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Ausland Verhandlungsmarathon

Übermüdeter Hollande löst gewisse Verwirrung aus

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Der französische Präsident deutlich gezeichnet: Nach den Minsker-Verhandlungen und dem EU-Gipfel braucht er dringend ein Nickerchen Der französische Präsident deutlich gezeichnet: Nach den Minsker-Verhandlungen und dem EU-Gipfel braucht er dringend ein Nickerchen
Der französische Präsident deutlich gezeichnet: Nach den Minsker-Verhandlungen und dem EU-Gipfel braucht er dringend ein Nickerchen
Quelle: REUTERS
17 Stunden Verhandlungen in Minsk, dann der EU-Gipfel: Während Bundeskanzlerin Merkel den Schlafmangel wie ein Kamel wegsteckt, wird Frankreichs Präsident Hollande von Schlafentzug übermannt.

Rund 17 Stunden lang haben Frankreichs Präsident und die deutsche Kanzlerin in Minsk um einen Waffenstillstand in der Ukraine gerungen. Danach ging es direkt weiter zum EU-Gipfel nach Brüssel. Für Schlaf blieb da kaum Zeit. Höchstens ein Nickerchen im Flugzeug dürfte möglich gewesen sein.

Während Angela Merkel diesen Entzug scheinbar locker wegsteckte, zeigte François Hollande in der Nacht zu Freitag Ermüdungserscheinungen. Bei der Pressekonferenz am späten Donnerstagabend in Brüssel fiel es dem 60-Jährigen merklich schwer, sich zu konzentrieren.

Neben kleineren Versprechern verwechselte er in der Antwort auf eine Journalistenfrage unter anderem die Länder Griechenland und Ägypten. Eine entscheidende Kleinigkeit, vor allem vor dem Hintergrund, dass man mit Ägypten über einen Waffendeal verhandelt, mit Griechenland hingegen über Schulden. An eine andere Frage konnte sich Frankreichs Staatschef zunächst gar nicht mehr erinnern.

Hollandes Humor hat unter der durcharbeiteten Nacht allerdings nicht gelitten. „Wir werden diese Pressekonferenz gleich beenden“, kommentierte er lachend und selbstironisch. „Ich sorge für gewisse Verwirrung.“ Nach solch diplomatischen Herausforderungen muss man sich für Konzentrationsschwächen nicht schämen.

Ist Angela Merkel ein Schlafkamel?

Nicht nur Hollandes Konzentration, sondern offenbar auch sein Orientierungssinn haben unter dem Schlafentzug gelitten – zumindest, wenn man den Aussagen seiner Personenschützer glaubt. Laut der französischen Zeitung „La Croix“ hatten sie während des Treffens im Minsker Präsidentenpalast zwischenzeitlich ihren Präsidenten verloren, der zwischen den verschiedenen Räumen der Verhandlungspartner hin und her lief.

Hollande hätte sich gleich im eigenen Land einen Rat holen können, wie er einen solchen Verhandlungsmarathon besser durchstehen kann. Französische Forscher haben herausgefunden, dass schon ein kleines Nickerchen ab und zu hilft. Nach einer Nacht mit nur zwei Stunden Schlaf sollen 30 Minuten Nickerchen am Vormittag und Nachmittag schon reichen, um konzentrierter zu sein, berichten sie im „Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism“.

Quelle: Infografik Die Welt

Im Wissen um Hollandes Müdigkeit ist es fast schon unheimlich, wie Angela Merkel es schaffte, durchgehend so wach und konzentriert zu wirken. Sie selbst sagte laut „Süddeutscher Zeitung“ einst über ihr Schlafbedürfnis: „Ich habe eine Art Kamelkapazität, mit Schlaf umzugehen.“ Fünf oder sechs Tage lang könne sie mit sehr wenig Schlaf umgehen, dann aber brauche sie wieder zehn, zwölf Stunden Erholung.

Ihr Schlafspeicher müsste jetzt allerdings langsam aufgebraucht sein. Denn nach den Gesprächen, die sie mit Hollande zusammen am Donnerstag und Freitag in Kiew und Moskau zur Vorbereitung des Minsk-Gipfels geführt hat, war sie am Wochenende in die USA und nach Kanada geflogen. Doch Merkel will noch nicht ins Bett. Am Donnerstagabend kündigte sie vor Journalisten an: „Morgen ist ein Arbeitstag.“

Experten warnen immer wieder vor den Folgen des Schlafentzugs – sie nennen in diesem Zusammenhang eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit und bemühen den Vergleich mit Alkoholkonsum. Sogar eine erhöhte Gefahr an Alzheimer zu erkranken wird genannt.

Eine positive Auswirkung von durchwachten Nächten gibt es allerdings auch: Sie scheinen die Leidtragenden zu verbinden. Zumindest könnte man das aus Hollandes lobenden Worten über die Kanzlerin schließen. „Wir waren immer offen, direkt, herzlich zueinander. Wir haben immer gut zusammengearbeitet. … Wir haben immer Kompromisse gefunden – in den unterschiedlichsten Bereichen“, sagte er nach dem EU-Gipfel am späten Donnerstagabend.

Mit dpa

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