicht auf dem gleichen wirtschaftlichen Niveau wie andere EU-Gebiete liegt, besitzt es im afrikanischen Vergleich bescheidenen Reichtum. Die umliegenden Inselregierungen dürften daher auch künftig mit einer Mischung aus Neid und Sorge auf das EU-Exil blicken. Dazu zählen beispielsweise die Komoren, zu denen Mayotte geographisch gehört. Auf dieser Inselgruppe grassieren Armut und Unterentwicklung. Wer flüchten kann, tut es.

Zuwanderung mit dem Kwassa-Kwassa

„Seit Jahrzehnten benutzen Menschen kleine offene Boote, sogenannte Kwassa-Kwassa, um von den Komoren auf das wohlhabendere französische Territorium zu gelangen“, sagt ein Sprecher des UN-Flüchtlingskommissariats. Vergangenes Jahr starben 69 Menschen bei der riskanten Überfahrt, die je nach Ausgangspunkt weniger als 54 Seemeilen oder 100 Kilometer beträgt. Insgesamt sollen seit der Unabhängigkeit der Komoren 1975 etwa 7.000 Menschen dieses Wagnis eingegangen sein.

Die Komoren erheben seit langem Gebietsansprüche auf Mayotte – und wurden dabei auch von der Afrikanischen Union (AUえーゆー) unterstützt. Mehrmals hatte die AUえーゆー versucht, Mayotte auf diplomatischem Weg in die Komoren einzugliedern, allerdings ohne Erfolg: Der Drang, zu Europa zu gehören, war größer. Die in der Region schwelenden Rivalitäten wird der neue Status der Inselgruppe aber wohl nicht entschärfen.

KNA

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